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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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sein erster Gedanke, aber nachdem er ein zweites Mal geschnüffelt hatte, änderte er seine Meinung. Schweine rochen sauberer. Hier stank es nach Pisse und vergammeltem Fleisch und Kot, nach Leichen und Schwären und Wundbrand, und zwar so streng, dass die salzige Luft und der Fischgeruch des Hafens davon überdeckt wurden.
    »Ich möchte mich am liebsten übergeben«, sagte er zu Gerris Trinkwasser. Sie warteten auf den Kapitän des Schiffes und schwitzten in der Hitze, während der Gestank vom Deck unter ihnen heraufzog.
    »Wenn der Kapitän auch nur annähernd so riecht wie sein Schiff, hält er deine Kotze wahrscheinlich für ein Duftwasser«, erwiderte Gerris.
    Quentyn wollte gerade vorschlagen, es auf einem anderen Schiff zu versuchen, als der Kapitän endlich auftauchte, und zwar mit zwei übel aussehenden Mitgliedern der Besatzung. Gerris begrüßte ihn mit einem Lächeln. Auch wenn er das Volantische nicht so gut beherrschte wie Quentyn, verlangte ihre Tarnung doch, dass er das Reden übernahm. Zuvor in der Plankenstadt hatte Quentyn den Weinhändler gespielt, doch der Mummenschanz hatte ihn verärgert, und als die Dornischen in Lys das Schiff wechselten, tauschten sie auch die Rollen. An Bord der Wiesenlerche wurde Cletus Yronwood der Kaufmann und Quentyn der Diener; in Volantis, nachdem Cletus erschlagen worden war, hatte Gerris die Rolle des Herrn übernommen.
    Groß und gutaussehend mit seinen blaugrünen Augen, dem rotblonden Haar und dem schlanken und anmutigen Körper stolzierte Gerris Trinkwasser mit einem Selbstvertrauen umher, das schon fast an Überheblichkeit grenzte. Er schien sich niemals unwohl zu fühlen, und auch wenn er die Sprache nicht beherrschte, konnte er sich stets verständlich machen. Quentyn machte im Vergleich dazu eine schwache Figur; mit kurzen Beinen und stämmigem, kräftigem Körperbau und einer Haarfarbe so braun wie umgegrabene Erde. Seine Stirn war zu hoch, sein Kinn zu kantig, seine Nase zu breit. Ein gutes ehrliches Gesicht, hatte ein Mädchen einmal dazu gesagt, aber du könntest mehr lächeln.
    Das Lächeln war Quentyn Martell noch nie leichtgefallen, nicht leichter als seinem Hohen Vater.
    »Wie schnell ist Eure Abenteuer ?«, erkundigte sich Gerris in einer holprigen Annäherung ans Hochvalyrische.
    Der Kapitän der Abenteuer erkannte den Akzent und antwortete in der Gemeinen Zunge von Westeros. »Es gibt kein schnelleres Schiff, geehrter Lord. Die Abenteuer kann sogar dem Wind davonsegeln. Sagt mir, wohin Ihr wollt, und ich bringe Euch rasch dorthin.«
    »Ich brauche eine Überfahrt nach Meereen für mich selbst und zwei Diener.«
    Das ließ den Kapitän zögern. »Meereen ist mir nicht fremd. Ich könnte die Stadt wiederfinden, ja … aber wozu? Dort kann man keine Sklaven mehr kaufen, man kann keine Geschäfte mehr machen. Die Silberkönigin hat dem ein Ende bereitet. Sie hat sogar die Kampfarenen geschlossen, daher findet ein armer Seemann nicht einmal mehr einen Zeitvertreib, während die Frachträume beladen werden. Sagt mir, mein Freund aus Westeros, was lockt Euch ausgerechnet nach Meereen?«
    Die schönste Frau der Welt, dachte Quentyn. Meine künftige Braut, wenn die Götter mir ihre Gnade zuteilwerden lassen. Manchmal lag er nachts wach und stellte sich ihr Gesicht und ihre Gestalt vor, und er fragte sich, ob eine solche Frau ihn überhaupt heiraten würde, bei all den Prinzen, die es auf der Welt gab. Ich bin Dorne, sagte er sich. Sie wird Dorne wollen.
    Gerris antwortete mit der Geschichte, die sie sich zurechtgelegt hatten. »Wein ist unser Familiengeschäft. Mein Vater besitzt große Weingärten daheim in Dorne, und er möchte neue Märkte erschließen. Wir hoffen, dass das gute Volk von Meereen willkommen heißen wird, was ich zu verkaufen habe.«
    »Wein? Dornischen Wein?« Das überzeugte den Kapitän nicht. »Die Sklavenstädte liegen im Krieg. Habt Ihr das etwa nicht gewusst?«
    »Die Kämpfe finden zwischen Yunkai und Astapor statt, haben wir gehört. Meereen ist nicht betroffen.«
    »Noch nicht. Aber bald. Ein Gesandter aus der Gelben Stadt ist gerade jetzt in Volantis und heuert Schwerter an. Die Langen Lanzen sind bereits nach Yunkai in See gestochen, und die Verwehten und die Kompanie der Katze werden folgen, sobald sie ihre Reihen aufgefüllt haben. Auch die Goldene Kompanie marschiert nach Osten. All dies ist bekannt.«
    »Wenn Ihr das sagt. Ich bin im Weinhandel, nicht im Kriegsgeschäft. Der Wein der Ghiscari ist ein armseliges Zeug,

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