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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Schwester war viele tausend Meilen weit fort oder tot. Und doch, da war sie, fuhr herum, ein mageres Ding, zerlumpt und wild, das Haar zerzaust. Tränen traten Hodor in die Augen und gefroren dort.
    Alles drehte sich von innen nach außen und von oben nach unten, und Bran befand sich wieder in seinem eigenen Körper, halb im Schnee vergraben. Der brennende Wiedergänger ragte über ihm auf und hob sich wie ein Riese vor den Bäumen in ihren Leichenhemden aus Schnee ab. Es war einer von den nackten Wiedergängern, sah Bran, doch im nächsten Augenblick schüttelte einer der Bäume um ihn herum seinen Schnee ab, der auf seinem Kopf landete.
    Als er wieder zu sich kam, lag er auf einem Bett aus Kiefernnadeln unter einem dunklen Dach aus Stein. Die Höhle. Ich bin in der Höhle. Er schmeckte immer noch Blut im Mund, wo er sich auf die Zunge gebissen hatte, doch rechts neben ihm brannte ein Feuer, und nichts hatte sich je so schön angefühlt, wie die Hitze, die auf sein Gesicht strahlte. Summer war da, schnüffelte an ihm, und Hodor war klitschnass. Meera wiegte Jojens Kopf in ihrem Schoß. Und dieses Arya-Geschöpf stand vor ihnen und hielt ihre Fackel.
    »Der Schnee«, sagte Bran. »Er ist auf mich gefallen. Hat mich begraben.«
    »Er hat dich versteckt. Ich habe dich herausgezogen.« Meera nickte dem Mädchen zu. »Aber sie hat uns gerettet. Die Fackel … das Feuer tötet sie.«
    »Feuer verbrennt sie. Feuer hat stets Hunger.«
    Das war nicht Aryas Stimme und auch nicht die eines Kindes. Es war die Stimme einer Frau, hoch und süß, und mit einer fremden Melodie, wie er sie noch nie gehört hatte. Aus dieser Stimme sprach eine Traurigkeit, die ihm das Herz brechen wollte. Bran blinzelte, um die Fremde genauer in Augenschein zu nehmen. Es war ein Mädchen, aber ein wenig kleiner als Arya, und ihre Haut war gesprenkelt wie das Fell eines Rehs unter einem Mantel aus Laub. Sie hatte eigentümliche Augen, groß und flüssig, golden und grün, schlitzförmig wie die einer Katze. Niemand hat solche Augen. Ihr Haar war ein Gewirr aus Braun und Rot und Gold, den Herbstfarben, und darin gewebt waren Ranken und Zweige und verwelkte Blumen.
    »Wer bist du?«, fragte Meera Reet.
    Bran wusste es. »Sie ist ein Kind. Ein Kind des Waldes.« Er zitterte, sowohl vor Verwunderung als auch vor Kälte. Sie waren in einer der Geschichten der Alten Nan angekommen.
    »Die Ersten Menschen haben uns Kinder genannt«, sagte die kleine Frau. »Die Riesen nannten uns Woh dak nag gran , das Eichhörnchenvolk, weil wir so klein und schnell sind und Bäume lieben, aber wir sind keine Eichhörnchen und keine Kinder. Unser Name in der Wahren Sprache bedeutet: Jene, die das Lied der Erde singen. Bevor eure Alte Sprache überhaupt gesprochen wurde, hatten wir unsere Lieder schon zehntausend Jahre gesungen.«
    Meera sagte: »Jetzt sprichst du die Gemeine Zunge.«
    »Für ihn. Für den Bran-Jungen. Ich wurde in der Zeit des Drachen geboren, und zweihundert Jahre lang wanderte ich durch die Welt der Menschen, um zu beobachten und zu lauschen und zu lernen. Ich würde noch immer wandern, aber meine Beine wurden müde, und mein Herz war erschöpft, daher kehrte ich um und ging zurück nach Hause.«
    »Zweihundert Jahre?«, fragte Meera.
    Das Kind lächelte. »Die Menschen, sie sind die Kinder.«
    »Hast du einen Namen?«, fragte Bran.
    »Wenn ich einen brauche.« Sie zeigte mit der Fackel auf einen schwarzen Spalt in der hinteren Wand der Höhle. »Unser Weg führt nach unten. Ihr müsst jetzt mitkommen.«
    Bran zitterte wieder. »Der Grenzer …«
    »Er kann nicht mitkommen.«
    »Sie werden ihn töten.«
    »Nein. Sie haben ihn schon vor langer Zeit getötet. Kommt jetzt. Unten in der Tiefe ist es wärmer, und niemand wird euch dort etwas zuleide tun. Er wartet auf dich.«
    »Die dreiäugige Krähe?«, fragte Meera.
    »Der Grünseher.« Und damit ging sie los, und ihnen blieb keine andere Wahl, als ihr zu folgen. Meera half Bran auf Hodors Rücken, obwohl der Korb halb zerdrückt und nass vom schmelzenden Schnee war. Dann schlang sie einen Arm um ihren Bruder und stützte ihn, damit er wieder auf die Beine kam. Er schlug die Augen auf. »Was?«, sagte er. »Meera? Wo sind wir?« Als er das Feuer sah, lächelte er. »Ich hatte einen eigenartigen Traum.«
    Der Weg war eng und verschlungen und so niedrig, dass Hodor sich ducken musste. Bran kauerte sich so gut wie möglich zusammen, aber dennoch stieß er immer wieder mit dem Kopf an die Decke. Bei jeder

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