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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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gelebt hatte, genauso wie Jon Snow, der Bastard, der stets von seinem ehelichen Bruder an den Rand gedrängt worden war, von dem gefallenen Helden, den sie den Jungen Wolf genannt hatten. Beide Männer waren von Natur aus Ungläubige, misstrauisch und argwöhnisch. Die einzigen Götter, die sie wirklich verehrten, waren Ehre und Pflicht.
    »Ihr habt gar nicht nach Eurer Schwester gefragt«, sagte Melisandre, als sie die Wendeltreppe des King’s Towers hinaufstiegen.
    »Ich habe Euch doch gesagt: Ich habe keine Schwester. Wir geben unsere Sippe auf, wenn wir unsere Worte sprechen. Ich kann Arya nicht helfen, sosehr ich …«
    Er unterbrach sich, als sie ihr Zimmer betraten. Der Wildling saß an ihrem Tisch und schmierte mit dem Dolch Butter auf ein Stück warmes Brot. Er hatte den Knochenharnisch angelegt, wie sie mit Freude zur Kenntnis nahm. Der zersplitterte Riesenschädel, der ihm als Helm diente, lag auf der Fensterbank hinter ihm.
    Jon Snow zuckte zusammen. »Du.«
    »Lord Snow.« Der Wildling grinste und enthüllte braune Zahnstümpfe. Der Rubin an seinem Handgelenk leuchtete im Morgenlicht wie ein trüber roter Stern.
    »Was machst du hier?«
    »Ich frühstücke. Setz dich doch zu mir.«
    »Ich breche mein Brot nicht mit dir.«
    »Selbst schuld. Der Laib ist noch warm. Hobb kann backen, das muss ich zugeben.« Der Wildling riss sich einen Bissen ab. »Ich könnte dich genauso leicht besuchen, Mylord. Die Wachen an deiner Tür sind ein schlechter Scherz. Ein Mann, der ein halbes Hundert Mal über die Mauer geklettert ist, kommt ganz leicht durch ein Fenster. Aber was würde es schon bringen, dich umzubringen? Die Krähen würden sich jemanden wählen, der noch schlimmer ist.« Er kaute und schluckte. »Ich habe von deinen Grenzern gehört. Du hättest mich mit ihnen mitschicken sollen.«
    »Damit du sie an den Weiner hättest verraten können?«
    »Wollen wir uns über Verrat unterhalten? Wie hieß gleich noch einmal dein Wildlingsweib, Snow? Ygritte, oder?« Der Wildling wandte sich an Melisandre. »Ich brauche Pferde. Ein halbes Dutzend, und zwar gute. Und ich kann das nicht allein erledigen. Einige der Speerfrauen, die in Mole’s Town eingepfercht sind, sollten genügen. Frauen sind dafür am besten geeignet. Das Mädchen wird ihnen eher vertrauen, und sie werden mir helfen, den Trick anzuwenden, den ich im Kopf habe.«
    »Wovon redet er?«, fragte Lord Snow Melisandre.
    »Von Eurer Schwester.« Melisandre legte eine Hand auf seinen Arm. »Ihr könnt ihr nicht helfen, er jedoch schon.«
    Snow entzog ihr den Arm. »Ich glaube nicht. Ihr kennt dieses Wesen nicht. Rasselhemd könnte seine Hände hundertmal waschen und hätte immer noch Blut unter den Nägeln. Vermutlich wird er Arya eher vergewaltigen und umbringen, als sie zu retten. Nein. Wenn Ihr das tatsächlich in Euren Feuern gesehen habt, Mylady, müsst Ihr Asche in den Augen haben. Falls er versucht, Castle Black ohne meine Erlaubnis zu verlassen, schlage ich ihm eigenhändig den Kopf ab.«
    Er lässt mir keine andere Wahl. So sei es. » Devan, lass uns allein«, sagte sie. Der Knappe schlich hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Melisandre berührte den Rubin an ihrem Hals und sprach ein Wort.
    Der Laut hallte eigenartig aus allen Ecken des Raumes wider und bohrte sich wie ein Wurm in ihre Ohren. Der Wildling hörte ein Wort, die Krähe ein anderes. Doch beide hörten nicht das Wort, das ihre Lippen verlassen hatte. Der Rubin am Handgelenk des Wildling verdunkelte sich, und die Schleier aus Licht und Schatten, die ihn umgaben, wallten auf und verschwanden.
    Die Knochen blieben, die rasselnden Rippen, die Klauen und Zähne an Armen und Schultern, das große vergilbte Schlüsselbein über den Schultern. Der gespaltete Riesenschädel blieb ein gespaltener Riesenschädel, gelblich und aufgesprungen, und er grinste weiter sein wildes Grinsen.
    Doch der spitze Haaransatz löste sich auf. Der braune Bart, das knorrige Kinn, die fahle gelbe Haut und die dunklen kleinen Augen, das alles löste sich auf. Graue Strähnen krochen durch das lange braune Haar. Lachfältchen tauchten in den Mundwinkeln auf. Und plötzlich war der Mann größer als vorher, breiter in Schultern und Brust, die Beine waren länger und schlanker, und das Gesicht war sauber rasiert und wettergegerbt.
    Jon Snow riss die Augen auf. »Mance?«
    »Lord Snow.« Mance Rayder lächelte nicht.
    » Sie hat dich verbrannt.«
    » Sie hat den Herrn der Knochen verbrannt.«
    Jon Snow wandte sich

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