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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Eifersucht an mir ausläßt, bis -«
    »Eifersucht?« rief er. »Meine Mutter ist auf dich so wenig eifersüchtig wie -«
    »Doch, Muni. Sie neidet mir dich. Sie neidet uns das, was wir haben. Sie neidet uns unsere Kinder. Und unsere zukünftigen Kinder. Was ich fertigbringe, hat sie nie fertiggebracht. Und dafür läßt sie mich bezahlen, indem sie mich schlimmer behandelt als jeden Dienstboten.«
    Er musterte sie von der anderen Seite des Zimmers aus. Er mußte doch erkennen, dachte sie, daß sie die Wahrheit sprach. Er mußte doch die Wahrheit in ihrem zerschundenen Gesicht und an ihrem Körper sehen, diesem Körper, der ihm schnell und mühelos die Söhne gebar, die er sich wünschte. Auch wenn ihrem Gesicht aller Reiz fehlte und ihr Körper am besten unter den Gewändern verborgen blieb, die zu tragen die Tradition von ihr verlangte, besaß Yumn dennoch jene eine Eigenschaft, die die Männer an einer Ehefrau am meisten schätzten. Und Muhannad würde sie bewahren wollen.
    »Was soll ich tun?« fragte Yumn und schlug demütig die Augen nieder. »Sag es mir, Muni. Und ich verspreche dir, ich werde tun, was du sagst.«
    Sie wußte, daß sie gewonnen hatte, als er zu ihr kam und sich vor den Hocker an ihrem Toilettentisch stellte. Er berührte ihr Haar, und sie wußte, daß er später - wenn sie einander gewesen waren, was sie einander sein sollten - zu seiner Mutter gehen und ihr verbieten würde, je wieder irgendwelche Forderungen an die Mutter seiner Söhne zu stellen. Er wickelte ihren Zopf um sein Handgelenk, und Yumn wußte, daß er sachte ihren Kopf zurückziehen und ihren Mund suchen und sie sogar in der schrecklichen Hitze dieses schrecklichen Tages nehmen würde. Und danach - Er riß ihren Kopf brutal zurück.
    »Muni!« schrie sie. »Du tust mir weh.«
    Er neigte sich über sie und sah sich ihre Wange an.
    »Siehst du, was sie getan hat.« Yumn wand sich unter seiner Hand.
    Er hob ihre Hand und betrachtete sie prüfend, betrachtete ebenso prüfend ihre Fingernägel. Mit seinem eigenen Nagel holte er unter ihrem ein wenig Blut und ein Fetzchen Haut ihres eigenen Gesichts heraus. Sein Mund verzog sich angewidert. Er schleuderte ihre Hand weg und ließ ihren Zopf so plötzlich los, daß sie rückwärts vom Hocker gefallen wäre, hätte sie sich nicht an sein Bein geklammert.
    Er zog ihre Hände weg. »Du bist unfähig«, sagte er. »Das einzige, was von dir verlangt wird, ist, daß du mit meiner Familie in Frieden lebst, und nicht einmal das bringst du fertig.«
    »Ich?« fragte sie heftig. »Ich bringe das nicht fertig?«
    »Geh hinunter und entschuldige dich bei meiner Mutter. Auf der Stelle.«
    »Das werde ich nicht tun. Sie hat mich geschlagen. Sie hat deine Frau geschlagen.«
    »Meine Frau« - er sagte das Wort mit einem höhnischen Lachen - »hatte es verdient, geschlagen zu werden. Du kannst von Glück reden, daß sie dich nicht schon früher geschlagen hat.«
    »Wie bitte? Bin ich dazu da, mißhandelt zu werden? Bin ich dazu da, gedemütigt zu werden? Soll ich wie ein Hund behandelt werden?«
    »Wenn du glaubst, du kannst deine Pflichten meiner Mutter gegenüber vernachlässigen, weil du zwei Kinder produziert hast, täuschst du dich. Du wirst tun, was sie dir sagt. Und du wirst tun, was ich dir sage. Als erstes wirst du jetzt deinen fetten Hintern nach unten bewegen und dich bei ihr entschuldigen.«
    »Nein, das werde ich nicht tun!«
    »Und danach gehst du in den Garten und bringst die Schweinerei, die du angerichtet hast, wieder in Ordnung.«
    »Ich werde dich verlassen«, sagte sie.
    »Bitte!« Er lachte, gar nicht freundlich. »Wieso glauben Frauen immer, daß ihnen für ihre Fähigkeit, Kinder zu gebären, Rechte zustehen sollten, die anderen vorbehalten sind? Man braucht keinen Grips, um schwanger zu werden, Yumn. Du erwartest, für etwas vergöttert zu werden, was ungefähr soviel Talent erfordert wie pinkeln oder kacken. Los jetzt, geh an die Arbeit. Und laß mir meine Ruhe.«
    Er ging zur Tür. Sie war wie erstarrt, Kälte und Hitze überschwemmten sie gleichzeitig. Er war ihr Mann. Er hatte kein Recht ... Sie war im Begriff, ihm einen dritten Sohn zu schenken ... vielleicht schon in diesem Moment wuchs dieser Sohn in ihrem Leib ... und er liebte sie, betete sie an, liebte sie abgöttisch um der Kinder willen, die sie ihm geboren hatte und gebären würde, und weil sie die Frau war, die sie war. Er konnte sie nicht verlassen. Nicht jetzt, nicht auf diese Weise. Nicht in einer Stimmung des

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