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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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wofür.
    Volantis schloss bei Einbruch der Nacht die Tore, und die Wachen am Nordtor knurrten die Nachzügler ungeduldig an. Sie standen hinter einem Wagen mit Limonen und Orangen in der Schlange. Die Wachen winkten den Wagen mit der Fackel durch, warfen jedoch einen genaueren Blick auf den riesigen Andalen mit seinem Streitross, Langschwert und Kettenhemd. Ein Hauptmann wurde gerufen. Während er und der Ritter ein paar Worte auf Volantisch wechselten, zog eine der Wachen den Krallenhandschuh aus und rieb Tyrion den Kopf. »Ich strotze nur so von Glück«, erklärte der Zwerg ihm. »Schneidet mich los, mein Freund, und ich werde für Eure Belohnung sorgen.«
    Sein Entführer hörte es. »Spart Euch die Lügen für jene auf, die Eure Sprache sprechen, Gnom«, sagte er, als die Volantener sie durchwinkten.
    Dann ging es weiter, durch das Tor und unter der Stadtmauer hindurch. » Ihr sprecht meine Sprache. Kann ich Euch mit Versprechen ins Schwanken bringen, oder seid Ihr entschlossen, Euch den Titel einen Lords mit meinem Kopf zu erkaufen?«
    »Ich war durch Geburtsrecht ein Lord. Leere Titel brauche ich nicht.«
    »Mehr werdet Ihr von meiner süßen Schwester nicht bekommen.«
    »Es heißt doch, ein Lannister begleiche stets seine Schulden.«
    »Oh, bis zum letzten Heller, aber keinen Groschen mehr, Mylord. Ihr bekommt das Mahl, das Euch versprochen wurde, aber es wird nicht mit Dank gewürzt, und am Ende werdet Ihr nicht satt davon.«
    »Vielleicht liegt mir nur daran, Euch für Eure Verbrechen bestraft zu sehen. Der Sippenmörder ist verflucht, im Angesicht der Götter wie auch der Menschen.«
    »Die Götter sind blind. Und die Menschen sehen nur das, was sie sehen wollen.«
    »Ich habe Euch sehr klar gesehen, Gnom.« In die Worte des Ritters stahl sich ein düsterer Ton. »Ich habe Dinge getan, auf die ich nicht stolz bin, Dinge, die Schande über mein Haus und den Namen meines Vaters gebracht haben … aber den eigenen Vater zu töten? Wie kann ein Mann nur so etwas tun?«
    »Gebt mir eine Armbrust und zieht die Hose runter, dann zeige ich es Euch.« Mit Freuden.
    » Findet Ihr das witzig?«
    »Das ganze Leben ist ein Witz. Euer Leben, meines, das Leben eines jeden.«
    Im Inneren der Stadtmauer ritten sie an Gildenhallen vorbei, an Märkten und Badehäusern. Springbrunnen plätscherten und murmelten inmitten großer Plätze, auf denen die Bewohner an Steintischen saßen, Cyvasse -Figuren hin- und herschoben und Wein aus Kelchgläsern tranken, während Sklaven verzierte Laternen entzündeten, um die Dunkelheit in Schach zu halten. Entlang der gepflasterten Straßen wuchsen Zedern und Palmen, und auf jeder Kreuzung standen Denkmäler. Vielen der Statuen fehlten die Köpfe, wie Tyrion auffiel, doch im rötlichen Dämmerlicht sahen selbst die Enthaupteten noch beeindruckend aus.
    Während das Streitross am Fluss entlang nach Süden trottete, wurden die Läden kleiner und schlichter, die Bäume an der Straße wurden zu Stümpfen. Das Pflaster unter den Hufen wich zugunsten von Teufelsgras und schließlich weichem feuchten Matsch der wie Säuglingsscheiße aussah. Die kleinen Brücken, die die kleinen Flüsse überspannten, die in die Rhoyne flossen, ächzten bedenklich unter ihrem Gewicht. Wo einst eine Festung am Fluss aufgeragt hatte, stand nun nur noch eine Torruine, die aufklaffte wie der zahnlose Mund eines Greises. Ziegen spähten zwischen den Zinnen hindurch.
    Alt-Volantis, erste Tochter Valyrias, dachte der Zwerg. Stolzes Volantis, Königin der Rhoyne und Herrin des Sommermeers, Heimat edler Herren und lieblicher Damen von ältestem Blut. Wen störten da schon die Horden nackter Kinder, die mit schrillem Kreischen durch die Gassen rannten, oder die Bravos, die vor den Weinschenken standen und die Hände nicht vom Schwertgriff ließen, wen störten da die Sklaven mit den krummen Rücken und den tätowierten Gesichtern, die überall wie Kakerlaken umherhuschten. Mächtiges Volantis, größte und einwohnerstärkste der Neun Freien Städte. Uralte Kriege hatten allerdings weite Teile der Stadt entvölkert, und ganze Viertel fingen an, wieder in dem Schlamm zu versinken, auf dem sie errichtet worden waren. Schönes Volantis, Stadt der Springbrunnen und Blumen. Doch die Hälfte der Brunnen war ausgetrocknet, die Hälfte der Becken war rissig und das Wasser abgestanden. Blühende Ranken reckten sich aus jedem Spalt in Mauern oder Pflaster in die Höhe, und junge Bäume schlugen Wurzeln in den Wänden verlassener

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