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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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über eine Brücke aus schwarzem Basalt und unter einem eisernen, angerosteten Fallgitter hindurch. Jenseits davon lagen ein tiefer salziger Graben und eine Zugbrücke, die mithilfe zweier dicker Ketten bedient wurde. Grünes Wasser rauschte unten vorbei und sprühte Gischt gegen die Fundamente der Burg. Dahinter folgte ein zweites Torhaus, größer als das erste, dessen Steine mit grünen Algen überwuchert waren. Davos taumelte über einen schlammigen Hof. Seine Handgelenke waren aneinandergefesselt. Kalter Regen stach ihm in die Augen. Die Wachen stießen ihn die Stufen hinauf, in den höhlenartigen Bergfried aus Stein, den man Wellenbrecher nannte.
    Im Inneren zog sich der Hauptmann den Mantel aus und hängte ihn an einen Nagel, damit er keine Lachen auf dem fadenscheinigen myrischen Teppich hinterließ. Davos folgte seinem Beispiel und fummelte mit den gebundenen Händen an der Spange herum. Das gute Benehmen, das er während seiner Jahre im Dienst auf Dragonstone gelernt hatte, war ihm nicht abhandengekommen.
    Sie fanden den Lord allein vor in der Düsternis seiner Halle, wo er ein Abendmahl aus Bier und Brot und Schwesterneintopf zu sich nahm. Zwanzig eiserne Halterungen waren entlang der dicken Steinwand angebracht, doch nur in vier steckten Fackeln, und keine davon brannte. Zwei dicke Talgkerzen erzeugten ein trübes Flackerlicht. Davos hörte, wie der Regen an die Wände schlug, und durch ein Loch im Dach tropfte unablässig Wasser herein.
    »M’lord«, sagte der Hauptmann, »diesen Mann hier haben wir im Walbauch gefunden, wo er versucht hat, sich eine Überfahrt zum Festland zu erkaufen. Er hatte zwölf Drachen bei sich und außerdem das hier.« Der Hauptmann legte es vor dem Lord auf den Tisch: ein breites Band aus schwarzer Seide, das mit Goldtuch abgesetzt war und an dem drei Siegel hingen: ein gekrönter Hirsch, der in goldenes Bienenwachs gedrückt war, ein flammendes Herz in Rot und eine Hand in Weiß.
    Davos wartete tropfnass, seine Handgelenke waren aufgescheuert, wo das feuchte Seil sich in die Haut grub. Ein Wort von diesem Lord, und er würde in Kürze am Galgentor von Sisterton baumeln, aber zumindest hatte er ein Dach über dem Kopf, feste Steine unter den Füßen und kein schwankendes Deck mehr. Er war bis auf die Haut durchnässt und gereizt und ausgezehrt, verhärmt von Kummer und Verrat, und vor allem konnte er die Stürme nicht mehr ertragen.
    Der Lord wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und nahm das Band, um es sich genauer anzuschauen. Draußen zuckte ein Blitz, und die Schießscharten leuchteten einen halben Herzschlag lang blauweiß auf. Eins, zwei, drei, vier, zählte Davos, ehe es donnerte. Als wieder Stille einkehrte, lauschte er dem Tröpfeln und dem dumpfen Grollen unter seinen Füßen, wo das Wasser gegen die riesigen Steinbogen des Wellenbrechers schlug und durch die Verliese wirbelte. Dort unten könnte er ebenfalls enden, an den nassen Steinboden gekettet und dem Ertrinken ausgeliefert, wenn die Flut kam. Nein, versuchte er sich einzureden, so sterben vielleicht Schmuggler, aber nicht die Hand eines Königs. Ich bin mehr wert, wenn er mich an seine Königin verkauft.
    Der Lord betastete das Band und betrachtete stirnrunzelnd die Siegel. Er war ein hässlicher Mann, groß und dick, mit den kräftigen Schultern eines Ruderers, ohne nennenswerten Hals. Harte graue Stoppeln, an manchen Stellen weiß geworden, bedeckten Wangen und Kinn. Oberhalb der kräftigen Augenbrauen war er kahl. Seine Nase war ein Klumpen mit aufgeplatzten roten Äderchen, seine Lippen dick, und er hatte eine Art Schwimmhaut zwischen den drei mittleren Fingern der rechten Hand. Davos hatte davon gehört, dass manche Lords von den Three Sisters Schwimmhäute zwischen Fingern und Zehen hatten, doch hatte er das stets für Seemannsgarn gehalten.
    Der Lord lehnte sich zurück. »Mach ihn los«, sagte er, »und zieh ihm die Handschuhe aus. Ich will seine Finger sehen.«
    Der Hauptmann tat wie befohlen. Während er die verstümmelte Hand des Gefangenen in die Luft hielt, blitzte es wieder, und die gekürzten Finger von Davos Seaworth warfen ihren Schatten auf das grobe, brutale Gesicht von Godric Borrell, Lord von Sweetsister. »So ein Band kann jeder stehlen«, sagte der Lord, »aber diese Finger lügen nicht. Ihr seid der Zwiebelritter.«
    »So hat man mich schon genannt, Mylord.« Davos besaß selbst den Titel eines Lords, und schon vor vielen Jahren war er zum Ritter geschlagen worden, doch tief im

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