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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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entlassen. Heb jetzt diese Hacke auf und tu, was ich dir sage.«
    »Ich sehe jetzt nach meinen Kindern.« Yumn machte sich auf den Weg zu dem Walnußbaum, wo ihre beiden Söhne - unberührt von dem Streit zwischen ihrer Mutter und ihrer Großmutter - ihre Spielzeugautos auf den alten, nackten Wurzeln umherflitzen ließen.
    »Das wirst du nicht tun. Erst tust du, was ich dir sage. Geh sofort wieder an deine Arbeit.«
    »Meine Söhne brauchen mich.« Yumn rief ihren Kindern zu: »Hallo, meine Schönen, soll eure Ammi-gee jetzt mit euch spielen?«
    Die Jungen blickten auf. Wardah rief: »Anas. Bishr. Geht ins Haus.«
    Verwirrt zögerten die Kinder.
    Yumn sagte heiter: »Hier kommt Ammi-gee, um mit ihren Jungen zu spielen. Was wollen wir denn spielen? Und wo? Oder wollen wir uns bei Mr. Howard ein Eis holen? Würde euch das Spaß machen, meine kleinen Lieblinge?«
    Sie strahlten bei der Aussicht auf ein Eis. Wieder griff Wardah ein.
    »Anas«, sagte sie streng, »du hast gehört, was ich gesagt habe. Geh mit deinem Bruder ins Haus. Auf der Stelle.«
    Der ältere Junge nahm seinen kleinen Bruder bei der Hand und zog ihn aus dem Schatten des Baumes. Gemeinsam rannten die beiden Jungen zur Küchentür.
    Yumn wirbelte herum. »Du Hexe!« schrie sie ihre Schwiegermutter an. »Du gemeine Kuh! Wie kannst du es wagen, meinen Kindern -«
    Der Schlag traf sie hart. Und so unerwartet, daß es Yumn die Sprache verschlug. Einen Moment lang vergaß sie, wer sie war und wo sie war. Sie war plötzlich zurückversetzt in ihre Mädchenzeit, hörte ihren Vater schimpfen und spürte seine harten Fingerknöchel, während er gegen sein Schicksal wütete, das es unmöglich machte, für sie einen Mann zu finden, ohne das Zehnfache der Mitgift zu bezahlen, die sie wert war. Und in diesem Moment des Vergessens stürzte sie sich auf Wardah. Sie packte sie bei ihrem dupatta, und als dieses von Wardahs Kopf hinunterrutschte, riß sie wütend an beiden Enden des Schals, zerrte und zog laut schreiend, bis sie ihre Schwiegermutter in die Knie gezwungen hatte.
    »Nein!« schrie sie. »Niemals! Niemals wirst du ... ich, die ich deinem Sohn Söhne geboren habe ...« Und als sie Wardah auf den Knien hatte, stieß sie ihre Schultern zu Boden.
    Sie begann zu treten. Sie trat mit den Füßen nach der sauber gehäuften Erde des Gemüsebeets, nach den Pflanzen, nach Wardah. Sie begann, die Tomaten um sich zu schleudern, und kreischte dabei: »Ich bin zehnmal soviel Frau ... fruchtbar ... bereit ... begehrt von einem Mann ... während du ... du ... mit deinem Gerede, daß ich unnütz sei ... du ...«
    Sie war so in Wut, daß sie die lauten Rufe zunächst nicht hörte. Sie merkte erst, daß jemand in den Garten gekommen war, als ihr die Arme nach hinten gerissen wurden und sie von der zusammengesunkenen Gestalt ihrer Schwiegermutter weggezerrt wurde.
    »Du Luder! Du Luder! Bist du denn völlig wahnsinnig geworden?«
    Die Stimme war so verzerrt vor Zorn, daß sie sie im ersten Moment nicht als die Muhannads erkannte. Er stieß sie brutal zur Seite und lief zu seiner Mutter. »Ammi, ist dir etwas passiert? Hat sie dir etwas angetan?«
    »Ich ihr etwas angetan?« schrie Yumn. Ihr dupatta war ihr von Kopf und Schultern gerutscht. Ihr Haar hatte sich gelöst. Der Ärmel ihres qamis war herausgerissen. »Sie hat mich geschlagen. Wegen nichts. Diese gemeine Kuh - «
    »Halt den Mund!« brüllte Muhannad. »Geh ins Haus. Zu dir komme ich gleich.«
    »Muni! Sie hat deine Frau ins Gesicht geschlagen. Und warum? Weil sie eifersüchtig ist. Sie -«
    Er sprang auf. In seinen Augen brannte ein Feuer, wie Yumn es nie zuvor gesehen hatte. Hastig wich sie zurück.
    Sie sagte leiser, in leidenderem Ton: »Nimmst du denn hin, daß jemand die Hand gegen deine Frau erhebt? Ganz gleich, wer?«
    Er maß sie mit einem Blick, aus dem so tiefe Abneigung sprach, daß sie zurückschreckte. Dann wandte er sich wieder seiner Mutter zu. Und als er ihr auf die Füße half, dabei leise auf sie einsprach und behutsam den Staub von ihren Kleidern klopfte, kehrte Yumn ihnen den Rücken und rannte ins Haus.
    Anas und Bishr hatten sich in der entferntesten Ecke der Küche hinter dem Tisch auf dem Boden zusammengekauert. Aber sie hielt nicht inne, um die Kinder zu beruhigen. Sie lief direkt nach oben ins Badezimmer.
    Ihre Hände zitterten unkontrollierbar, und sie hatte das Gefühl, ihre Beine würden gleich unter ihr nachgeben. Ihre Kleider klebten ihr am schweißnassen Körper, feuchte Erde saß in

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