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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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gefällig?« Der Halbmaester besiegte ihn zwar immer, aber wenigstens war es ein angenehmer Weg, sich die Zeit zu vertreiben.
    »Heute Abend. Möchtest du mitkommen? Der Junge Greif hat jetzt Unterricht.«
    »Warum nicht? Irgendwer muss ja Eure Fehler verbessern.«
    Auf der Scheuen Maid gab es vier Kabinen. Yandry und Ysilla teilten sich eine, Greif und der Junge Greif eine weitere. Septa Lemore hatte ihre eigene und Haldon ebenfalls. Die Kabine des Halbmaesters war die größte. An einer Wand standen Bücherregale und Kisten mit alten Schriftrollen und Pergamenten; an einer anderen ein Gestell mit Salben, Kräutern und Tränken. Durch das wellige gelbe Glas des runden Fensters schien goldenes Licht herein. Außerdem gab es eine Koje, einen Schreibtisch, einen Stuhl, einen Hocker und den Cyvasse -Tisch des Halbmaesters, auf dem die geschnitzten Holzfiguren standen.
    Der Unterricht begann mit Sprachen. Der Junge Greif sprach die Gemeine Zunge wie seine Muttersprache, und Hochvalyrisch beherrschte er ebenfalls flüssig, dazu die einfachen Dialekte von Pentos, Tyrosh, Myr und Lys sowie die Handelssprache der Seeleute. Der volantische Dialekt war ihm genauso neu wie Tyrion, und so lernten sie jeden Tag ein paar Wörter mehr, wobei Haldon sie ständig verbesserte. Meereenisch war schwerer; zwar hatte es seine Wurzeln ebenfalls im Valyrischen, doch der Baum hatte in der harten, hässlichen Sprache von Alt-Ghis Wurzeln geschlagen. »Man braucht ja eine Biene in der Nase, um Ghiscari richtig auszusprechen«, beschwerte sich Tyrion. Der Junge Greif lachte, doch der Halbmaester sagte nur: »Noch mal.« Der Junge gehorchte, obwohl er die Augen verdrehte, als er das Ssss diesmal hervorbrachte. Er hat ein besseres Ohr als ich, musste Tyrion zugeben. Obwohl meine Zunge immer noch flinker ist.
    Dem Sprachunterricht folgte Geometrie. Hier legte der Junge weniger Gewandtheit an den Tag, aber Haldon war ein geduldiger Lehrer, und Tyrion konnte sich ebenfalls nützlich machen. In Casterly Rock hatte er die Geheimnisse von Vierecken und Kreisen und Dreiecken von den Maestern seines Vaters gelernt, und dieses Wissen stellte sich jetzt schneller wieder ein, als er gedacht hätte.
    Als sie zu Geschichte kamen, wurde der Junge Greif unruhig. »Wir haben über die Geschichte von Volantis gesprochen«, sagte Haldon zu ihm. »Kannst du Yollo den Unterschied zwischen einem Tiger und einem Elefanten erklären?«
    »Volantis ist die älteste der Neun Freien Städte, die erste Tochter von Valyria«, antwortete der Junge gelangweilt. »Nach dem Verhängnis betrachteten sich die Volantener als Erben des Freistaates und rechtmäßige Herrscher der Welt, aber sie stritten sich darüber, wie sie diese Macht am besten erlangen sollten. Das Alte Blut bevorzugte das Schwert, während die Händler und Geldverleiher sich für den Handel aussprachen. Während sie um die Herrschaft der Stadt rangen, wurden die beiden Fraktionen als die Tiger und die Elefanten bekannt.
    Die Tiger regierten die Stadt beinahe ein Jahrhundert lang nach dem Verhängnis. Eine Zeitlang hatten sie großen Erfolg. Eine volantische Flotte eroberte Lys, eine volantische Armee besetzte Myr, und zwei Generationen lang wurden die Städte aus der Schwarzen Mauer heraus beherrscht. Das änderte sich, als die Tiger versuchten, sich auch Tyrosh einzuverleiben. Pentos trat auf der Seite von Tyrosh in den Krieg ein, zusammen mit dem Sturmkönig aus Westeros. Braavos stattete einen Verbannten aus Lys mit hundert Kriegsschiffen aus, und Aegon Targaryen flog von Dragonstone aus auf dem Schwarzen Schrecken herüber. Myr und Lys erhoben sich. Der Krieg verwandelte die Umstrittene Lande in eine Ödnis, und Lys und Myr konnten sich von dem Joch befreien. Die Tiger erlitten noch weitere Niederlagen. Die Flotte, die sie entsandten, um Valyria zurückzuerobern, verschwand im Rauchenden Meer. Qohor und Norvos drängten sie auf der Rhoyne zurück, als die Feuergaleeren auf dem Dolchsee kämpften. Aus dem Osten kamen die Dothraki und vertrieben das gemeine Volk aus seinen Hütten und die Edlen aus ihren Palästen, bis vom Wald von Qohor bis zum Quellgebiet der Selhoru nur noch Grasland und Ruinen blieben. Nach einem Jahrhundert des Kriegs stand Volantis gebrochen, mittellos und entvölkert da. Zu dem Zeitpunkt erhoben sich die Elefanten. Seit damals gehört ihnen die Herrschaft. In manchen Jahren stellen die Tiger einen Triarchen, in manchen auch nicht, aber niemals mehr als einen. Und so regieren die

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