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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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sie sich um, schaute nach hinten und sagte: » Menschen , sagt er. Was für Menschen? Meint er Wildlinge? Warum sagt er es dann nicht?«
    »Er hat gesagt, er kümmert sich um sie«, erwiderte Bran.
    »Das hat er gesagt , ja. Er hat auch gesagt, er würde uns zu dieser dreiäugigen Krähe bringen. Der Fluss, den wir heute Morgen überquert haben, das war der gleiche wie vor vier Tagen, das schwöre ich. Wir laufen im Kreis.«
    »Flüsse winden und schlängeln sich durch das Land«, meinte Bran unsicher, »und um Seen und Berge muss man herumwandern.«
    »Für meinen Geschmack war das ein bisschen zu viel Herumwandern «, beharrte Meera, »und es sind auch zu viele Geheimnisse. Mir gefällt das alles gar nicht. Und er gefällt mir auch nicht. Und vertrauen tue ich ihm schon gar nicht. Diese Hände sind schlimm genug. Er verbirgt sein Gesicht und nennt uns seinen Namen nicht. Wer ist er? Was ist er? Jeder kann sich einen schwarzen Mantel überziehen. Jeder oder alles. Er isst nicht, und er trinkt nicht, er scheint nicht einmal die Kälte zu spüren.«
    Das stimmt. Bran hatte sich nicht getraut, es auszusprechen, aber aufgefallen war es ihm ebenfalls. Wann immer sie ihr Nachtlager aufschlugen, drängten er und Hodor und die Reets sich zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen. Der Grenzer wahrte jedoch stets Abstand. Manchmal schloss Kalthand die Augen, doch Bran glaubte nicht, dass er schlief. Und da war noch etwas …
    »Der Schal.« Bran schaute sich unbehaglich um, aber es war kein einziger Rabe in Sicht. Die großen schwarzen Vögel waren mit dem Grenzer verschwunden. Niemand lauschte. Trotzdem sprach er mit gesenkter Stimme. »Der Schal über seinem Mund, es sammelt sich gar kein Eis darin wie in Hodors Bart. Nicht einmal, wenn er redet.«
    Meera sah ihn scharf an. »Du hast recht. Wir haben ihn nie atmen gesehen, oder?«
    »Nein.« Ein weißes Wölkchen kündigte stets jedes von Hodors Hodors an. Wenn Jojen oder seine Schwester sprachen, sah man ihre Worte ebenfalls. Sogar um den Elch herum breitete sich warmer Nebel aus, wenn er ausatmete.
    »Wenn er nicht atmet …«
    Bran wurde wieder an die Geschichten der Alten Nan erinnert, die sie ihm als Kind erzählt hatte. Jenseits der Mauer leben die Ungeheuer, die Riesen und die Ghule, die pirschenden Schatten und die Toten, die umherwandeln, hatte sie erzählt und ihn in seine kratzige Wolldecke gewickelt, aber sie können nicht zu uns, solange die Mauer noch steht und die Männer der Nachtwache treu bleiben. Also leg dich schlafen, kleiner Brandon, mein kleiner Junge, und träume etwas Süßes. Hier gibt es keine Ungeheuer. Der Grenzer trug das Schwarz der Nachtwache, aber wenn er jetzt überhaupt kein Mensch war? Wenn er irgendein Ungeheuer war, das sie zu den anderen Ungeheuern führte, die sie alle zusammen verschlingen wollten?
    »Der Grenzer hat Sam und das Mädchen vor den Wiedergängern gerettet«, sagte Bran zögerlich, »und er bringt mich zur dreiäugigen Krähe.«
    »Warum kommt diese dreiäugige Krähe nicht zu uns? Warum konnte sie uns nicht an der Mauer treffen? Krähen haben Flügel. Mein Bruder wird jeden Tag schwächer. Wie lang können wir noch durchhalten?«
    Jojen hustete. »Bis wir am Ziel sind.«
    Nicht lange danach erreichten sie den angekündigten See und wandten sich nach Norden, wie es ihnen der Grenzer aufgetragen hatte. Das war der leichte Teil.
    Das Wasser war gefroren, und der Schnee fiel bereits so lange, dass Bran die Tage nicht mehr zählte. Der See war eine weite weiße Wildnis. Wo das Eis flach und der Boden uneben war, kamen sie gut voran, aber wo der Wind den Schnee zu hohen Kämmen verweht hatte, ließ sich manchmal kaum erkennen, wo der See endete und das Ufer anfing. Sogar die Bäume waren kein untrügliches Zeichen, wie sie gehofft hatten, denn es gab bewaldete Inseln im See und große Stellen am Ufer, wo keine Bäume wuchsen.
    Der Elch schlug den Weg ein, der ihm gefiel, und kümmerte sich nicht um die Wünsche von Meera und Jojen auf seinem Rücken. Meistens hielt er sich zwischen den Bäumen, doch wo das Ufer sich nach Westen wandte, blieb er auf dem direkteren Weg über den gefrorenen See und schob sich durch Schneewehen, die höher waren als Bran. Das Eis knackte unter seinen Hufen. Hier draußen war der Wind stärker, ein kalter Nordwind, der über den See pfiff, selbst ihre dicken Schichten von Wolle und Leder durchdrang und sie alle zum Zittern brachte. Wenn sie sich in seine Richtung bewegten, trieb er ihnen Schnee in

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