09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
Seiner Gnaden beten immer noch zu den Sieben. Unter anderem auch ich.« Er betete nur, niemand würde ihn nach der Septe von Dragonstone oder dem Götterhain von Storm’s End fragen. Wenn sie danach fragen, muss ich ehrlich antworten. Stannis würde nicht wollen, dass ich lüge.
» Die Sieben beschützen White Harbor«, verkündete Lady Leona. »Wir fürchten weder Eure Rote Königin noch ihren Gott. Soll sie ihre Zaubersprüche murmeln, wie sie will. Die Gebete gläubiger Menschen werden uns vor dem Bösen schützen.«
»Gewiss.« Lord Wyman gab Lady Leona einen Klaps auf die Schulter. »Lord Davos, wenn Ihr denn tatsächlich ein Lord seid , ich weiß sehr wohl, was Euer sogenannter König von mir will. Stahl und Silber und ein gebeugtes Knie.« Er schob sich auf seinem Platz zurecht und stützte sich auf einen Ellbogen. »Ehe Lord Tywin ermordet wurde, bot er White Harbor eine volle Begnadigung an, obwohl wir den Jungen Wolf unterstützt hatten. Er hat mir versprochen, dass ich meinen Sohn zurückbekommen würde, nachdem ich ein Lösegeld von dreitausend Drachen bezahlt und meine Treue ohne Zweifel bewiesen habe. Roose Bolton, der zu unserem neuen Wächter des Nordens ernannt wurde, fordert, dass ich meine Ansprüche auf Lord Hornwoods Ländereien und Burgen abtrete, doch er schwört, dass meine anderen Ländereien nicht angetastet werden. Walder Frey, sein Schwiegervater, bietet mir eine seiner Töchter als Gemahlin und außerdem Ehemänner für die Töchter meines Sohnes hier hinter mir. Das scheinen mir überaus großzügige Bedingungen zu sein, eine gute Grundlage für einen gerechten und dauerhaften Frieden. Nun verlangt Ihr von mir, das alles zurückzuweisen. Daher frage ich Euch, Zwiebelritter – was hat mir Lord Stannis für meine Treue anzubieten?«
Krieg und Kummer und die Schreie brennender Menschen, hätte Davos antworten können. »Die Gelegenheit, Eure Pflicht zu erfüllen«, erwiderte er stattdessen. Das war die Antwort, die Stannis Wyman Manderly gegeben hätte. Die Hand sollte mit der Stimme des Königs sprechen.
Lord Wyman sank in seinem Stuhl zusammen. »Pflicht. Ich verstehe.«
»White Harbor ist nicht stark genug, alleine zu bestehen. Ihr braucht Seine Gnaden ebenso sehr wie er Euch. Zusammen könnt Ihr Eure gemeinsamen Feinde besiegen.«
»Mylord«, sagte Ser Marlon in seiner verzierten Silberrüstung, »würdet Ihr mir gestatten, Lord Davos einige Fragen zu stellen?«
»Wie Ihr wünscht, Vetter.« Lord Wyman schloss die Augen.
Ser Marlon wandte sich an Davos. »Sagt uns, wie viele Lords des Nordens haben sich für Stannis erklärt?«
»Arnolf Karstark hat geschworen, sich Seiner Gnaden anzuschließen.«
»Arnolf ist kein richtiger Lord, nur ein Kastellan. Welche Burgen befinden sich gegenwärtig in der Hand von Lord Stannis?«
»Seine Gnaden hat die Nightfort als Sitz auserkoren. Im Süden hält er Storm’s End und Dragonstone.«
Maester Theomore räusperte sich. »Nur einstweilen. Storm’s End und Dragonstone haben nur kleine Besatzungen und werden bald fallen. Und die Nightfort ist eine Ruine, in der es spukt, ein trostloser, schrecklicher Ort.«
Ser Marlon fuhr fort. »Wie viele Männer kann Stannis ins Feld führen, könnt Ihr uns das verraten? Wie viele Ritter reiten mit ihm? Wie viele Bogenschützen, wie viele freie Reiter, wie viele Krieger?«
Zu wenige, dachte Davos. Stannis war mit weniger als fünfzehnhundert Mann nach Norden gezogen … aber wenn er das jetzt offen einräumte, war sein Anliegen zum Scheitern verurteilt. Er suchte nach Worten, fand jedoch keine.
»Euer Schweigen genügt mir als Antwort, Ser. Euer König bringt uns nur Feinde.« Ser Marlon wandte sich seinem Vetter zu. »Euer Lordschaft hat den Zwiebelritter gefragt, was Stannis uns anzubieten hat. Lasst mich an seiner Stelle antworten. Er bietet uns Niederlage und Tod. Er möchte, dass wir ein Pferd aus Luft besteigen und mit einem Schwert aus Wind kämpfen.«
Der fette Lord öffnete langsam die Augen, als wäre die Mühe fast schon zu anstrengend für ihn. »Mein Vetter trifft den Nagel auf den Kopf, wie immer. Habt Ihr uns noch etwas zu sagen, Zwiebelritter, oder können wir diesem Mummenschanz ein Ende bereiten? So langsam kann ich Euer Gesicht nicht mehr sehen.«
Davos wurde von Verzweiflung gepackt. Seine Gnaden hätte einen anderen Mann schicken sollen, einen Lord oder Ritter oder Maester, einen, der für ihn sprechen kann, ohne über die eigene Zunge zu stolpern. »Tod«, hörte er sich
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