09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
höhnische Bemerkungen hinterher, während sie das Kaufmannshaus betraten, und verspotteten sie als Feiglinge und Angsthasen.
Der Große Mann wartete in ihren Räumen im ersten Stock. Obwohl ihnen das Gasthaus vom Kapitän der Wiesenlerche empfohlen worden war, wollte Quentyn die Waren und das Gold nicht unbewacht lassen. In jedem Hafen gab es Diebe, Ratten und Huren, und in Volantis mehr als anderswo.
»Ich wollte mich schon auf die Suche nach euch machen«, sagte Ser Archibald Yronwood, als er den Riegel zurückzog und sie einließ. Es war sein Vetter Cletus gewesen, der angefangen hatte, ihn der Große Mann zu nennen, aber den Namen verdiente er wohl. Arch war zwei Meter groß, hatte breite Schultern und einen riesigen Bauch. Seine Beine waren dick wie Baumstämme, seine Hände Pranken wie Schinken, und er hatte keinen nennenswerten Hals. Durch eine Krankheit in der Kindheit war ihm das Haar ausgefallen. Sein Kahlkopf sah aus wie ein rosa Felsbrocken, dachte Quentyn immer. »Und?«, wollte er wissen, »was hat der Schmuggler gesagt. Haben wir ein Boot?«
»Ein Schiff«, berichtigte Quentyn. »Ja, er würde uns mitnehmen, aber nur bis zur nächsten Hölle.«
Gerris setzte sich auf eines der durchhängenden Betten und zog sich die Stiefel aus. »Dorne klingt im Augenblick sehr viel reizvoller.«
Der Große Mann sagte: »Ich würde immer noch sagen, lasst uns über die Dämonenstraße reiten. Vielleicht ist sie gar nicht so gefährlich, wie es heißt. Und wenn doch, bedeutet das nur mehr Ruhm für jene, die es wagen. Wer sollte sich schon trauen, uns zu belästigen? Trink mit seinem Schwert, ich mit meinem Hammer, darauf lässt sich so schnell kein Dämon ein.«
»Und wenn Daenerys tot ist, ehe wir sie erreichen?«, fragte Quentyn. »Wir brauchen ein Schiff. Selbst wenn es die Abenteuer ist.«
Gerris lachte. »Du hast Daenerys ja noch viel nötiger, als ich ahnte, wenn du diesen Gestank monatelang ertragen willst. Nach drei Tagen würde ich sie anflehen, mich zu ermorden. Nein, mein Prinz, bitte, bitte, nicht die Abenteuer .«
»Hast du einen besseren Vorschlag?«, fragte Quentyn ihn.
»Ja. Er ist mir gerade erst eingefallen. Auch dieser Weg wäre nicht ohne Risiken, und man würde ihn nicht als ehrenwert bezeichnen, ganz bestimmt nicht … aber wir kommen schneller zu deiner Königin als über die Dämonenstraße.«
»Sag schon«, drängte Quentyn Martell.
JON
Jon Snow las den Brief immer wieder, bis die Worte vor seinen Augen verschwammen. Ich kann das nicht unterzeichnen. Ich werde das nicht unterzeichnen.
Beinahe hätte er das Pergament einfach verbrannt. Stattdessen trank er einen Schluck Bier, den Rest des halben Bechers, den er gestern Abend zu seinem einsamen Nachtmahl bekommen hatte. Ich muss unterzeichnen. Sie haben mich zu ihrem Lord Kommandanten gewählt. Die Mauer gehört mir und die Wache ebenfalls. Die Nachtwache ergreift keine Partei.
Es war eine Erleichterung, als der Schwermütige Edd Tollett die Tür öffnete und ihm mitteilte, dass Goldy draußen wartete. Jon legte Maesters Aemons Brief zur Seite. »Ich werde mit ihr sprechen.« Vor diesem Moment hatte er sich gefürchtet. »Finde Sam für mich. Mit ihm möchte ich als Nächstes sprechen.«
»Er wird unten bei den Büchern sein. Mein alter Septon hat immer gesagt, aus Büchern würden tote Männer sprechen. Tote Männer sollten lieber den Mund halten, sage ich. Niemand will das Geschwätz einer Leiche hören.« Der Schwermütige Edd ging los und murmelte dabei etwas von Würmern und Spinnen.
Als Goldy eintrat, ging sie sofort auf die Knie. Jon ging um den Tisch herum und hob sie auf. »Das muss doch nicht sein. Das macht man bloß vor Königen.« Obwohl sie schon eine Ehefrau und Mutter war, erschien ihm Goldy trotzdem halb wie ein Kind, ein dünnes kleines Mädchen, das sich in einen von Sams alten Mänteln gehüllt hatte. Der Mantel war so groß, dass sich mehrere Mädchen darin hätten verstecken können. »Geht es den Kleinen gut?«, erkundigte er sich.
Das Wildlingsmädchen lächelte zögerlich unter der Kapuze. »Ja, Mylord. Ich hatte Angst, ich könnte nicht genug Milch für beide haben, aber je mehr sie trinken, desto mehr Milch habe ich. Sie sind kräftig.«
»Ich muss dir etwas sagen.« Beinahe hätte er gesagt, er müsse sie um etwas bitten , doch im letzten Moment beherrschte er sich.
»Wegen Mance? Val hat den König angefleht, ihn zu verschonen. Sie hat sogar versprochen, einen Knienden zu heiraten und ihm nicht
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