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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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»Spürt ihr die Kälte? Dort ist etwas. Wo sind sie?«
    » In der Höhle?«, schlug Meera vor.
    »Die Höhle schützt ein Bannkreis. Sie können nicht vorbei.« Der Grenzer zeigte mit seinem Schwert nach oben. »Dort könnt ihr den Eingang sehen. Auf halben Weg nach oben, zwischen den Wehrholzbäumen, der Spalt im Fels.«
    »Ich sehe ihn«, sagte Bran. Raben flogen hinein und heraus.
    Hodor verlagerte sein Gewicht: »Hodor.«
    »Ich sehe nur eine Falte im Fels, mehr nicht«, sagte Meera.
    »Dort gibt es einen Durchgang. Am Anfang steil und kurvig, ein Stollen durch den Fels. Wenn ihr ihn erreicht, seid ihr in Sicherheit.«
    »Was ist mit Euch?«
    »Die Höhle schützt ein Bannkreis.«
    Meera betrachtete die Spalte im Hang. »Das können nicht mehr als tausend Schritte von hier aus sein.«
    Nein, dachte Bran, aber tausend Schritte nach oben. Der Hügel war steil und dicht bewaldet. Der Schneefall hatte vor drei Tagen aufgehört, aber geschmolzen war nichts. Unter den Bäumen war der Boden mit einer weißen Decke überzogen, die noch immer unberührt war. »Hier ist niemand«, sagte Bran tapfer. »Seht nur den Schnee. Keine Fußspuren.«
    »Die Weißen Wanderer wandeln ohne Gewicht über den Schnee«, sagte der Grenzer. »Sie hinterlassen keine Fußabdrücke.« Ein Rabe stieß von oben herab und setzte sich auf seine Schulter. Nur ein Dutzend der großen schwarzen Vögel begleiteten sie noch. Der Rest war unterwegs verschwunden; bei jeder Dämmerung, wenn sie aufstanden, waren es weniger gewesen. » Kommt«, krächzte der Vogel. » Kommt, kommt.«
    Die dreiäugige Krähe, dachte Bran, der Grünseher. »Es ist nicht so weit«, sagte er. »Ein kleiner Aufstieg, dann sind wir in Sicherheit. Vielleicht können wir ein Feuer anmachen.« Alle froren, allen war kalt, alle hatten Hunger. Nur der Grenzer nicht, und Jojen Reet war zu schwach, um ohne Hilfe zu gehen.
    »Ihr geht.« Meera Reet beugte sich zu ihrem Bruder hinunter. Er saß auf einem Eichenstumpf, hatte die Augen geschlossen und zitterte heftig. Was von seinem Gesicht zu sehen war, unter Kapuze und Schal, war so farblos wie der Schnee, doch schwache Wölkchen bildeten sich vor seiner Nase, wann immer er ausatmete. Meera hatte ihn den ganzen Tag getragen.
    Ein bisschen Essen und ein Feuer, dann fühlt er sich wieder besser, versuchte sich Bran einzureden, aber er war nicht sicher.
    »Ich kann nicht kämpfen und Jojen tragen, der Hang ist zu steil«, sagte Meera. »Hodor, du bringst Bran nach oben in die Höhle.«
    »Hodor.« Hodor klatschte in die Hände.
    »Jojen muss nur ein bisschen essen«, sagte Bran und fühlte sich elend. Vor zwölf Tagen war der Elch zum dritten und letzten Mal zusammengebrochen, und Kalthand hatte sich neben das Tier in die Schneewehe gekniet und in einer fremden Sprache einen Segen gesprochen, während er ihm die Kehle aufschlitzte. Bran hatte wie ein kleines Mädchen geweint, als das helle Blut herausgespritzt war. Nie hatte er sich so sehr als Krüppel gefühlt wie in diesem Augenblick, in dem er hilflos zuschauen musste, wie Meera Reet und Kalthand das tapfere Tier, das sie so weit getragen hatte, in Stücke zerlegten. Er hatte sich geschworen, nichts davon zu essen und lieber zu hungern, als einen Freund zu verspeisen, doch am Ende hatte er zweimal gegessen, einmal in seinem eigenen Leib, und einmal in Summers. Mochte der Elch auch mager und ausgehungert gewesen sein, das Fleisch, das der Grenzer von den Knochen geschnitten hatte, hatte ihnen sieben Tage lang Kraft gegeben, bis sie, um ein kleines Feuer in den Ruinen einer alten Hügelfestung gedrängt, die letzten Reste verschlungen hatten.
    »Er muss essen«, stimmte Meera zu und strich ihrem Bruder über die Stirn. »Wir alle müssen essen, aber hier gibt es nichts. Geht. «
    Bran rann eine Träne aus dem Auge, die auf seiner Wange gefror. Kalthand nahm Hodor am Arm. »Das Licht schwindet. Wenn sie nicht schon hier sind, werden sie bald da sein. Los.«
    Ausnahmsweise wortlos schlug sich Hodor den Schnee von den Beinen und stapfte hinauf durch die Schneewehen, mit Bran auf seinem Rücken. Kalthand stakste neben ihnen, seine Klinge in einer schwarzen Hand. Summer folgte ihnen. An manchen Stellen war der Schnee tiefer als der Schattenwolf, und dann musste das Tier anhalten und sich schütteln, wenn es wieder einmal durch die dünne Kruste eingebrochen war. Während sie aufstiegen, drehte sich Bran unbeholfen im Korb um und schaute zu, wie Meera ihrem Bruder auf die Beine half. Er ist

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