Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Zorns, die ihn vielleicht dazu verleiten würde, sich einer anderen zuzuwenden oder auch nur daran zu denken ... nein! Das würde sie nicht zulassen. Sie würde nicht die Zielscheibe seines Zorns bleiben.
    Hastig begann sie zu sprechen. »Ich tue meine Pflicht, dir und deiner Familie gegenüber. Und mein Lohn ist die Verachtung deiner Eltern und deiner Schwester. Sie sind boshaft und gemein zu mir. Und warum? Weil ich kein Blatt vor den Mund nehme. Weil ich die bin, die ich bin. Weil ich mich nicht hinter einer Maske von Sanftmut und Gehorsam verstecke. Ich bin nicht so eine, die die Augen niederschlägt und brav den Mund hält und sich als das kleine Unschuldslamm hinstellt. Ein Unschuldslamm? Die?« rief Yumn höhnisch. »Ha, in ein paar Wochen wird sie die Wahrheit nicht mehr unter ihrem gharara verstecken können. Dann wird sich zeigen, wer hier wirklich seine Pflicht tut und wer ein Leben führt, wie es ihr beliebt.«
    Schon an der Tür, drehte Muhannad sich um. Sein Gesicht war wie aus Stein gemeißelt. »Was sagst du da?«
    Yumn war erleichtert. Und der Erleichterung folgte Triumph. Sie hatte eine Krise abgewendet. »Ich sage genau das, was du vermutest. Deine Schwester ist schwanger. Und das hätten alle längst gemerkt, wenn sie sich nicht einzig darauf konzentrieren würden, mich zu beobachten für den Fall, daß ich irgend etwas tue. wofür sie mich prügeln können.«
    Sein Blick verfinsterte sich. Sie sah, wie die Muskeln in seinen Armen zuckten. Sie spürte, wie ihre Lippen sich zu einem Lächeln verziehen wollten, doch sie beherrschte sich. Nun würde die geliebte kleine Sahlah ihr blaues Wunder erleben. Vier ruinierte Tomatenpflanzen waren angesichts dieser Familienschande kaum der Rede wert. Muhannad riß die Tür mit solchem Ungestüm auf, daß sie gegen die Wand krachte und beim Zurückprallen gegen seine Schulter flog. Er verzog keine Miene.
    »Wohin gehst du?« fragte Yumn.
    Er antwortete nicht. Er ging aus dem Zimmer und stürmte die Treppe hinunter. Einen Moment später hörte sie den Motor des Thunderbird aufheulen und danach das Prasseln von Kies, der unter den durchdrehenden Rädern seines Wagens aufspritzte und gegen die Karosserie geschleudert wurde. Sie ging zum Fenster und sah ihn die Straße hinunterrasen.
    Ach, du meine Güte, dachte sie und gestattete sich das Lächeln, das sie in Anwesenheit ihres Mannes unterdrückt hatte. Die arme kleine Sahlah würde jetzt einiges erleben.
    Yumn ging zur Tür und schloß sie.
    Wie heiß es ist, dachte sie und streckte ihre Arme über ihren Kopf. Eine Frau wie sie, die im besten gebärfähigen Alter war, durfte sich in der Hitze keinesfalls überanstrengen. Sie würde ein schönes langes Nickerchen machen, bevor sie sich um Wardahs lästige Pflanzen kümmerte.
    »Aber, Em«, sagte Barbara, »er hatte ein Motiv, er hatte die Gelegenheit, und jetzt wissen wir auch, daß er die Mittel hatte. Wie lange würde er denn brauchen, um zu Fuß von diesem Haus zum Jachthafen zu gehen? Eine Viertelstunde? Zwanzig Minuten? Das ist doch gar nichts. Und der Weg vom Haus zum Strand ist so gut gekennzeichnet, daß man ihn sogar vom Bootsverleih aus sehen kann. Er hätte also nicht einmal eine Taschenlampe gebraucht, um den Weg zu finden. Kein Wunder, daß wir nicht einen einzigen Zeugen gefunden haben, der an dem Abend jemanden auf dem Nez oder in der Nähe gesehen hat.«
    »Außer Cliff Hegarty.« Emily ließ den Ford an.
    »Richtig. Und er hat uns Theo Shaw praktisch auf dem Präsentierteller überreicht, ich meine mit der Geschichte von Sahlah Maliks Schwangerschaft.«
    Emily fuhr rückwärts von dem Parkplatz herunter. Sie sprach erst wieder, als sie auf der Straße waren, die in den Ort führte.
    »Theo Shaw ist nicht der einzige, der am Jachthafen einen von Charlies Zodiacs hätte klauen können, Barb«, sagte sie. »Willst du Eastern Imports, World Wide Tours, Klaus Reuchlein und Hamburg einfach vergessen? Willst du alle diese Verbindungen zwischen Querashi und Muhannads zwielichtigen Geschäften als Zufälle bezeichnen? Die Anrufe bei Reuchlein in Hamburg? Den Frachtbrief von Eastern Imports im Schließfach? Muhannads nächtliche Fahrt zu diesem Lagerhaus?«
    »Wenn Muhannad zwielichtige Geschäfte macht«, gab Barbara zu bedenken.
    »Er ist morgens um eins mit einem LKW bei Eastern Imports weggefahren«, sagte Emily. »Wenn da nicht zwielichtige Geschäfte dahinterstecken! Glaub mir, Barb. Ich kenne den Mann.«
    Sie brausten über die Straße in Richtung

Weitere Kostenlose Bücher