Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
stellten sich die Nackenhaare auf. Hier wird Prinz Aegon keine Freunde finden. Der Rote Priester sprach von einer uralten Prophezeiung, von einer Prophezeiung, die die Ankunft eines Helden voraussagte, der die Welt von der Dunkelheit erlösen würde. Ein Held. Keine zwei. Daenerys hat Drachen, Aegon hat keine. Der Zwerg brauchte kein Prophet zu sein, um vorauszusehen, wie Benerro und seine Gefolgsleute auf einen zweiten Targaryen reagieren würden. Greif wird das bestimmt auch erkennen, dachte er und wunderte sich, dass er sich solche Sorgen darüber machte.
    Der Ritter hatte sich fast durch das Gedränge im hinteren Bereich des Platzes gequetscht und beachtete die Flüche nicht, mit denen sie bedacht wurden. Ein Mann stellte sich ihnen in den Weg, doch der Entführer packte den Griff seines Schwertes und zog es gerade so weit heraus, dass der blanke Stahl sichtbar wurde. Der Mann verschwand zwischen den anderen, und plötzlich tat sich eine Gasse vor ihnen auf. Eine Weile lang hörte Tyrion noch Benerros Stimme in ihrem Rücken, doch nach und nach wurde sie leiser und verklang, während das Gebrüll der Menge, das immer wieder plötzlich wie Donner aufbrandete, noch lange zu hören war.
    Sie erreichten einen Stall. Der Ritter stieg ab und hämmerte an die Tür, bis ein hagerer Sklave mit einem Pferdekopf auf der Wange angelaufen kam. Der Zwerg wurde grob aus dem Sattel gezerrt und an einen Pfosten gebunden, während sein Entführer den Stallbesitzer weckte und mit ihm um den Preis für Tier und Sattel feilschte. Es ist billiger, ein Pferd zu verkaufen, als es auf einem Schiff um die halbe Welt zu befördern. Tyrion hatte das Gefühl, in naher Zukunft wieder auf einem Schiff zu sein. Vielleicht war er ja doch ein Prophet.
    Nachdem der Handel besiegelt war, schlang sich der Ritter seinen Waffengurt, den Schild und die Satteltasche über die Schulter und fragte nach der nächsten Schmiede. Sie war ebenfalls geschlossen, wurde jedoch auf das Rufen des Ritters hin sofort geöffnet. Der Schmied warf einen Blick auf Tyrion, nickte und nahm eine Hand voll Münzen entgegen. »Kommt her«, befahl der Ritter seinem Gefangenen. Er zog seinen Dolch und durchtrennte die Fesseln des Zwergs. »Besten Dank«, sagte Tyrion und rieb sich die Handgelenke, doch der Ritter lachte nur. »Spart Euch den Dank auf für jemanden, der ihn verdient, Gnom. Was als Nächstes kommt, wird Euch nicht gefallen.«
    Damit irrte er sich nicht.
    Die Handschellen bestanden aus schwarzem Eisen, waren dick und schwer, und jede wog gute zwei Pfund, wenn der Zwerg richtig schätzte. Die Ketten machten sie noch schwerer. »Ich muss doch mehr Furcht einflößen, als ich dachte«, beschwerte sich Tyrion, während die letzten Glieder zusammengehämmert wurden. Jeden Schlag spürte er bis hoch in die Schulter. »Oder habt Ihr Angst, ich würde auf meinen kleinen Stummelbeinen davonrennen?«
    Der Schmied blickte nicht einmal von seiner Arbeit auf, doch der Ritter lachte düster. »Es ist Euer Mund, der mir Sorgen macht, nicht Eure Beine. In Fußfesseln seid Ihr ein Sklave. Niemand wird auf das hören, was Ihr sagt, nicht einmal jene, die der Sprache von Westeros mächtig sind.«
    »Aber deshalb sind die Schellen doch nicht notwendig«, beschwerte sich Tyrion. »Ich werde ein lieber netter Gefangener sein, ganz bestimmt, ganz bestimmt.«
    »Beweist es und haltet den Mund.«
    Also neigte er den Kopf und biss sich auf die Zunge, als die Ketten festgemacht wurden; von Handgelenk zu Handgelenk, von Handgelenk zu Knöchel, von Knöchel zu Knöchel. Diese verfluchten Dinger sind schwerer als ich selbst. Immerhin atmete er noch. Sein Entführer hätte ihm genauso gut gleich den Kopf abschlagen können. Mehr verlangte Cersei schließlich nicht. Ihn nicht gleich zu enthaupten, war der erste Fehler seines Entführers gewesen. Zwischen Volantis und King’s Landing liegt eine halbe Welt, und unterwegs kann sich noch eine Menge ereignen, Ser.
    Den Rest des Wegs legten sie zu Fuß zurück, und Tyrion klimperte und rasselte, während er versuchte, mit den langen, ungeduldigen Schritten seines Entführers mitzuhalten. Wann immer er zurückzubleiben drohte, packte der Ritter die Ketten und riss grob daran, so dass der Zwerg taumelnd und stolpernd hinterhereilte. Es könnte schlimmer sein. Er könnte mich mit der Peitsche antreiben.
    Volantis breitete sich an den Ufern eines der Mündungsarme der Rhoyne aus, dort, wo der Fluss das Meer küsste, und die beiden Stadthälften waren

Weitere Kostenlose Bücher