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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Warum hätte Swann versuchen sollen, sie zu töten?«
    Haldon schob die Lippen vor. »Versuch nicht vom Pferd zu fallen. Und falls es dir doch passiert, watschele am besten zurück nach Pentos. Unsere Scheue Maid wartet weder auf Mann noch auf Zwerg.«
    »Scheue Maiden sind mir die liebsten. Gleich nach den schamlosen. Sagt mir, wohin gehen Huren?«
    »Seh ich aus, wie ein Mann, der mit Huren Umgang pflegt?«
    Ente lachte spöttisch. »Das würde er nicht wagen. Lemore würde ihn zwingen, um Vergebung zu beten, der Junge würde mitkommen wollen, und Greif würde ihm den Schwanz abschneiden und in den Hals stecken.«
    »Nun«, meinte Tyrion, »ein Maester braucht keinen Schwanz.«
    »Haldon ist ja nur ein halber Maester.«
    »Du scheinst den Zwerg lustig zu finden, Ente«, sagte Haldon. »Er kann mit dir reiten.« Damit wendete er sein Pferd und brach auf.
    Es dauerte noch eine Weile, ehe Ente damit fertig war, Illyrios Truhen auf die drei Packpferde zu laden. Haldon war inzwischen verschwunden. Ente schien das nicht zu beunruhigen. Er schwang sich in den Sattel, packte Tyrion am Kragen und setzte ihn vor sich. »Haltet Euch am Knauf fest, und Euch passiert nichts. Die Stute läuft ganz ruhig, und die Drachenstraße ist so glatt wie ein Jungfrauenhintern.« Ser Rolly nahm die Zügel in die rechte, die Leine der anderen Pferde in die linke Hand und ritt in flottem Trab los.
    »Viel Glück«, rief Illyrio ihm hinterher. »Sagt dem Jungen, es täte mir leid, dass ich nicht zu seiner Heirat kommen kann. Ich geselle mich in Westeros zu Euch. Das schwöre ich, bei den Händen meiner süßen Serra.«
    Tyrion Lannister warf einen letzten Blick auf Illyrio Mopatis. Der Magister stand in seiner Brokatrobe neben seiner Sänfte, seine breiten Schultern hingen herab. Als seine Gestalt in ihrer Staubwolke zurückblieb, wirkte der Käseritter beinahe winzig.
    Ente hatte Haldon Halbmaester nach einer Viertelmeile eingeholt. Danach ritten sie zusammen weiter. Tyrion klammerte sich die kurzen Beine unbeholfen gegrätscht an den Sattelknauf und wusste, dass er sich schon auf Blasen, Krämpfe und wunde Stellen freuen durfte.
    »Ich frage mich, was die Piraten vom Dolchsee mit unserem Zwerg anstellen werden?«, sagte Haldon, nachdem sie ein Stück geritten waren.
    »Zwergeneintopf?«, schlug Ente vor.
    »Urho der Ungewaschene ist der Schlimmste«, meinte Haldon. »Schon allein sein Gestank genügt, um einen Mann zu töten.«
    Tyrion zuckte mit den Schultern. »Glücklicherweise habe ich keine Nase.«
    Haldon lächelte schwach. »Falls wir Lady Korra auf der Hexenzahn begegnen, werden dir möglicherweise bald noch andere Teile fehlen. Korra die Grausame wird sie genannt. Die Mannschaft ihres Schiffes besteht aus wunderschönen jungen Frauen, die jeden Mann kastrieren, der ihnen in die Hände fällt.«
    »Wie schrecklich. Da mache ich mir ja glatt in die Hose.«
    »Lieber nicht«, warnte Ente finster.
    »Wie Ihr wünscht. Wenn wir dieser Lady Korra begegnen, ziehe ich mir einfach ein Kleid an und behaupte, ich sei Cersei, die berühmte bärtige Schönheit aus King’s Landing.«
    Diesmal lachte Ente, und Haldon sagte: »Du bist wirklich ein drolliger kleiner Kerl, Yollo. Es heißt, der Verhüllte will jeden reich belohnen, der ihn zum Lachen bringt. Vielleicht wird Seine Grauen Gnaden dich als Zierde für seinen steinernen Hof erwählen.« Ente sah seinen Gefährten unbehaglich an. »Darüber sollte man keine Witze machen, nicht so nah an der Rhoyne. Er hört alles.«
    »Die Weisheit einer Ente«, sagte Haldon. »Ich bitte um Vergebung, Yollo. Du brauchst nicht zu erbleichen, ich wollte dich nur aufziehen. Der Fürst der Gram beehrt nicht jeden mit einem grauen Kuss.«
    Ein grauer Kuss. Bei dem Gedanken lief es ihm kalt über den Rücken. Der Tod hatte den Schrecken für Tyrion Lannister verloren, doch die Grauschuppen waren eine andere Geschichte. Der Verhüllte ist nur eine Legende, redete er sich ein, und es ist nicht mehr dran als am Geist von Lenn dem Listigen, von dem manche behaupten, er spukt in Casterly Rock. Trotzdem hielt er den Mund.
    Die plötzliche Schweigsamkeit des Zwergs fiel den beiden anderen nicht auf, da Ente sie nun mit seiner eigenen Lebensgeschichte unterhielt. Sein Vater war Waffenschmied in Bitterbridge gewesen, so erzählte er, und daher sei er mit dem Klirren von Stahl in den Ohren geboren worden und habe schon in frühem Alter mit dem Schwertkampf angefangen. So ein großer und viel versprechender Bursche war

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