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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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umgebenen Herzen von Alt-Volantis auf der anderen Seite des Flusses hinaus. Vom anderen aus konnte man auf den Platz unten blicken. Fischhändlerplatz hatte Mormont ihn genannt. So eng die Ketten auch waren, konnte Tyrion sich doch seitlich hinauslehnen und sich vom Eisenring halten lassen. Nicht so tief wie ein Fall aus Lysa Arryns Himmelszellen, aber ich wäre dennoch genauso tot. Vielleicht, wenn ich betrunken wäre …
    Noch zu dieser späten Stunde war der Platz bevölkert. Seeleute krakeelten, Huren suchten nach Kundschaft, und Händler tätigten ihre Geschäfte. Eine Rote Priesterin eilte vorbei und wurde von einem Dutzend Akolythen mit Fackeln begleitet, deren Roben um die Knöchel schlackerten. Zwei Cyvasse -Spieler trugen vor einer Schenke ihren Krieg auf dem Spielbrett aus. Ein Sklave stand neben ihrem Tisch und leuchtete ihnen mit einer Laterne. Tyrion hörte eine Frau singen. Die Worte waren in einer fremden Sprache, aber die Melodie klang sanft und traurig. Wenn ich wüsste, was sie singt, würde ich vielleicht weinen. Weiter vorn versammelten sich Zuschauer um zwei Jongleure, die einander brennende Fackeln zuwarfen.
    Sein Entführer kehrte bald mit zwei Krügen und einer gebratenen Ente zurück. Er stieß die Tür mit dem Fuß zu, riss die Ente in zwei Hälften und warf eine Tyrion zu. Er hätte sie aus der Luft gefangen, doch die Ketten hielten seine Arme zurück. Stattdessen traf der Vogel seine Schläfe und rutschte heiß und fettig sein Gesicht hinunter, und er musste sich hinhocken und sich mit rasselnden Ketten danach recken. Beim dritten Mal schaffte er es und riss glücklich ein Stück mit den Zähnen ab. »Gibt es Bier zum Runterspülen?«
    Mormont reichte ihm einen Krug. »Halb Volantis betrinkt sich, warum nicht auch Ihr?«
    Das Bier war süß. Es schmeckte nach Obst. Tyrion trank einen ordentlichen Schluck und rülpste glücklich. Der Krug war aus Zinn und sehr schwer. Ich trinke aus und werfe ihm dann das Ding an den Kopf, dachte er. Wenn ich Glück habe, zerschmettere ich ihm den Schädel. Und wenn ich sehr viel Glück habe, verfehle ich ihn, und er schlägt mich mit den Fäusten tot. Er trank einen weiteren Schluck. »Ist heute ein Feiertag?«
    »Der dritte Tag der Wahlen. Sie dauern zehn Tage. Zehn Tage Wahnsinn. Märsche im Fackelschein, Reden, Mummenschanz und Spielleute und Tänzerinnen, Bravos tragen Duelle auf Leben und Tod zu Ehren ihrer Kandidaten aus, Elefanten malt man die Namen jener auf die Seite, die Triarch werden wollen. Diese Jongleure treten für Methyso auf.«
    »Erinnert mich daran, jemand anderen zu wählen.« Tyrion leckte sich das Fett von den Fingern. Unten auf dem Platz warf die Menge den Jongleuren Münzen zu. »Bieten all diese Möchtegern-Triarchen solche Mimenspiele dar?«
    »Sie tun alles, von dem sie glauben, es könnte ihnen Stimmen einbringen«, erklärte Mormont. »Speis und Trank und Spektakel… Alios hat hundert hübsche Sklavenmädchen in die Straßen geschickt, um mit den Wählern zu schlafen.«
    »Für den bin ich«, entschied Tyrion. »Bringt mir ein Sklavenmädchen.«
    »Sie sind für die in Freiheit geborenen Volantener bestimmt, die genug Land besitzen, um wählen zu dürfen. Es gibt nur sehr wenige Wähler westlich des Flusses.«
    »Und das geht zehn Tage lang so?« Tyrion lachte. »Das könnte mir gefallen, auch wenn drei Könige zwei zu viel sind. Ich versuche mir vorzustellen, wie ich an der Seite meiner süßen Schwester und meines tapferen Bruders die Sieben Königslande regiere. Einer von uns hätte die beiden anderen innerhalb eines Jahres umgebracht. Es überrascht mich, dass es diese Triarchen nicht genauso halten.«
    »Manche haben es versucht. Aber vielleicht sind ja die Volantener die Klugen und wir Westerosi die Narren. Volantis musste unter so mancher Torheit leiden, hatte aber nie ein Kind als Triarch. Wenn ein Verrückter gewählt wird, gebieten ihm seine Kollegen Einhalt, bis das Jahr vorüber ist. Denkt an all die Toten, die noch leben könnten, wenn der Irre Aerys sich die Herrschaft mit zwei anderen Königen hätte teilen müssen.«
    Stattdessen hatte er meinen Vater, dachte Tyrion.
    »Mancher in den Freien Städten hält uns auf der anderen Seite der Meerenge für Wilde«, fuhr der Ritter fort. »Diejenigen jedenfalls, die uns nicht als Kinder betrachten, die nach der starken Hand eines Vaters schreien.«
    »Oder einer Mutter?« Das wird Cersei gefallen. Besonders, wenn er ihr meinen Kopf darbietet. »Ihr scheint diese

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