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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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die letzte Gelegenheit für einen Mann, seine Unschuld zu beweisen.« Sie lehnte sich wieder zurück und legte den Kopf schief. »Bitte sehr. Wie war ich?«
    »Oh Strahlende, Ihr habt weit besser für die Sache gestritten, als ich es selbst je hoffen könnte. Ihr seid nicht nur von großer Schönheit, sondern auch ebenso gewandt im Umgang mit Worten. Ihr habt mich ganz und gar überzeugt.«
    Unwillkürlich musste sie lachen. »Ach, aber ich bin es nicht.«
    »Euer Herrlichkeit«, flüsterte Reznak mo Reznak ihr ins Ohr, »es ist üblich, dass die Stadt von allen Gewinnen nach Abzug der Kosten ein Zehntel als Steuern einzieht. Diese Münzen könnten vielen guten Zwecken dienen.«
    »Könnten … allerdings würden wir, wenn wir die Arenen wiedereröffnen würden , unseren Zehnten vor Abzug der Kosten einziehen. Ich bin nur ein junges Mädchen und verstehe nicht viel von solchen Angelegenheiten, aber ich habe lange genug bei Xaro Xhoan Daxos gelebt, um so viel zu lernen. Hizdahr, wenn Ihr Heere so gut aufstellen könntet, wie Ihr Worte in die Schlacht führt, könntet Ihr die Welt erobern … dennoch lautet meine Antwort immer noch nein . Zum sechsten Mal.«
    »Die Königin hat gesprochen.« Er verneigte sich wieder, so tief wie zuvor. Seine Perlen und Amethyste klickten leise auf den Marmorboden. Hizdahr zo Loraq war ein sehr biegsamer Mann.
    Und er wäre auch ein hübscher Mann ohne diese lächerliche Frisur . Reznak und die Grüne Grazie hatten Dany gedrängt, einen Adligen aus Meereen zum Gemahl zu nehmen, um die Stadt mit ihrer Herrschaft zu versöhnen. Hizdahr zo Loraq wäre sicherlich einen genaueren Blick wert gewesen. Lieber ihn als Skahaz. Der Schurschädel hatte ihr angeboten, sich für sie von seiner Frau zu trennen, bei dem Gedanken war es ihr allerdings kalt den Rücken hinuntergelaufen. Hizdahr konnte wenigstens lächeln.
    »Euer Herrlichkeit«, sagte Reznak mit einem Blick auf seine Liste, »der Edle Grazdan zo Galare möchte etwas vorbringen. Werdet Ihr ihn anhören?«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein«, antwortete Dany und bewunderte den Glanz des Goldes und den Schimmer der grünen Perlen von Cleons Pantoffeln, während sie sich alle Mühe gab, die Beengtheit ihrer Zehen nicht zu beachten. Grazdan, so hatte man sie vorgewarnt, war ein Vetter der Grünen Grazie, auf deren Unterstützung sie auf keinen Fall verzichten konnte. Die Priesterin war eine Stimme des Friedens und sprach sich für die Anerkennung und den Gehorsam gegenüber der rechtmäßigen Obrigkeit aus. Ich kann mir ernsthaft anhören, was ihr Vetter von mir will, was immer es sein mag.
    Wie sich herausstellte, wollte er Gold. Dany hatte sich geweigert, den Großen Herren den Wert ihrer Sklaven zu ersetzen, doch die Meereener fanden immer wieder neue Wege, ihr Münzen abzuringen. Der Edle Grazdan hatte einst eine Sklavin besessen, die eine sehr gute Weberin gewesen war, schien es; die Erzeugnisse ihres Webstuhls wurden weithin geschätzt, nicht nur in Meereen, sondern auch in Neu-Ghis und Astapor und Quarth. Als diese Frau alt geworden war, hatte Grazdan ein halbes Dutzend junger Mädchen gekauft und der Greisin befohlen, sie in die Geheimnisse ihres Handwerks einzuweihen. Die alte Frau war inzwischen gestorben. Die jungen hatten, jetzt in Freiheit, an der Hafenmauer einen Laden eröffnet, wo sie ihre Webarbeiten verkauften. Grazdan zo Galare wollte nun, dass sie ihm einen Teil ihrer Einkünfte abtraten. »Ihre Fertigkeiten haben sie mir zu verdanken«, beharrte er. »Ich habe sie vom Versteigerungspodest an den Webstuhl geholt.«
    Dany hörte leise zu und verzog keine Miene. Als er fertig war, fragte sie: »Wie hieß die alte Weberin?«
    »Die Sklavin?« Grazdan trat von einem Fuß auf den anderen und runzelte die Stirn. »Sie hieß … Elza vielleicht. Oder Ella. Sie ist vor sechs Jahren gestorben. Ich hatte so viele Sklaven, Euer Gnaden.«
    »Sagen wir Elza. Dies ist unsere Entscheidung: Von den Mädchen bekommt Ihr nichts. Elza hat ihnen das Weben beigebracht, nicht Ihr. Von Euch erhalten die Mädchen einen neuen Webstuhl, und zwar den besten, der für Münzen zu bekommen ist. Und zwar, weil Ihr den Namen der alten Frau vergessen habt.«
    Reznak wollte die nächste Tokar aufrufen, aber Dany beharrte darauf, einen Befreiten anzuhören. Danach wechselte sie stets zwischen früheren Herren und früheren Sklaven ab. In vielen Fällen, die man ihr vortrug, ging es um Wiedergutmachung. Meereen war nach dem Fall brutal geplündert worden.

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