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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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einfacher Mann. Das sind wenige, die eine Krone tragen. Viele gute Männer waren schlechte Könige, pflegte Maester Aemon zu sagen, und einige schlechte waren gute Könige.«
    »Er muss es gewusst haben.« Aemon Targaryen hatte neun Könige auf dem Eisernen Thron gesehen. Er war der Sohn eines Königs, der Bruder eines Königs und der Onkel eines Königs. »Ich habe mir das Buch angeschaut, das Maester Aemon für mich dagelassen hat. Das Jadekompendium. Die Seiten, in denen von Azor Ahai die Rede ist. Lightbringer war sein Schwert. Es wurde mit dem Blut seiner Frau gehärtet, wenn man Votar glauben darf. Danach hat sich Lightbringer nie wieder kalt angefühlt, wenn man es berührte, sondern war warm, wie Nissa einst warm gewesen war. In der Schlacht brannte die Klinge heiß wie Feuer. Einmal hat Azor Ahai gegen ein Ungeheuer gekämpft. Als er dem Untier das Schwert in den Bauch bohrte, begann dessen Blut zu sieden. Rauch und Dampf schossen aus seinem Maul, und seine Augen schmolzen und rannen über seine Wangen, ehe sein ganzer Leib in Flammen aufging.«
    Clydas blinzelte. »Ein Schwert, das seine eigene Hitze erzeugt …«
    »… wäre eine gute Sache auf der Mauer.« Jon stellte den Weinbecher zur Seite und zog seine schwarzen Handschuhe aus Maulwurfsfell wieder an. »Wie schade, dass Stannis’ Schwert kalt ist. Ich würde schon gern sehen, wie sein Lightbringer sich in der Schlacht verhält. Danke für den Wein. Ghost, komm mit.« Jon Snow zog die Kapuze seines Mantels hoch und zog die Tür auf. Der weiße Wolf folgte ihm hinaus in die Nacht.
    In der Waffenkammer war es dunkel und still. Jon nickte den Wachen zu, ehe er zwischen den schweigenden Reihen der Speere hindurch zu seiner Unterkunft ging. Er hängte seinen Schwertgurt an einen Haken neben der Tür und seinen Mantel an einen anderen. Als er sich die Handschuhe auszog, waren seine Hände wieder steif und kalt. Er brauchte eine Weile, bis er die Kerzen angezündet hatte. Ghost rollte sich auf seinem Teppich zusammen und schlief ein, doch Jon fand noch keine Ruhe. Der zerkratzte Kieferntisch war mit Karten der Mauer und des Landes dahinter bedeckt, außerdem lagen da ein Dienstplan der Grenzer und ein Brief vom Shadow Tower, der in Ser Denys Mallisters flüssiger Handschrift verfasst war.
    Er las den Brief aus dem Shadow Tower noch einmal, spitzte eine Feder an und zog den Korken aus einem Fässchen schwarzer Tinte. Dann schrieb er zwei Briefe, einen an Ser Denys, den anderen an Cotter Pyke. Beide hatten ihn um mehr Männer gebeten. Halder und Toad schickte er nach Westen zum Shadow Tower, Grenn und Pyp nach Eastwatch-by-the-Sea . Die Tinte wollte nicht recht fließen, und seine Worte erschienen ihm schroff und plump und unbeholfen, trotzdem schrieb er weiter.
    Als er schließlich die Feder ablegte, war es im Zimmer düster und kalt, und er fühlte sich beengt in seinen Wänden. Über dem Fenster hockte der Rabe des Alten Bären und sah ihn aus klugen schwarzen Augen an. Mein letzter Freund, dachte Jon bedauernd. Und ich sollte dich besser überleben, sonst frisst du auch mein Gesicht. Ghost zählte nicht. Ghost stand ihm näher als ein Freund. Ghost war ein Teil von ihm.
    Jon erhob sich und stieg die Stufen zu dem Bett hinauf, in dem früher Donal Noye geschlafen hatte. Das ist mein Los, wurde ihm klar, während er sich auszog, vom heutigen Tag an bis zum Ende meines Lebens.

DAENERYS
    »Was ist denn?«, rief sie, als Irri sie sanft an der Schulter rüttelte. Draußen herrschte finstere Nacht. Irgendetwas stimmt nicht, begriff sie sofort. »Ist etwas mit Daario? Was ist geschehen?« In ihrem Traum waren sie Mann und Frau gewesen, einfache Leute, die ein einfaches Leben in einem hohen Steinhaus mit einer roten Tür führten. In ihrem Traum hatte er sie überall geküsst: auf ihren Mund, ihren Hals, ihre Brüste.
    »Nein, Khaleesi «, murmelte Irri, »es ist Euer Eunuch Grauer Wurm mit den kahlen Männern. Wollt Ihr sie empfangen?«
    »Ja.« Ihr Haar war zerzaust und ihr Bettzeug durcheinander. »Hilf mir beim Anziehen. Außerdem möchte ich einen Becher Wein. Damit ich einen klaren Kopf bekomme.« Um den Traum zu ertränken. Sie hörte leises Schluchzen. »Wer weint denn da?«
    »Eure Sklavin Missandei.« Jhiqui hielt einen Wachsstock in der Hand.
    »Meine Dienerin. Ich habe keine Sklaven.« Dany begriff nicht. »Warum weint sie?«
    »Um ihn, der ihr Bruder war«, erklärte Irri ihr.
    Den Rest erfuhr sie von Skahaz, Reznak und Grauer Wurm, als sie zu ihr

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