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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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sagen, auch wenn es ihm nicht sehr gefallen wird.«
    »Nein.« Es gab schließlich viel und noch viel mehr, was Quentyn ebenfalls nicht gefiel. Auf einem überfüllten Schiff zu sitzen und von Wind und Wellen hin und her geworfen zu werden, hartes Brot zu essen, in dem Rüsselkäfer herumkrabbelten, schwarzen Teerrum zu trinken, um in süßem Vergessen zu versinken, auf verschimmeltem Stroh mit dem Gestank Fremder in der Nase zu schlafen … all das hatte er erwartet, als er sein Zeichen auf den Fetzen Pergament in Volantis gesetzt hatte und dem Flickenprinzen sein Schwert und seine Dienste für ein Jahr geschworen hatte. Solche Beschwernisse konnte man ertragen, das gehörte zu einem Abenteuer dazu.
    Doch als Nächstes würde glatter Verrat folgen. Die Yunkai’i hatten sie von Alt-Volantis hergebracht, um für die Gelbe Stadt zu kämpfen, doch nun beabsichtigten die Dornischen, die Seiten zu wechseln und zum Feind überzulaufen. Dabei mussten sie ihre neuen Waffenbrüder ebenfalls im Stich lassen. Die Verwehten waren nicht die Sorte Gefährten, die sich Quentyn freiwillig ausgesucht hätte, aber er hatte das Meer mit ihnen überquert und mit ihnen Fleisch und Met geteilt, mit ihnen gekämpft und sich mit den wenigen, die ihn verstanden, Geschichten erzählt. Und wenn seine Geschichten Lügen waren, so war das der Preis für die Fahrt nach Meereen.
    Man würde es nicht unbedingt als ehrenhaft bezeichnen, hatte Gerris sie gewarnt, damals im Kaufmannshaus.
    »Daenerys könnte inzwischen auf halbem Wege nach Yunkai sein, und zwar mit einer Armee im Gepäck«, sagte Quentyn, während sie zwischen den Pferden auf und ab gingen.
    »Möglich wäre es«, erwiderte Gerris, »aber nicht wahrscheinlich. Das haben wir doch schon so oft gehört. Die Astapori waren überzeugt davon, dass Daenerys mit ihren Drachen nach Süden kommen würde, um die Belagerung zu beenden. Sie ist damals nicht gekommen, und sie wird auch jetzt nicht auftauchen.«
    »Dennoch wissen wir es nicht sicher. Wir müssen uns davonstehlen, ehe wir am Ende noch gegen die Frau kämpfen, die ich eigentlich umgarnen soll.«
    »Warte bis Yunkai.« Gerris deutete auf die Hügel. »Dieses Land gehört den Yunkai’i. Niemand wird hier drei Fahnenflüchtigen Unterschlupf gewähren oder sie mit Nahrung versorgen. Nördlich von Yunkai beginnt das Niemandsland.«
    Damit hatte er nicht unrecht. Trotzdem war Quentyn bei dem Gedanken unbehaglich zumute. »Der Große Mann hat zu viele Freundschaften geschlossen. Er weiß, dass wir geplant haben, uns heimlich davonzustehlen und zu Daenerys durchzuschlagen, aber er wird sich nicht gern von den Männern trennen, mit denen er gekämpft hat. Wenn wir zu lange warten, wird er das Gefühl haben, sie kurz vor der Schlacht zu verraten. Das würde er nicht tun. Du kennst ihn so gut wie ich.«
    »Verrat ist es so oder so«, hielt Gerris dagegen, »und der Flickenprinz hat nicht viel für Fahnenflüchtige übrig. Er wird uns jagen lassen, und die Sieben mögen uns gnädig sein, wenn er uns erwischt. Im besten Fall wird er uns nur einen Fuß abhacken, um sicherzustellen, dass wir nie wieder davonlaufen. Im ungünstigsten Fall übergibt er uns der Hübschen Meris.«
    Das gab Quentyn zu denken. Die Hübsche Meris machte ihm Angst. Die Frau aus Westeros war größer als er, fast zwei Meter groß. Nach zwanzig Jahren in den Freien Kompanien war sie allerdings längst nicht mehr hübsch, weder von innen noch von außen.
    Gerris nahm ihn am Arm. »Warte. Noch ein paar Tage, mehr nicht. Wir haben die halbe Welt durchquert, also übe dich noch einige Meilen in Geduld. Irgendwo nördlich von Yunkai werden wir eine Gelegenheit finden.«
    »Wenn du meinst«, sagte Frosch voller Zweifel …
    … aber dieses eine Mal hatten die Götter gelauscht, und ihre Gelegenheit kam viel früher, als sie gedacht hatten.
    Zwei Tage später zügelte Hugo Hungerfurt sein Pferd an ihrem Kochfeuer und sagte: »Dornischer. Du sollst ins Kommandozelt kommen.«
    »Welcher denn?«, fragte Gerris. »Wir sind alle Dornische.«
    »Dann eben alle.« Säuerlich und düster war Hungerfurt mit seiner verstümmelten Hand eine Zeit lang lang der Zahlmeister der Kompanie gewesen, bis der Flickenprinz ihn dabei erwischt hatte, wie er aus der Kriegskasse stahl, und ihm deshalb drei Finger abgenommen hatte. Jetzt war er nur noch Feldwebel.
    Worum kann es gehen? Bislang hatte Frosch keine Ahnung gehabt, dass ihr Kommandant überhaupt von ihm wusste. Hungerfurt war bereits wieder

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