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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Berührung löste sich lockere Erde und rieselte ihm in Augen und Haare, und einmal krachte er mit der Stirn gegen eine dicke weiße Wurzel, die aus der Tunnelwand wuchs. Ihre Fäden hingen herab, und dazwischen breiteten sich Spinnweben aus.
    Das Kind ging mit der Fackel in der Hand voraus, ihr Mantel aus Blättern wisperte, aber der Gang hatte so viele Biegungen, dass Bran sie bald nicht mehr sehen konnte. Ab da hatten sie nur noch das Licht, das von den Wänden widerschien. Nachdem sie ein Stück hinter sich gebracht hatten, teilte sich die Höhle, aber in dem einen Gang war es stockfinster, daher wusste sogar Hodor, dass sich die Fackel im anderen bewegen musste.
    So wie sich die Schatten verrenkten, wirkte es, als würden sich sogar die Wände bewegen. Bran sah große weiße Schlangen, die sich um ihn herum aus der Erde schoben und wieder zurückzogen, und vor lauter Angst klopfte sein Herz ganz laut. Er fragte sich, ob sie in ein Nest von Milchschlangen oder riesigen Grabwürmern geraten waren, weich und bleich und schwabbelig. Grabwürmer haben Zähne.
    Hodor sah sie ebenfalls. »Hodor«, jammerte er und wollte nicht weitergehen. Aber als das Mädchen-Kind stehen blieb, damit sie aufholen konnten, bewegte sich das Fackellicht nicht mehr, und nun erkannte Bran, dass die Schlangen nur weiße Wurzeln waren wie die, an der er sich den Kopf gestoßen hatte. »Das sind Wehrholzwurzeln«, sagte er. »Erinnerst du dich an den Herzbaum im Götterhain, Hodor? An den weißen Baum mit den roten Blättern? Ein Baum kann dir nichts tun.«
    »Hodor.« Hodor stürmte weiter und eilte dem Kind und ihrer Fackel hinterher, tiefer in die Erde hinein. Sie erreichten eine weitere Gabelung und danach noch eine, ehe sie in eine hallende Höhle kamen, die so groß war wie die Große Halle von Winterfell. Von der Decke hingen Steinzähne, und andere ragten aus dem Boden. Das Kind mit dem Blättermantel ging um sie herum. Von Zeit zu Zeit blieb sie stehen und winkte ungeduldig mit ihrer Fackel. Hier entlang, schien sie zu sagen, hier entlang, hier entlang und schneller.
    Es folgten weitere Abzweigungen, weitere Kammern, und irgendwo von rechts hörte Bran tropfendes Wasser. Als er dort hinschaute, starrten ihn Augen an, Schlitzaugen, die hell glühten und in denen sich die Fackel spiegelte. Noch mehr Kinder, redete er sich ein, das Mädchen ist nicht das einzige, aber trotzdem fiel ihm unweigerlich die Geschichte von Gendels Kindern ein, die er von der Alten Nan gehört hatte.
    Die Wurzeln waren überall und bohrten sich durch Erde und Stein, versperrten manche Durchgänge und hielten an manchen Stellen die Decke. Alle Farbe ist verschwunden, erkannte Bran plötzlich. Die Welt bestand nur noch aus schwarzer Erde und weißem Holz. Der Herzbaum in Winterfell hatte Wurzeln, die so dick waren wie das Bein eines Riesen, und diese waren sogar noch dicker. Und so viele hatte Bran überhaupt noch nicht gesehen. Über uns muss ein ganzer Wald aus Wehrholzbäumen wachsen.
    Wieder schwand das Licht. So klein sie auch sein mochte, so schnell konnte Das-Kind-das-kein-Kind-war laufen, wenn sie wollte. Während Hodor hinter ihr herstapfte, knirschte etwas unter seinen Füßen. Er blieb so plötzlich stehen, dass Meera und Jojen ihm beinahe in den Rücken gelaufen wären.
    »Knochen«, sagte Bran. »Es sind Knochen.« Der Boden des Gangs war damit übersät, mit Knochen von Vögeln und Tieren. Aber es gab auch größere, die von Riesen stammen mussten, und kleinere, die den Kindern gehört haben mochten. Zu beiden Seiten starrten aus Nischen, die in den Stein gehauen waren, Schädel auf sie herab.
    Bran sah einen Bärenschädel und einen Wolfsschädel, ein halbes Dutzend Menschenschädel und fast genauso viele Riesenschädel. Die übrigen waren klein und eigenartig geformt. Kinder des Waldes. Die Wurzeln waren in sie hinein- und um sie herum- und durch sie hindurchgewachsen. Durch jeden von ihnen. Auf manchen hockten Raben und schauten ihnen mit den glänzenden schwarzen Augen beim Vorbeigehen zu.
    Der letzte Teil ihres dunklen Weges war der steilste. Den Abschluss erledigte Hodor auf dem Hintern und rutschte durch die rasselnden Knochen, über lockere Erde und Steine hinunter. Das Mädchen-Kind wartete auf sie und stand am einen Ende einer natürlichen Brücke, die sich über einen gähnenden Abgrund spannte. Unten in der Dunkelheit hörte Bran das Rauschen von Wasser. Ein unterirdischer Fluss.
    » Müssen wir hinüber?«, fragte Bran, nachdem die

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