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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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näherte. Der Anführer des Rudels, ein alter Rüde mit grauweißer Schnauze und einem blinden Auge bewegte sich auf ihn zu, knurrte und fletschte die Zähne. Hinter ihm zeigte auch ein jüngerer Rüde seine Reißzähne.
    Die hellgelben Augen des Schattenwolfs nahmen die Umgebung in sich auf. Ein Gewirr von Gedärmen schlängelte sich um einen Busch und hatte sich darin verheddert. Dampf stieg von einem aufgerissenen Bauch auf und verteilte den Geruch von Blut und Fleisch in der Luft. Ein Kopf starrte blicklos auf einen Sichelmond, Wangen waren bis auf den Knochen zerfetzt, die Augen waren nur noch dunkle Höhlen, und der Hals endete in einem zerrissenen Stumpf. Eine gefrorene Blutlache glänzte rot und schwarz.
    Menschen. Der Gestank erfüllte die Welt. Lebendig waren sie so viele gewesen wie Finger an einer Menschenpfote, jetzt gab es sie nicht mehr. Tot. Aus. Fleisch. Einst waren sie in Mäntel und Kapuzen gehüllt gewesen, doch die Wölfe hatten die Kleidung in ihrer Gier, an das Fleisch zu gelangen, zerrissen. Diejenigen, die noch Gesichter hatten, trugen dicke Bärte mit Krusten aus Eis und gefrorenem Rotz. Der fallende Schnee hatte bereits begonnen, ihre Überreste zu begraben, die sich blass von den Fetzen der schwarzen Mäntel und Hosen abhoben. Schwarz.
    Viele Meilen entfernt schüttelte sich der Junge voller Unbehagen.
    Schwarz. Nachtwache. Sie gehörten zur Nachtwache.
    Den Schattenwolf kümmerte das nicht. Sie waren Fleisch. Er war hungrig.
    Die Augen der drei Wölfe leuchteten gelb. Der Schattenwolf drehte den Kopf von einer Seite zur anderen und blähte die Nasenlöcher auf, dann fletschte er die Reißzähne und knurrte. Der jüngere Rüde wich zurück. Der Schattenwolf konnte seine Angst riechen. Schwanz, erkannte er. Aber der Einäugige antwortete mit einem Knurren und schob sich vor, um ihm den Weg zu versperren. Kopf. Und er hat keine Angst vor mir, obwohl ich zweimal so groß bin wie er.
    Ihre Blicke trafen sich.
    Warg!
    Dann sprangen die beiden einander an, Wolf und Schattenwolf, und für weitere Gedanken war keine Zeit mehr. Die Welt beschränkte sich nur noch auf Zähne und Krallen, auf Schnee, der aufstob, während sie sich herumwälzten und drehten und aneinander zerrten, während die anderen Wölfe knurrten und schnappten. Seine Kiefer schlossen sich um verfilztes Fell, das von Raureif glitschig war, und packten ein Bein, das so dünn wie ein trockener Stock war, aber der Einäugige trat nach seinem Bauch und riss sich los, wälzte sich herum und sprang ihn wieder an. Gelbe Fangzähne packten seine Kehle, doch er schüttelte seinen alten grauen Vetter ab wie eine Ratte, dann setzte er ihm nach und warf ihn zu Boden. Sie wälzten sich herum, traten nacheinander, kämpften, bis beide aus mehreren Wunden bluteten und der Schnee um sie herum mit roten Tupfen bedeckt war. Schließlich jedoch legte sich der alte einäugige Wolf auf den Rücken und bot ihm den Bauch dar. Der Schattenwolf schnappte noch zweimal nach ihm, schnüffelte an seinem Hintern und hob das Bein über ihm.
    Ein paar Mal Schnappen und ein warnendes Knurren genügten, und die Fähe und der Schwanz ergaben sich ebenfalls. Das Rudel gehörte ihm.
    Die Beute ebenfalls. Er ging von Mensch zu Mensch und schnupperte, ehe er sich an dem größten niederließ, einem gesichtlosen Ding, das schwarzes Eisen mit einer Hand umklammerte. Die andere Hand fehlte, war am Handgelenk abgetrennt, und der Stumpf war in Leder gehüllt. Blut floss dick und träge aus einer Wunde an seiner Kehle. Der Wolf leckte daran, fuhr mit der Zunge über die augenlose Ruine von Nase und Wangen und vergrub die Schnauze schließlich im Hals und riss diesen auf, wobei er einen Brocken süßes Fleisch verschlang. Nie zuvor hatte ein Bissen so gut geschmeckt.
    Als er mit ihm fertig war, ging er zum nächsten und verschlang auch die besten Stücke von ihm. Raben beobachteten ihn aus den Bäumen, hockten mit dunklen Augen schweigend auf den Ästen, während der Schnee um sie herum fiel. Die anderen Wölfe machten sich über das her, was er übrig gelassen hatte; der alte Rüde fraß zuerst, dann waren die Fähe und der Schwanz an der Reihe. Sie gehörten jetzt ihm. Sein Rudel.
    Nein, flüsterte der Junge, wir haben ein anderes Rudel. Lady ist tot und Grey Wind vielleicht auch, aber irgendwo sind noch Shaggydog und Nymeria und Ghost. Erinnerst du dich an Ghost?
    Der Schneefall und die fressenden Wölfe traten in den Hintergrund. Hitze schlug ihm ins Gesicht. Feuer,

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