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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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braunem Schilf eingeschlossen war. » Ente!«, rief jemand. » Haldon!« Tyrion reckte den Hals und entdeckte einen Jungen, der auf dem Dach eines niedrigen Holzhauses stand und einen breitkrempigen Strohhut schwenkte. Es war ein schlanker, gutgebauter junger Mann, der hoch aufgeschossen war und dunkelblaues Haar hatte. Der Zwerg schätzte ihn auf fünfzehn, sechzehn, jedenfalls so ungefähr.
    Das Dach, auf dem der Junge stand, gehörte, wie sich herausstellte, zur Kabine der Scheue Maid, einem klapprigen alten Stakkahn mit einem Mast. Es war ein breites Flachbodenschiff, bestens geeignet für kleine Flüsse mit seichten Stellen und Sandbänken. Eine reizlose Maid, dachte Tyrion, doch manchmal legen die hässlichsten den größten Hunger an den Tag, wenn man sie erst mal im Bett hat. Die Stechkähne auf den Flüssen von Dorne waren häufig bunt bemalt und mit außergewöhnlichen Schnitzereien verziert, diese Maid hingegen nicht. Die graubraun gesprenkelte Farbe blätterte bereits ab, und das große geschwungene Ruder war schlicht und wies keinerlei Schmuck auf. Sie sieht schmutzig aus, dachte er, und ohne Zweifel ist das Absicht.
    Ente rief eine Antwort. Die Stute preschte spritzend ins seichte Wasser und trampelte Schilf nieder. Der Junge sprang vom Kabinendach auf das Deck des Kahns, und nun kam auch die übrige Mannschaft der Scheue Maid hervor. Ein älteres Paar mit rhoynischen Zügen stand am Ruder, während eine hübsche Septa in wallender weißer Robe aus der Tür der Kabine trat und sich eine Lockensträhne ihres dunkelbraunen Haares aus den Augen strich.
    Greif konnte man nicht verwechseln. »Das war jetzt genug Geschrei«, sagte er. Plötzlich senkte sich Stille über den Fluss.
    Mit dem gibt es noch Ärger, wusste Tyrion sofort.
    Greifs Mantel bestand aus Fell und Kopf eines roten Wolfes von der Rhoyne. Unter dem Pelz trug er mit Eisenringen versteiftes braunes Leder. Auch sein rasiertes Gesicht wirkte wie Leder, und es zeigte Falten in den Augenwinkeln. Obwohl sein Haar so blau war wie das seines Sohnes, hatte es doch einen roten Ansatz, und seine Augenbrauen leuchteten sogar noch röter. An seiner Hüfte hingen Schwert und Dolch. Wenn er sich über die Rückkehr von Ente und Haldon freute, so verbarg er das gut, allerdings verhehlte er sein Missfallen nicht, als er Tyrion entdeckte. »Ein Zwerg? Was soll denn das?«
    »Ich weiß, Ihr habt auf ein großes Rad Käse gehofft.« Tyrion wandte sich dem Jungen Greifen zu und schenkte ihm sein betörendstes Lächeln. »Blaues Haar mag dir in Tyrosh dienen, doch in Westeros werden die Kinder mit Steinen nach dir werfen und die Mädchen dich auslachen.«
    Der Junge war überrascht. »Meine Mutter war eine Dame aus Tyrosh. Das Haar färbe ich mir zu ihrem Gedenken.«
    »Was ist das für ein Geschöpf?«, wollte Greif wissen.
    Haldon antwortete. »Illyrio hat mir einen Brief mitgegeben, der alles erklärt.«
    »Dann her damit. Bring den Zwerg in meine Kabine.«
    Mir gefallen seine Augen nicht, dachte Tyrion, als sich der Söldner kurze Zeit später im Dämmerlicht der Kabine ihm gegenübersetzte. Zwischen ihnen stand ein zerkratzter Bohlentisch mit einer Talgkerze. Seine Augen waren blau wie Eis, hell und kalt. Der Zwerg mochte helle Augen nicht. Lord Tywins Augen waren hellgrün und mit Gold gesprenkelt gewesen.
    Er schaute dem Söldner zu, wie er las. Dass er überhaupt lesen konnte, sagte schon viel über ihn. Wie viele Söldner durften sich dieser Fähigkeit rühmen? Er bewegt kaum die Lippen dabei , dachte Tyrion .
    Schließlich sah Greif von dem Pergament auf und kniff seine hellen Augen zusammen. »Tywin Lannister ist tot? Durch Eure Hand?«
    »Durch meinen Finger. Diesen hier.« Tyrion hielt ihn in die Höhe, damit Greif ihn bewundern konnte. »Lord Tywin saß auf dem Abtritt, und ich habe ihm einen Armbrustbolzen in den Bauch geschossen, um zu sehen, ob er wirklich Gold scheißt. Hat er nicht. Zu schade, ein bisschen Gold hätte ich brauchen können. Meine Mutter habe ich ebenfalls umgebracht, allerdings schon etwas früher. Ach, und meinen Neffen Joffrey. Den habe ich bei seiner Hochzeit vergiftet und zugeschaut, wie er erstickt ist. Hat der Käsehändler den Teil ausgelassen? Ich würde meinen Bruder und meine Schwester der Liste gern hinzufügen, bevor ich fertig bin, wenn das Eurer Königin gefiele.«
    »Ihr gefiele ? Hat Illyrio den Verstand verloren? Warum glaubt er, Ihre Gnaden würde einen geständigen Königsmörder und Verräter in ihre Dienste

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