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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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aus Eisen. Er wird mir die Gedärme herausreißen.
    Plötzlich war Summer zwischen ihnen. Bran sah, wie Haut zerrissen wurde, als wäre es billiger Stoff, hörte, wie Knochen splitterten. Er beobachtete, wie eine Hand mitsamt Handgelenk abgerissen wurde, wie blasse Finger zappelten, sah einen Ärmel aus schlichtem Stoff in ausgeblichenem Schwarz. Schwarz, dachte er, er trägt Schwarz, er hat zur Wache gehört. Summer schleuderte den Arm zur Seite, fuhr herum und versenkte die Zähne tief im Hals unter dem Kinn des toten Mannes. Als der große graue Wolf dort zerrte, löste sich das bleiche verweste Fleisch der Kehle und flog in alle Richtungen.
    Die abgetrennte Hand bewegte sich noch immer. Bran wälzte sich von ihr fort. Auf dem Bauch robbte er sich durch den Schnee und sah zwischen den Bäumen über sich wieder den orangefarbenen Schein.
    Fünfzig Schritt. Wenn er sich fünfzig Schritt weit schleppen konnte, würden sie ihn nicht erwischen. Die Feuchtigkeit drang in seine Handschuhe ein, als er Wurzeln und Steine packte und auf das Licht zukroch. Noch ein wenig, nur noch ein wenig weiter. Dann kannst du dich am Feuer ausruhen.
    Das letzte Licht war zwischen den Bäumen verschwunden. Die Nacht war angebrochen. Kalthand hackte und hieb auf die toten Männer ein, die ihn umzingelten. Summer riss an dem, den er zur Strecke gebracht hatte, und kaute auf seinem Gesicht herum. Niemand achtete auf Bran. Er kroch ein wenig höher und zog seine nutzlosen Beine hinter sich her. Wenn ich diese Höhle erreichen kann …
    » Hoooodor«, hörte er ein Wimmern von unten.
    Und plötzlich war er nicht mehr Bran, der verkrüppelte Junge, der durch den Schnee kroch, plötzlich war er Hodor, der viel weiter unten am Hang war und dem ein Wiedergänger in die Augen stechen wollte. Brüllend kam er auf die Beine und stieß das Ding grob zur Seite. Es fiel auf ein Knie, stand aber sofort wieder auf. Bran riss Hodors Langschwert aus dem Gürtel. Tief im Inneren hörte er den armen Hodor weiter jammern, doch nach außen verkörperte der Stallbursche über zwei Meter geballten Zorns mit altem Eisen in der Hand. Er hob das Schwert und brachte es auf den toten Mann nieder, grunzte, als die Klinge nasse Wolle und verrostetes Kettenhemd und verrottetes Leder zerteilte und tief in die Knochen und das Fleisch darunter eindrang. » HODOR!«, brüllte er und schlug erneut zu. Diesmal trennte er dem Wiedergänger den Kopf vom Rumpf, und für einen Moment lang frohlockte er … bis zwei tote Hände blind nach seiner Kehle tasteten.
    Bran wich zurück, blutete, und Meera Reet war plötzlich da und trieb ihren Froschspeer tief in den Rücken des Wiedergängers. »Hodor«, brüllte Bran erneut und winkte sie den Hang herauf. » Hodor, hodor.« Jojen wand sich schwach an der Stelle, wo sie ihn abgelegt hatte. Bran ging zu ihm, senkte das Langschwert, nahm den Jungen auf Hodors Arm und erhob sich wieder. » HODOR!«, brüllte er.
    Meera ging voraus nach oben und stieß nach den Wiedergängern, wann immer sie ihnen zu nahe kamen. Diese Wesen konnte man nicht verwunden, aber sie bewegten sich langsam und unbeholfen. »Hodor«, sagte Hodor bei jedem Schritt. »Hodor, hodor.« Er fragte sich, was Meera denken würde, wenn er ihr jetzt sagte, dass er sie liebe.
    Über ihnen tanzten lodernde Gestalten im Schnee. Die Wiedergänger, begriff Bran. Jemand hat die Wiedergänger in Brand gesetzt. Summer fauchte und schnappte, während er um den herumsprang, der ihnen am nächsten war, eine große Ruine von einem Mann, der in wirbelnde Flammen gehüllt war. Er sollte nicht so nah herangehen, was macht er da bloß? Dann entdeckte er sich selbst, mit dem Gesicht nach unten im Schnee. Summer versuchte, das Ding von ihm zu vertreiben. Was wird wohl geschehen, wenn es mich tötet?, fragte sich der Junge. Werde ich dann für immer in Hodor bleiben? Werde ich zurück in Summers Leib schlüpfen? Oder wäre ich dann einfach tot?
    Die Welt rotierte schwindelerregend um ihn herum. Weiße Bäume, schwarzer Himmel, rote Flammen, alles drehte sich, bewegte sich, kreiste. Er spürte, wie er stolperte. Dann hörte er Hodor schreien: »Hodor, hodor, hodor, hodor. Hodor, hodor, hodor, hodor. Hodor, hodor, hodor, hodor, hodor.« Eine Wolke aus Raben flatterte aus der Höhle hervor, und er sah ein kleines Mädchen mit einer Fackel in der Hand, das hierhin und dorthin rannte. Einem Augenblick lang glaubte Bran, es wäre seine Schwester Arya … Welcher Wahnsinn, denn er wusste, seine

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