09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
rollen.«
Stattdessen zog der große Ritter ihn an der Kette zwischen den Handgelenken hoch und trug ihn.
Der Gastraum des Kaufmannshauses war ein düsteres Labyrinth aus Nischen und Ecken, die um einen zentralen Innenhof angelegt waren, wo ein Gitterwerk blühender Ranken ein verworrenes Muster auf die Steinfliesen warf, in deren Fugen grünes und violettes Moos wuchs. Sklavenmädchen huschten durch Licht und Schatten und trugen Krüge mit Bier und Wein und einem eisgekühlten grünen Getränk, das nach Minze roch. Zu dieser Stunde am Morgen war nur etwa jeder zwanzigste Tisch besetzt.
An einem saß ein Zwerg. Sauber rasiert, mit rosa Wangen, braunem Haar, kräftigen Augenbrauen und einer zerquetschten Nase hockte er auf einem hohen Stuhl mit einem Holzlöffel in der Hand und betrachtete eine Schale Haferschleim aus rot geränderten Augen. Hässlicher kleiner Bastard, dachte Tyrion.
Der andere Zwerg spürte sein Starren. Als er den Kopf hob und Tyrion sah, fiel ihm der Löffel aus der Hand.
»Er hat mich gesehen«, warnte Tyrion.
»Ja, und?«
»Er kennt mich. Er weiß, wer ich bin.«
»Soll ich Euch etwa in einen Sack stopfen, damit Euch niemand sieht?« Der Ritter legte die Hand auf sein Langschwert. »Wenn er versuchen will, Euch mir wegzunehmen, darf er es gern versuchen.«
Er darf gerne sterben, meint Ihr, dachte Tyrion. Welche Bedrohung könnte er schon für einen großen Mann wie Euch darstellen? Er ist nur ein Zwerg.
Ser Jorah suchte sich einen Tisch in einer ruhigen Ecke aus und bestellte Essen und Getränke. Es gab warmes, weiches Fladenbrot, rosa Fischrogen, Honigwurst und geröstete Heuschrecken zum Frühstück, das sie mit bittersüßem schwarzem Bier hinunterspülten. Tyrion aß, als wäre er halbverhungert. »Ihr habt einen gesunden Appetit heute Morgen«, stellte der Ritter fest.
»Ich habe gehört, das Essen in der Hölle sei ekelhaft.« Tyrion sah zur Tür, wo gerade ein Mann hereingekommen war. Groß und gebeugt, mit spitzem Bart, der schmutzig violett gefärbt war. Irgendein Händler aus Tyrosh. Mit ihm fluteten die Geräusche von draußen herein, die Schreie der Möwen, das Lachen einer Frau, die Stimmen der Fischhändler. Einen halben Herzschlag lang glaubte er, Illyrio Mopatis gesehen zu haben, aber es war nur einer der weißen Zwergelefanten, der vor der Tür vorbeilief.
Mormont strich sich etwas Fischrogen auf ein Stück Fladenbrot und biss davon ab. »Erwartet Ihr jemanden?«
Tyrion zuckte mit den Schultern. »Man weiß nie, wen der Wind hereinweht. Meine einzige wahre Liebe, den Geist meines Vaters, eine Ente.« Er steckte sich eine Heuschrecke in den Mund und zerknackte sie. »Nicht schlecht. Für einen Käfer.«
»Gestern Abend war Westeros hier das einzige Gesprächsthema. Irgendein verbannter Lord hat die Goldene Kompanie angeheuert, damit sie sein Land für ihn zurückerobert. Die Hälfte der Kapitäne von Volantis eilt den Fluss hinauf nach Volon Therys, um ihm ihre Schiffe anzubieten.«
Tyrion hatte hatte sich gerade eine weitere Heuschrecke in den Mund gesteckt. Beinahe wäre er daran erstickt. Will er mich verspotten? Wie viel konnte er über Greif und Aegon wissen? » Mist«, sagte er, »die Goldene Kompanie wollte ich selbst anheuern, um mir Casterly Rock zurückzuholen.« Konnte Greif das ausgeheckt haben: Absichtlich falsche Berichte in Umlauf bringen? Es sei denn … Hatte der hübsche junge Prinz seinen Köder geschluckt? Wandten sie sich jetzt nach Westen anstatt nach Osten und ließen sie die Hoffnung auf eine Heirat mit Königin Daenerys fallen? Ließen sie die Drachen im Stich… Würde Greif das zulassen? » Euch würde ich auch gern in meine Dienste stellen, Ser. Der Sitz meines Vaters steht dem Rechte nach mir zu. Leistet mir den Schwerteid, und ich ertränke Euch in Gold, sobald ich meinen Besitz zurückerobert habe.«
»Ich habe einmal einen Mann gesehen, der in Gold ertränkt wurde. Das war kein hübscher Anblick. Wenn Ihr je mein Schwert bekommt, dann höchstens in die Eingeweide.«
»Ein sicheres Heilmittel gegen Verstopfung«, sagte Tyrion. »Fragt nur meinen Vater.« Er griff nach seinem Krug und trank langsam, um zu verbergen, was sich auch immer auf seinem Gesicht zeigen mochte. Es musste eine List sein, um das Misstrauen der Volantener zu beschwichtigen. Sie bringen die Männer unter falschem Vorwand an Bord und übernehmen die Schiffe, wenn die Flotte auf dem offenen Meer ist. Ist das Greifs Plan? Es könnte gelingen. Die Goldene Kompanie
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