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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Mondschein auf den Pyramiden und Arenen und keinen Hinweis darauf, was darunter vor sich ging. Hier oben war nur sie, allein.
    Sie war das Blut des Drachen. Sie konnte die Söhne der Harpyie töten, und die Söhne der Söhne und die Söhne der Söhne der Söhne. Aber ein Drache konnte ein hungriges Kind nicht ernähren, konnte den Schmerz einer Sterbenden nicht lindern. Und wer würde es je wagen, einen Drachen zu lieben?
    Abermals erwischte sie sich dabei, wie sie an Daario Naharis dachte, Daario mit seinem Goldzahn und dem dreizackigen Bart, den starken Händen, die auf den Griffen seines Arakhs und Stiletts ruhten, Griffen, die aus Gold geschmiedet waren und die Gestalt von nackten Frauen hatte. An dem Tag, an dem er aufgebrochen war und sie sich von ihm verabschiedet hatte, hatte er mit dem Daumen leicht darübergestrichen, immer hin und her. Ich bin eifersüchtig auf den Griff eines Schwertes, hatte sie erkannt, auf aus Gold geschmiedete Frauen. Ihn zu den Lämmermenschen zu schicken, war weise gewesen. Sie war eine Königin, und Daario Naharis war nicht aus dem Stoff gemacht, aus dem Könige waren.
    »Es dauert schon so lange«, hatte sie gerade erst gestern zu Ser Barristan gesagt. »Was ist, wenn Daario mich nun verraten hat und zu meinen Feinden übergelaufen ist?« Dreifachen Verrat wirst du erleben. »Was ist, wenn er andere Frauen kennengelernt hat, eine Prinzessin der Lhazareen vielleicht?«
    Wie sie wusste, mochte der alte Ritter Daario weder, noch vertraute er ihm. Trotzdem hatte er galant geantwortet: »Es gibt keine liebreizendere Frau als Euer Gnaden. Nur ein Blinder könnte etwas anderes glauben, und Daario Naharis ist nicht blind.«
    Nein, dachte sie. Seine Augen sind dunkelblau, fast violett, und sein Goldzahn glänzt, wenn er mich anlächelt.
    Ser Barristan war sicher, er würde zurückkehren. Dany konnte nur beten, dass er recht hatte.
    Ein Bad würde mir guttun. Sie tappte barfuß durch das Gras zu dem Becken auf ihrer Terrasse. Das Wasser fühlte sich kalt an, und sie bekam eine Gänsehaut. Kleine Fische knabberten an ihren Armen und Beinen. Sie schloss die Augen und ließ sich treiben.
    Als sie ein Rascheln hörte, schlug sie die Augen wieder auf. Mit leisem Platschen setzte sie sich auf. »Missandei?«, rief sie. »Irri? Jhiqui?«
    »Sie schlafen«, kam zur Antwort.
    Unter dem Persimonenbaum stand eine Frau in einem Kapuzenmantel, der bis zum Gras reichte. Das Gesicht unter der Kapuze glänzte und wirkte hart. Sie trägt eine Maske, wusste Dany, eine Holzmaske, die mit dunkelrotem Lack überzogen ist. » Quaithe? Träume ich?« Sie zwickte sich ins Ohr und zuckte bei dem Schmerz zusammen. »Ich habe dich im Traum auf der Balerion gesehen, als wir nach Astapor kamen.«
    »Ihr habt nicht geträumt. Nicht damals, nicht heute.«
    »Was macht Ihr hier? Wie seid Ihr an meinen Wachen vorbeigelangt?«
    »Ich habe einen anderen Weg gewählt. Eure Wachen konnten mich nicht sehen.«
    »Wenn ich sie rufe, werden sie Euch töten.«
    »Sie würden schwören, dass ich gar nicht hier bin.«
    » Seid ihr hier?«
    »Nein. Hört mich an, Daenerys Targaryen. Die Glaskerzen brennen. Bald kommt die Fahle Mähre, und ihr folgen die anderen. Der Krake und die Dunkle Flamme, der Löwe und der Greif, der Sohn der Sonne und der Mimendrache. Vertraut keinem von ihnen. Erinnert Euch an die Unsterblichen. Hütet Euch vor dem parfümierten Seneschall.«
    »Reznak? Warum sollte ich ihn fürchten?« Dany erhob sich aus dem Becken. Wasser lief an ihren Beinen hinunter, und in der kühlen Nachtluft bedeckte wieder eine Gänsehaut die Arme. »Wenn Ihr mich warnen wollt, sprecht rundheraus. Was wollt Ihr, Quaithe?«
    Mondlicht schimmerte in den Augen der Frau. »Euch den Weg zeigen.«
    »Ich erinnere mich an den Weg. Um nach Süden zu gelangen, muss ich nach Norden gehen, nach Osten, um in den Westen zu gelangen, und rückwärts, um vorwärtszukommen. Und um das Licht zu berühren, muss ich unter dem Schatten hindurchziehen.« Sie drückte sich das Wasser aus dem silbernen Haar. »Ich habe genug vom Rätselraten. In Quarth war ich eine Bettlerin, doch hier bin ich eine Königin. Ich befehle Euch …«
    » Daenerys. Erinnert Euch an die Unsterblichen. Erinnert Euch daran, wer Ihr seid.«
    »Das Blut des Drachen.« Aber meine Drachen brüllen in der Dunkelheit. » Ich erinnere mich an die Unsterblichen. Kind der Drei haben sie mich genannt. Drei Hengste haben sie mir versprochen, drei Feuer und dreimaligen Verrat. Einen der

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