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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Ort ist für mich ebenso bestimmt wie für Euch, und schon bald werdet Ihr mich vielleicht dringend brauchen. Lehnt meine Freundschaft nicht leichtfertig ab, Jon. Ich habe Euch im Sturm gesehen, hart bedrängt, umringt von Feinden auf allen Seiten. Ihr habt so viele Feinde. Soll ich Euch ihre Namen nennen?«
    »Ich kenne ihre Namen.«
    »Seid Euch da nur nicht zu sicher.« Der Rubin an Melisandres Hals leuchtete rötlich. »Es sind nicht die Feinde, die Euch offen ins Gesicht fluchen, die Ihr fürchten solltet, sondern die, die lächeln, wenn Ihr sie anseht, und ihre Messer wetzen, sobald Ihr ihnen den Rücken zukehrt. Ihr würdet gut daran tun, Euren Wolf in der Nähe zu behalten. Ich sehe Eis und Dolche im Dunkeln. Blut, hart gefroren und rot, und blanken Stahl. Es war sehr kalt.«
    »Auf der Mauer ist es immer kalt.«
    »Glaubt Ihr?«
    »Ich weiß es, Mylady.«
    »Dann weißt du gar nichts, Jon Snow«, flüsterte sie.

BRAN
    Sind wir schon da?
    Bran sprach die Frage nicht laut aus, doch sie lag ihm oft auf der Zunge, während ihre zerlumpte Gesellschaft durch einen Wald aus alten Eichen und hohen graugrünen Wachbäumen trottete, vorbei an düsteren Soldatenkiefern und kahlen braunen Kastanienbäumen. Sind wir schon in der Nähe?, fragte sich der Junge, während Hodor einen steinigen Hang hinaufkletterte oder in eine dunkle Spalte hinabstieg, wo schmutziger Schnee unter seinen Füßen knirschte. Wie weit denn noch? , dachte er, als der große Elch durch den halb zugefrorenen Bach lief und Wasser aufspritzte. Wie lange noch? Es ist so kalt. Wo ist die dreiäugige Krähe?
    Der Junge kauerte in dem schwankenden Weidenkorb auf Hodors Rücken und zog immer wieder den Kopf ein, wenn der große Stallbursche unter einem Eichenast hindurchging. Es schneite wieder, feucht und schwer. Hodor war ein Auge zugefroren, sein dicker brauner Bart war mit Raureif überzogen, und Eiszapfen hingen von seinem buschigen Schnurrbart herunter. Mit der einen Hand umklammerte er noch immer das rostige Langschwert aus Eisen, das er aus der Gruft von Winterfell mitgenommen hatte, und von Zeit zu Zeit schlug er damit nach einem Ast und löste einen Schneesturz aus. »Hod-d-d-dor«, murmelte er und klapperte mit den Zähnen.
    Das wirkte eigenartig beruhigend. Auf der Reise von Winterfell zur Mauer hatten Bran und seine Gefährten sich unterhalten und Geschichten erzählt, um sich die Zeit zu vertreiben, doch hier war es anders. Selbst Hodor spürte das. Seine Hodors waren seltener geworden als südlich der Mauer. Über diesem Wald lag eine Stille, wie Bran sie nie zuvor erlebt hatte. Ehe es zu schneien begonnen hatte, war der Nordwind um sie herumgefahren und hatte in Wolken totes braunes Laub aufgeworfen, dessen leises Rascheln ihn an Kakerlaken erinnerte, die in einem Schrank umherkrabbeln. Jetzt war das Laub unter einer weißen Decke begraben. Manchmal flog ein Rabe über sie hinweg, dessen große schwarze Schwingen durch die kalte Luft flatterten. Ansonsten war die Welt stumm.
    Vor ihnen zog der Elch mit gesenktem Kopf zwischen den Schneewehen hindurch, und sein riesiges Geweih war mit Eis verkrustet. Der Grenzer saß rittlings auf dem breiten Rücken, grimmig und schweigend. Kalthand hatte der fette Sam ihn genannt, weil das Gesicht des Grenzers so bleich war. Außerdem waren seine Hände schwarz und hart wie Eisen und auch so kalt wie das Metall. Der Rest des Mannes war in Schichten von Wolle und gehärtetem Leder und Kettenhemd gehüllt, und das Gesicht lag im Schatten der Mantelkapuze. Die untere Hälfte wurde von einem schwarzen Wollschal verdeckt.
    Hinter dem Grenzer hatte Meera Reet die Arme um ihren Bruder geschlungen, um ihn mit der Wärme ihres Körpers vor Wind und Kälte zu schützen. Unter Jojens Nasenspitze hing gefrorener Rotz, und von Zeit zu Zeit zitterte der Junge heftig. Er sieht so klein aus, dachte Bran, während er ihm beim Schwanken zuschaute. Kleiner als ich und sogar schwächer. Dabei bin ich der Krüppel.
    Summer bildete die Nachhut des kleinen Trupps. Der Atem des Schattenwolfs gefror in der Waldluft, während das Tier hinter ihnen her trabte. Immer noch hinkte er wegen des Pfeils, der ihn bei Königinkron getroffen hatte. Bran spürte den Schmerz der alten Wunde, wann immer er in den Leib des großen Wolfs schlüpfte. In letzter Zeit hielt sich Bran häufiger in Summers Körper auf als in seinem eigenen; der Wolf spürte die beißende Kälte trotz des dicken Fells, aber er konnte weiter sehen und besser riechen

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