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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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darin sind sich alle einig. Die Meereener werden einen guten Preis für meine erlesenen dornischen Weine zahlen.«
    »Toten Männern ist es gleichgültig, was für Wein sie trinken.« Der Kapitän der Abenteuer strich sich durch den Bart. »Ich bin nicht der erste Kapitän, den Ihr fragt, glaube ich. Auch nicht der zehnte.«
    »Nein«, gestand Gerris ein.
    »Der wievielte dann? Der hundertste?«
    Nicht weit daneben, dachte Quentyn. Die Volantener prahlten gern damit, dass die hundert Inseln von Braavos in ihren tiefen Hafen geworfen und versenkt werden könnten. Quentyn hatte Braavos nie gesehen, aber er konnte es glauben. Reich und reif und halb verrottet bedeckte Volantis die Mündung der Rhoyne wie ein warmer feuchter Kuss und dehnte sich zu beiden Seiten des Flusses über Hügel und Marschen aus. Überall gab es Schiffe, die den Fluss befuhren oder das Meer. Sie drängten sich an Anlegern und Pieren, nahmen Ladung auf oder löschten ihre Fracht; Kriegsschiffe, Walfänger, Handelsgaleeren, Karacken und Ruderboote und Koggen, große Koggen, Langschiffe, Schwanenschiffe, Schiffe aus Lys und Tyrosh und Pentos, Gewürzhändler aus Quarth, groß wie Paläste, Schiffe aus Tolos und Yunkai und von den Basiliskeninseln. So viele, dass Quentyn, als er den Hafen zum ersten Mal vom Deck der Wiesenlerche sah, zu seinen Freunden gesagt hatte, dass sie höchstens drei Tage hierbleiben würden.
    Und doch waren zwanzig Tage vergangen, und noch immer waren sie hier und hatten kein Schiff. Die Kapitäne der Melantine , der Tochter des Triarchen und der Meerjungfrauenkuss hatten abgelehnt. Ein Maat auf der Kühner Reisender hatte ihnen ins Gesicht gelacht. Der Besitzer der Delphin hatte sie verflucht, weil sie seine Zeit verschwendeten, und der Eigner der Siebter Sohn hatte sie beschuldigt, Piraten zu sein. Alles am ersten Tag.
    Nur der Kapitän der Kitz hatte ihnen den Grund für seine Weigerung genannt. »Es stimmt, ich segele nach Osten«, erklärte er ihnen bei einem Becher verdünntem Weins, »südlich um Valyria herum und dann in den Sonnenaufgang. Wir nehmen in Neu-Ghis Wasser und Proviant an Bord, dann werden die Ruder eingetaucht, und wir machen uns auf nach Quarth und zu den Jadetoren. Jede Seereise birgt ihre Gefahren, bei längeren sind es noch mehr als sonst. Warum sollte ich das Risiko eingehen, in die Sklavenbucht einzubiegen? Die Kitz ist meine Lebensgrundlage. Ich werde sie nicht aufs Spiel setzen, um drei verrückte Dornische mitten in einem Krieg abzusetzen.«
    Quentyn hatte schon gedacht, dass es besser gewesen wäre, sich in der Plankenstadt ein eigenes Schiff zu kaufen. Das hätte allerdings ungewollte Aufmerksamkeit auf sie gelenkt. Die Spinne hatte ihre Spitzel überall, selbst in den Hallen von Sunspear. »Dorne wird bluten, wenn unser Plan auffliegt«, hatte sein Vater ihn gewarnt, während sie zuschauten, wie die Kinder in den Becken und Brunnen der Wassergärten spielten. »Mach dir nichts vor, was wir planen, ist Hochverrat. Vertraue nur deinen Gefährten und vermeide alles, was Aufmerksamkeit auf dich lenkt.«
    Also lächelte Gerris Trinkwasser den Kapitän der Abenteuer entwaffnend an. »Um die Wahrheit zu sagen, habe ich nicht mitgezählt, wie viele Feiglinge uns zurückgewiesen haben, aber im Kaufmannhaus habe ich gehört, Ihr wäret ein verwegener Mann, die Sorte, die für die richtige Menge Gold alles wagt.«
    Ein Schmuggler, dachte Quentyn. So hatten die anderen Kaufleute im Kaufmannhaus den Besitzer der Abenteuer genannt. »Ein Schmuggler und ein Sklavenhändler, halb Pirat, halb Zuhälter, aber er ist vielleicht Eure einzige Hoffnung«, hatte der Gastwirt gesagt.
    Der Kapitän rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. »Und wie viel Gold wäre der richtige Preis für so eine Reise?«
    »Dreimal so viel wie der übliche Preis für eine Überfahrt zur Sklavenbucht.«
    »Für jeden von Euch?« Der Kapitän zeigte die Zähne, und das hätte ein Lächeln sein können, allerdings verlieh es seiner Miene etwas Raubtierhaftes. »Vielleicht. Stimmt schon, ich bin verwegener als die meisten anderen. Wie bald möchtet Ihr in See stechen?«
    »Morgen wäre nicht zu früh.«
    »Abgemacht. Kehrt eine Stunde vor Tagesanbruch zurück und bringt Eure Freunde und Euren Wein mit. Am besten lichten wir den Anker, solange Volantis noch schläft, dann stellt uns niemand unangenehme Fragen über das Ziel unserer Reise.«
    »Wie Ihr sagt. Eine Stunde vor Tagesanbruch.«
    Das Lächeln des Kapitäns wurde noch breiter.

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