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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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beim Zuschneiden und Nähen half. Ohne Zweifel wollte er ihn demütigen, doch Tyrion genoss die Arbeit mit der Nadel. Lemore war stets eine angenehme Gesellschaft, auch wenn sie ihn immer schalt, wenn er auf die Götter schimpfte. Wenn Greif einen Narren aus mir machen will, dann spiele ich das Spiel eben mit. Irgendwo, das wusste er, würde Lord Tywin Lannister sitzen und voller Entsetzen zuschauen, und das nahm dem Ganzen den Stachel.
    Seine andere Pflicht war hingegen keine Narrenaufgabe. Ente hat sein Schwert und ich meine Feder und mein Pergament. Greif hatte ihm befohlen, alles aufzuschreiben, was er über Drachenkunde wusste. Das war eine schwierige Aufgabe, aber der Zwerg arbeitete jeden Tag daran, saß im Schneidersitz auf dem Kabinendach und kritzelte, was das Zeug hielt.
    Tyrion hatte im Laufe der Jahre viel und noch viel mehr über Drachen gelesen. Zumeist hatte es sich dabei um einfältige Geschichten gehandelt, auf deren Wahrheitsgehalt man sich nicht verlassen konnte, und die Bücher, die Illyrio ihnen mitgegeben hatte, waren nicht gerade die, die er sich gewünscht hätte. Vor allem brauchte er eine vollständige Fassung von Die Feuer des Freistaats, Galendros Geschichte Valyrias. In Westeros war jedoch kein vollständiges Exemplar dieses Werkes bekannt, selbst in der Zitadelle fehlten siebenundzwanzig Rollen. In Alt-Volantis gibt es bestimmt eine Bibliothek. Dort finde ich bestimmt eine bessere Abschrift, das heißt, wenn es mir gelingt, durch die Schwarzen Mauern ins Herz der Stadt zu kommen.
    Nicht so hoffnungsfroh war er, was Septon Barths Drachen, Würme und Feuerwürme: Ihre unnatürliche Geschichte anging. Barth, der Sohn eines Hufschmieds, war während der Herrschaft von Jaehaerys dem Schlichter zur Hand des Königs aufgestiegen. Seine Feinde hatten stets behauptet, er sei eher ein Zauberer als ein Septon gewesen. Als Baelor der Selige den Eisernen Thron bestieg, hatte er den Befehl erlassen, alle Schriften von Barth zu vernichten. Vor zehn Jahren hatte Tyrion ein Fragment der Unnatürlichen Geschichte gelesen, das den Geliebten Baelor überlebt hatte, aber er bezweifelte, dass es Barths Werke je über die Meerenge geschafft hatten. Und natürlich war es noch unwahrscheinlicher, den bruchstückhaften, anonym verfassten, blutgetränkten Wälzer in die Hände zu bekommen, den manche Blut und Feuer , und manche auch Der Tod der Drachen nannten, denn das einzige Exemplar davon war angeblich in den tiefen Gewölben unter der Zitadelle verschlossen.
    Als der Halbmaester gähnend auf Deck erschien, schrieb der Zwerg gerade nieder, was er über die Paarungsrituale der Drachen in Erinnerung hatte, ein Thema zu dem Barth, Munkun und Thomax ausgesprochen unterschiedliche Ansichten vertraten. Haldon kam zum Heck und pinkelte auf die Sonne, die sich im Wasser spiegelte und deren Bild von jedem Windstoß verzerrt wurde. »Heute Abend sollten wir die Stelle erreichen, wo die Noyne in die Rhoyne fließt, Yollo«, rief ihm der Halbmaester zu.
    Tyrion blickte vom Schreiben auf. »Ich heiße Hugor. Yollo versteckt sich in meinen Hosen. Soll ich ihn zum Spielen rauslassen?«
    »Lieber nicht. Du erschreckst mir noch die Schildkröten.« Haldon lächelte so scharf wie ein Dolch. »Was hast du noch gesagt, wie hieß die Straße in Lannisport, in der du geboren wurdest, Yollo?«
    »Es war eine Gasse. Ohne Namen.« Es bereitete Tyrion diebisches Vergnügen, Einzelheiten aus dem farbenfrohen Leben von Hugor Hügel zu erfinden, auch bekannt als Yollo, einem Bastard aus Lannisport. Die besten Lügen sind mit einer Prise Wahrheit gewürzt. Der Zwerg wusste, er sprach wie ein Mann aus dem Westen und sogar wie ein Mann aus dem Westen von hoher Geburt, also musste Hugor der uneheliche Abkömmling eines kleinen Lords sein. Geboren war er in Lannisport, weil er die Stadt besser kannte als Oldtown oder King’s Landing, und Städte waren nun einmal die Orte, wo Zwerge in der Regel endeten, selbst jene, die irgendein Bauernmädel auf einem Rübenacker in die Welt gesetzt hatte. Auf dem Land gab es keine Groteskenschauen und keine Mimenspiele … Allerdings fand man eine Menge Brunnen für ungewollte Kätzchen, dreiköpfige Kälber und Säuglinge wie ihn.
    »Wie ich sehe, hast du noch mehr gutes Pergament beschmiert, Yollo.« Haldon schnürte seine Hose zu.
    »Wir können ja nicht alle halbe Maester sein.« Tyrions Hand verkrampfte sich. Er legte die Feder zur Seite und lockerte die Stummelfinger. »Noch ein Spielchen Cyvasse

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