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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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möchte.«
    »Ihr werdet eine Krähe aus ihm machen.« Sie wischte sich die Tränen mit der kleinen blassen Hand ab. »Nein. Nein.«
    Töte den Jungen, dachte Jon. »Doch. Sonst kann ich dir eins versprechen: An dem Tag, an dem sie Dallas Jungen verbrennen, wird deiner ebenfalls sterben.«
    » Sterben«, kreischte der Rabe des Alten Bären. » Sterben, sterben, sterben.«
    Das Mädchen saß in sich zusammengesunken da und starrte in die Kerzenflamme. In ihren Augen glitzerten Tränen. Schließlich sagte Jon: »Du darfst gehen. Sprich mit niemandem darüber, aber bereite dich vor, eine Stunde vor Tagesanbruch aufzubrechen. Meine Männer holen dich ab.«
    Goldy erhob sich. Bleich und wortlos ging sie zur Tür und drehte sich nicht mehr um. Jon hörte ihre Schritte, als sie durch die Waffenkammer eilte. Sie rannte fast.
    Als er an die Tür trat, um sie zu schließen, sah Jon, dass sich Ghost unter einem Amboss ausgestreckt hatte und an einem Ochsenknochen knabberte. Der große weiße Schattenwolf sah auf. »Wurde auch Zeit, dass du zurückkommst.« Jon setzte sich wieder auf seinen Stuhl und las abermals Maester Aemons Brief.
    Einige Augenblicke später erschien Samwell Tarly mit einem Stapel Bücher in den Armen. Sobald er eingetreten war, flog Mormonts Rabe zu ihm und verlangte Korn. Sam bemühte sich, der Forderung nachzukommen und bot ein paar Körner aus dem Sack neben der Tür an. Der Rabe gab sein Bestes, ihm tief in die Hand zu picken. Sam heulte auf, der Vogel flatterte auf, und das Korn wurde in alle Richtungen verstreut. »Hat dir der gemeine Bursche die Haut aufgerissen?«
    Sam zog vorsichtig den Handschuh aus. »Ja. Ich blute .«
    »Wir alle vergießen unser Blut für die Wache. Zieh dickere Handschuhe an.« Jon schob ihm mit dem Fuß einen Stuhl zu. »Setz dich, und schau dir das an.« Er reichte ihm das Pergament.
    »Was ist das?«
    »Ein Schild aus Papier.«
    Sam las langsam. »Ein Brief an König Tommen?«
    »In Winterfell haben Tommen und mein Bruder Bran mit Holzschwertern gekämpft«, erinnerte sich Jon. »Tommen war so dick gepolstert, dass er ausgesehen hat wie eine gestopfte Gans. Bran hat ihn auf den Boden geworfen.« Jon trat ans Fenster und öffnete die Läden. Die Luft draußen war kalt und frisch, obwohl der Himmel nur ein mattes Grau zeigte. »Und doch ist Bran tot, und der pummelige Tommen mit seinem rosigen Gesicht sitzt auf dem Eisernen Thron und trägt eine Krone auf den goldenen Locken.«
    Sam sah ihn seltsam an, und kurz erschien es Jon, als wollte er etwas sagen. Stattdessen schluckte er und wandte sich wieder dem Pergament zu. »Du hast den Brief nicht unterschrieben.«
    Jon schüttelte den Kopf. »Der Alte Bär hat den Eisernen Thron hundertmal um Hilfe angefleht. Man hat ihm Janos Slynt geschickt. Ein Brief wird die Lannisters nicht dazu veranlassen, uns mehr Zuneigung entgegenzubringen. Nicht, wenn sie hören, dass wir Stannis geholfen haben.«
    »Nur bei der Verteidigung der Mauer, nicht bei seiner Rebellion. Das steht doch hier.«
    »Dieser feine Unterschied könnte Lord Tywin entgehen.« Jon nahm den Brief zurück. »Weshalb sollte er uns jetzt helfen? Er hat es nie getan.«
    »Na ja«, meinte Sam, »er will vielleicht nicht, dass es heißt, Stannis sei zur Verteidigung des Reiches geritten, während König Tommen sich seinem Spielzeug gewidmet hat. Das würde dem Hause Lannister Spott einbringen.«
    »Tod und Vernichtung will ich über das Haus Lannister bringen, keinen Spott.« Jon las aus dem Brief vor: » Die Nachtwache beteiligt sich nicht an den Kriegen in den Sieben Königslanden. Unser Eid gilt dem Reich, und das Reich ist in äußerster Gefahr. Stannis Baratheon steht uns gegen die Feinde jenseits der Mauer bei, dennoch sind wir nicht seine Männer …«
    » Ja«, bekräftigte Sam und wand sich. » Sind wir doch auch nicht. Oder?«
    »Ich habe Stannis Vorräte, Obdach und das Nachtfort gewährt, dazu die Erlaubnis, Angehörige des Freien Volkes in der Schenkung anzusiedeln. Das ist alles.«
    »Lord Tywin wird sagen, es sei zu viel gewesen.«
    »Stannis sagt, es reicht nicht aus. Je mehr man einem König gibt, desto mehr verlangt er. Wir gehen über eine Brücke aus Eis, mit einem Abgrund zu beiden Seiten. Es einem König recht zu machen, ist schwierig genug. Zwei zufriedenzustellen, ist so gut wie unmöglich.«
    »Ja, aber … falls die Lannisters siegen und Lord Tywin beschließt, wir hätten den König verraten, indem wir Stannis geholfen haben, könnte das das Ende

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