09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
schon Schlimmere erlebt. Aber dieser Bastard von ihm … Man sagt, er sei wahnsinnig und grausam, ein wahres Ungeheuer.«
» Man sagt?« Rhaegar Frey hatte einen seidenweichen Bart und ein hämisches Lächeln. »Seine Feinde sagen das, ja, aber das Ungeheuer war der Junge Wolf. Mehr Tier als Mensch, aufgeblasen vor Stolz und blutdürstig. Und treulos auch, wie mein Hoher Großvater zu seinem Leidwesen erfahren musste.« Er breitete die Hände aus. »Ich will White Harbor nicht zum Vorwurf machen, ihn unterstützt zu haben. Mein Großvater hat denselben schweren Fehler begangen. In allen Schlachten des Jungen Wolfes kämpften White Harbor und die Twins Seite an Seite unter seinen Bannern. Robb Stark hat uns alle betrogen. Er hat den Norden der grausamen Gnade der Eisenmänner überlassen, um sich ein schöneres Königreich am Trident zu schaffen. Dann hat er auch die Flusslords im Stich gelassen, die für ihn viel und noch viel mehr riskiert hatten, und das Heiratsabkommen mit meinem Großvater gebrochen, um das erste Mädchen aus dem Westen, das ihm unter die Augen gekommen ist, zur Frau zu nehmen. Der Junge Wolf? Er war ein bösartiger Hund, und genauso ist er gestorben.«
Im Hof des Wassermanns war Stille eingekehrt. Davos spürte die Kälte in der Luft. Lord Wyman betrachtete Rhaegar wie eine Kakerlake, die er am liebsten unter dem Absatz zertreten hätte … doch dann nickte er plötzlich schwerfällig, wobei sein mehrfaches Kinn wackelte. »Ein Hund, ja. Er hat uns nur Trauer und Tod gebracht. Wahrlich, ein bösartiger Hund. Fahrt nur fort.«
Rhaegar Frey fuhr fort. »Trauer und Tod, genau … und dieser Zwiebellord bringt Euch mit seinem Gerede von Rache nur mehr davon. Öffnet Eure Augen, so wie es mein Hoher Großvater getan hat. Der Krieg der Fünf Könige ist so gut wie vorüber. Tommen ist unser König, unser einziger König. Wir müssen ihm helfen, die Wunden dieses traurigen Krieges zu verbinden. Als Roberts leiblichem Sohn und Erben von Hirsch und Löwen gehört der Eiserne Thron dem Rechte nach ihm.«
»Weise Worte, wahr gesprochen«, sagte Lord Wyman Manderly.
»Das stimmt nicht .« Wylla Manderly stampfte mit dem Fuß auf.
»Schweig still, du freches Kind«, schalt Lady Leona. »Junge Mädchen sollten eine Freude für die Augen sein, kein Schmerz für die Ohren.« Sie packte sie am Zopf und zerrte das schreiende Mädchen aus der Halle. Da geht mein einziger Freund in dieser Halle, dachte Davos.
»Wylla war schon immer ein eigensinniges Kind«, sagte ihre Schwester als Entschuldigung. »Ich fürchte, sie wird auch eine eigensinnige Frau abgeben.«
Rhaegar zuckte mit den Schultern. »Die Ehe wird sie milder stimmen, daran hege ich keinen Zweifel. Eine feste Hand und ruhige Worte.«
»Wenn nicht, gibt es immer noch die Schweigenden Schwestern.« Lord Wyman setzte sich zurecht. »Was Euch angeht, Zwiebelritter, so habe ich mir genug Hochverrat für einen Tag angehört. Ihr möchtet, dass ich meine Stadt für einen falschen König und einen falschen Gott aufs Spiel setze. Ihr möchtet, dass ich meinen einzigen noch lebenden Sohn opfere, nur damit Stannis Baratheon seinen runzligen Arsch auf einen Thron pflanzen kann, der ihm dem Rechte nach nicht zusteht. Das werde ich nicht tun. Nicht für Euch. Nicht für Euren Lord. Für niemanden.« Der Lord von White Harbor stemmte sich auf die Füße hoch. Vor Anstrengung wurde sein Hals rot. »Ihr seid ein Schmuggler geblieben, Ser, Ihr seid gekommen, um mein Gold und mein Blut zu stehlen. Ihr würdet sogar den Kopf meines Sohnes nehmen. Ich denke, stattdessen nehme ich den Euren. Wachen! Ergreift diesen Mann!«
Ehe Davos auch nur daran denken konnte, sich zu rühren, war er von silbernen Dreizacken umzingelt. »Mylord«, sagte er, »ich bin ein Gesandter.«
»Seid Ihr das wirklich? Ihr habt Euch in meine Stadt geschlichen wie ein Schmuggler. Ich sage, Ihr seid kein Lord, kein Ritter und kein Gesandter, nur ein Dieb und ein Spion, ein Lügner und ein Verräter. Ich sollte Euch die Zunge mit einer heißen Zange herausreißen lassen und Euch nach Dreadfort ausliefern, wo man Euch die Haut vom Leibe ziehen würde. Aber die Mutter ist gnädig und ich ebenfalls.« Er gab Ser Marlon einen Wink. »Vetter, bringt dieses Geschöpf in den Wolfsbau und schlagt ihm Kopf und Hände ab. Bringt sie mir noch vor dem Abendessen. Ich werde keinen Bissen essen, ehe ich den Kopf dieses Schmugglers nicht auf einem Spieß gesehen habe, mit einer Zwiebel in seinem verlogenen
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