09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
Alt-Volantis zu. Tyrion meinte zu verstehen, dass sie sagte, er solle das Zwergenmädchen hinauf in ihre Zimmer bringen, ihr Wein geben und frische Kleidung für sie suchen.
Nachdem sie gegangen waren, betrachtete die Witwe Tyrion eingehend, und ihre schwarzen Augen leuchteten. »Ungeheuer sollten größer sein, finde ich. In Westeros seid Ihr den Titel eines Lords wert, kleiner Mann. Hier, fürchte ich, ist Euer Wert geringer. Aber ich denke, ich sollte Euch lieber doch helfen. Volantis ist kein sicherer Ort für Zwerge, will mir scheinen.«
»Ihr seid zu freundlich.« Tyrion schenkte ihr sein süßestes Lächeln. »Vielleicht wäret Ihr außerdem so nett, mir diese bezaubernden Armbänder aus Eisen abzunehmen? Dieses Ungeheuer hat nur eine halbe Nase, und die juckt entsetzlich. Die Ketten sind zu kurz, ich kann mich nicht kratzen. Mit Freuden würde ich sie Euch zum Geschenk machen.«
»Wie großzügig. Aber die Zeiten, in denen ich Eisen getragen habe, sind um, heutzutage bevorzuge ich Gold und Silber. Tut mir leid, aber wir sind in Volantis, wo Fesseln und Ketten billiger sind als das Brot vom Vortag und wo es verboten ist, einem Sklaven zur Flucht zu verhelfen.«
»Ich bin kein Sklave.«
»Jeder Mann, der versklavt wurde, singt das gleiche traurige Lied. Ich wage Euch nicht zu helfen … hier.« Sie beugte sich wieder vor. »In zwei Tagen wird die Kogge Selaesori Qhoran nach Quarth in See stechen, über Neu-Ghis, beladen mit Zinn und Eisen, Wolle und Spitze, fünfzig myrischen Teppichen, einer in Salzlake eingelegten Leiche, zwanzig Töpfen mit Drachenpfeffer und einem Roten Priester. Seid an Bord, wenn sie den Anker lichtet.«
»Das werden wir«, sagte Tyrion. »Und vielen Dank.«
Ser Jorah runzelte die Stirn. »Quarth ist nicht unser Ziel.«
»Die Kogge wird Quarth nie erreichen. Das hat Benerro in seinen Feuern gesehen.« Das alte Weib lächelte verschlagen.
»Wie Ihr sagt.« Tyrion grinste. »Wenn ich Volantener wäre und frei und über das entsprechende Blut verfügte, so würde ich Euch meine Stimme bei der Wahl zum Triarchen geben, edle Dame.«
»Ich bin keine edle Dame«, erwiderte die Witwe, »nur Vogarros Hure. Es wäre besser für Euch, diesen Ort verlassen zu haben, ehe die Tiger kommen. Solltet Ihr Eure Königin erreichen, so richtet ihr Grüße von den Sklaven in Alt-Volantis aus.« Sie berührte die verblasste Narbe auf ihrer runzligen Wange, wo man die Tränen einst entfernt hatte. »Sagt ihr, wir warten. Sagt ihr, sie soll bald kommen.«
JON
Als Ser Alliser den Befehl hörte, verzog er den Mund zur Karikatur eines Lächelns, doch seine Augen blieben so kalt und hart wie Feuerstein. »Der Bastardjunge schickt mich also in den Tod.«
» Tod«, rief Mormonts Rabe. » Tod, Tod, Tod.«
Du bist nicht hilfreich. Jon scheuchte den Vogel fort. »Der Bastardjunge schickt Euch auf Patrouille. Um unsere Feinde zu finden und um sie, wenn nötig, zu töten. Ihr seid gut im Umgang mit der Klinge. Ihr wart Waffenmeister, hier und auch in Eastwatch.«
Thorne legte die Hand auf den Knauf seines Langschwerts. »Ja. Ein Drittel meines Lebens habe ich damit verschwendet, Flegeln, Schafsköpfen und Schurken die Grundlagen des Schwertkampfs beizubringen. Das wird mir in diesen Wäldern wenig helfen.«
»Dywen wird Euch begleiten und ein weiterer Grenzer.«
»Wir werden Euch schon beibringen, was Ihr wissen müsst, Ser«, sagte Dywen kichernd zu Thorne. »Wie Ihr Euch den hochwohlgeborenen Hintern mit Laub abwischt, wie ein richtiger Grenzer.«
Kedge Whiteeye lachte, und der Schwarze Hans Bulwer spuckte aus. Ser Alliser sagte nur: »Ihr möchtet nur, dass ich mich weigere. Dann haut Ihr mir den Kopf ab wie Slynt. Aber das Vergnügen bereite ich Euch nicht, Bastard. Ihr solltet lieber beten, dass mich die Wildlinge erledigen. Die, die von den Anderen umgebracht werden, bleiben nicht tot … Und sie erinnern sich. Ich komme zurück, Lord Snow.«
»Dafür werde ich beten.« Jon würde Ser Alliser Thorne niemals zu seinen Freunden zählen, trotzdem war er ein Bruder. Niemand hat je verlangt, dass man seine Brüder mögen muss.
Es war keine leichte Sache, Männer in die Wildnis zu schicken, wo die Aussichten, jemals zurückzukehren, gering waren. Sie alle sind erfahrene Männer, redete sich Jon ein … Aber auch sein Onkel Benjen und seine Grenzer waren erfahren gewesen, und der Verfluchte Wald hatte sie verschlungen, ohne ein Spur zu hinterlassen. Als zwei von ihnen schließlich zur Mauer zurückkamen,
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