Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Sklavenarbeit im Garten - steckte. Wardah wollte sie dafür bestrafen, daß ihr so leicht gelungen war, was sie selbst beinahe überhaupt nicht zustande gebracht hätte. Sie hatte nicht lang gebraucht, um herauszubekommen, daß Wardah und Akram Malik zehn Jahre verheiratet gewesen waren, ehe Wardah endlich Muhannad geboren hatte. Und weitere sechs Jahre waren vergangen, ehe sie ihrem Mann die Tochter Sahlah beschert hatte. Das hieß, sechzehn Jahre des Bemühens hatten ganze zwei Kinder hervorgebracht. Yumn wußte, daß sie selbst in der gleichen Zeit Muhannad mehr als ein Dutzend Kinder schenken würde, und die meisten von ihnen männlich. Wenn also Wardah Malik ihrer Schwiegertochter gegenüberstand, sah sie eine Frau vor sich, die ihr weit überlegen war. Und nur indem sie sie unterdrückte, konnte sie hoffen, sie in Schranken zu halten.
    Sollte sie in einer Hölle voller Ratten und Ungeziefer auf ewig die grausamsten aller grausamen Qualen leiden, dachte Yumn, während sie ihre Hacke in die beinharte Erde hieb, die trotz täglicher Güsse von der Hitze steinhart gebacken schien. Mit aller Kraft ließ sie ihre Hacke auf einen Erdklumpen unter einer der Tomatenpflanzen hinuntersausen und stellte sich dabei vor, dieser Brocken, der wie der Felsen von Gibraltar geformt war, wäre Wardahs Gesäß.
    Zack, machte die Hacke. Die alte Hexe fährt erschrocken in die Höhe. Zack. Zack. Die widerliche Alte heult auf vor Schmerz. Yumn lächelte. Zack. Zack. Zack. Die ersten Blutstropfen quellen aus dem Hintern der alten Kuh. Zack. Zack. Zack. Zack. Wardah stürzt zu Boden. Zackzackzackzackzack. Sie fleht mit erhobenen Händen um Gnade. Sie bettelt um Yumns Erbarmen, aber zackzackzackzackzack, Yumn weiß, daß der Moment ihres Triumphs gekommen ist, und nun, da ihre Schwiegermutter endlich schutzlos vor ihr im Staub kriecht, der Mordlust der Frau ihres eigenen Sohnes ausgeliefert, eine wahre - »Yumn! Hör sofort damit auf! Hör auf!«
    Wardahs Stimme brach in ihre Gedanken ein wie in einen Traum, und so abrupt wie eine Träumerin erwachte sie aus ihnen. Sie wurde sich bewußt, daß ihr Herz wie wild schlug und der Schweiß von ihrem Kinn auf ihr qamis tropfte. Der Griff der Hacke war glitschig geworden von der Feuchtigkeit ihrer Hände, und ihre mit Sandalen bekleideten Füße waren von der Erde zugedeckt, die sie bei ihrem wütenden Angriff losgebrochen hatte. Staub stieg auf allen Seiten auf und setzte sich auf ihr schweißüberströmtes Gesicht und ihre durchnäßten Kleider.
    »Was tust du da?« fragte Wardah scharf. »Du dummes Ding! Schau, was du angerichtet hast!«
    Durch die Staubwolken, die sie mit ihren Schlägen aufgewirbelt hatte, sah Yumn, daß sie vier der Tomatenpflanzen umgehackt hatte, die ihrer Schwiegermutter so teuer waren. Wie vom Sturm gefällte Bäume lagen sie da. Und ihre Früchte waren nur noch rotkörniger Matsch und nicht mehr zu retten.
    Wie offensichtlich Yumn selbst. Wardah warf ihre Gartenschere in den Korb und ging zornig auf ihre Schwiegertochter zu. »Mußt du denn alles zerstören, was du anfaßt?« rief sie. »Hast du schon jemals etwas richtig gemacht, worum ich dich gebeten habe?«
    Yumn starrte sie wortlos an. Ihre Nasenflügel blähten sich, und ihre Lippen verzogen sich zu einem Ausdruck wütenden Trotzes.
    »Du bist gedankenlos, faul und völlig egoistisch«, erklärte Wardah. »Glaub mir, Yumn, hätte uns dein Vater nicht anständig dafür bezahlt, daß wir dich ihm abnehmen, du wärst immer noch zu Hause und würdest deine Mutter quälen, anstatt nun mir nichts als Ärger zu machen.«
    Es war die längste Rede, die Wardah je in ihrem Beisein geführt hatte, und im ersten Moment war Yumn nur verblüfft, ihre sonst so untertänige Schwiegermutter so wortstark zu erleben. Doch ihre Überraschung verflog rasch, und es blieb nichts als ein wütendes Verlangen, dieser Frau ins Gesicht zu schlagen. Niemand durfte so mit ihr sprechen. Niemand durfte ohne Achtung, Untertänigkeit und Beflissenheit mit Muhannad Maliks Frau sprechen. Yumn hatte sich gerade wieder soweit gefaßt, daß sie zu einer Erwiderung bereit war, als Wardah von neuem zu sprechen begann.
    »Mach das hier sofort sauber. Trag die Pflanzen zum Komposthäufen. Bring das Beet wieder in Ordnung. Sofort, bevor ich etwas tue, was mir später vielleicht leid tun wird.«
    »Ich bin nicht deine Dienerin.« Yumn schleuderte die Hacke zu Boden.
    »Allerdings nicht. Eine so unnütze Dienerin wie dich hätte ich in der ersten Woche

Weitere Kostenlose Bücher