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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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raubte, kehrte Covenant zu sich selbst zurück und begann zu kämpfen, um an die Oberfläche zu gelangen.
    Im nächsten Augenblick rissen Hände sie nach oben. Linden ließ Covenant rasch los, damit Pahni und Stave ihn an Land ziehen konnten, ehe er Wasser in die Lunge bekam. Danach richtete sie sich selbst auf. Von Stave gestützt kam sie in einer Kaskade aus im Sonnenschein glitzerndem Wasser auf die Beine.
    Während sie sich nasses Haar und kleine Rinnsale aus dem Gesicht wischte, sah sie Covenant entgeistert vor sich stehen. Er war vor Kummer und Erleichterung so schwach, dass er kein Gleichgewicht finden konnte.
    »Oh, Linden …«, keuchte er. Im Sonnenschein glänzte die Narbe auf seiner Stirn wie eine Anklage. »Verdammt noch mal. Ich hätte dich fast …«
    »Sag es nicht.« Auch sie rang nach Atem. Einige der Bande, in denen ihr Herz gelegen hatte, waren gesprengt worden; jetzt schien es ihrer Lunge kaum noch Platz zu lassen. »Das ist unwichtig. Du hast mich gerettet.«
    »Auserwählte.« Staves Schroffheit tat Linden in den Ohren weh wie ein Schrei aus der Vergangenheit. »Er hat dich in Lebensgefahr gebracht.«
    Pahni nickte benommen, als teilte sie Covenants Verwirrung.
    Linden schüttelte den Kopf, streifte ihr tropfnasses Haar hinter die Ohren. »Das ist mir gleich.« Erinnerungen an Elena und kreischende Fratzen bildeten einen Kloß in ihrem Hals, den sie erst hinunterschlucken musste, bevor sie weitersprechen konnte. »Ihr wisst nicht, wo ich gewesen bin.«
    Staves Tonfall veränderte sich. »Auserwählte?« Seine unwiderstehlichen Hände drehten sie sanft zu sich um. »Linden?«
    Weil sie nicht ausdrücken konnte, was sie empfand, griff sie unwillkürlich nach ihrem Stab. Pahni ließ ihn sofort los; Linden zog ihn an sich und hielt ihn mit beiden Armen wie einen Schutzschild an ihren Körper gedrückt.
    »Sie, die nicht genannt werden darf, hat mich verschlungen«, sagte sie noch immer keuchend. »Oder ich hatte den Eindruck, sie habe es getan. Ich war ein Teil des Übels und konnte mich nicht mehr befreien. Ich konnte es nicht! Bis Covenant …« Obwohl Stave sie weiter an den Schultern hielt, sah sie zu Covenant hinüber. »Wie du das geschafft hast, ist mir egal. Du warst meine einzige Chance, und du hast mich gerettet.«
    Ihre Bestätigung ließ ihn aufatmen. Sie konnte sehen, wie seine strengen Selbstvorwürfe etwas aufweichten. Er versuchte sogar ein verzerrtes Lächeln. Indem er die Arme leicht ausbreitete, deutete er auf sich selbst: auf seine körperliche Erscheinung oder geistige Präsenz. »Dann sind wir also quitt.«
    Quitt? Niemals! Linden wollte sich erneut in seine Arme werfen; wollte spüren, wie er ihre Umarmung aus eigenem Antrieb erwiderte. Ein Teil ihres Ichs hatte sich jahrelang danach gesehnt, umarmt zu werden und selbst zu umarmen; war dahingesiecht wie eine Pflanze ohne Sonne und Regen. Er war nicht Jeremiah; er konnte aus eigenem Antrieb handeln …
    Aber ehe sie sich bewegen konnte, sah sie ein rasches besorgtes Aufblitzen in seinen Augen. Er hob die Hände, um sie abzuwehren; stolperte einige Schritte rückwärts. »Fass mich nicht an!« Irgendein privater Konflikt unterminierte ihn; Linden spürte seine Ausstrahlung. Er sprach kaum laut genug, um sich trotz des Wasserrauschens verständlich machen zu können. »Bitte nicht, Linden. Ich bin noch nicht so weit. Ich habe zu viel von mir selbst verloren. Ich fürchte mich davor, was ich zu werden scheine. Oder was ich vielleicht werden muss. Darüber muss ich mir erst im Klaren sein, bevor ich …« Seine Stimme versagte. Schmerz trübte seinen Blick. Er biss die Zähne zusammen. Mit sichtlicher Anstrengung schloss er: »Fass mich einfach nicht an. Dafür steht zu viel auf dem Spiel.«
    Linden sah gekränkt weg. Die Klarheit des Lichts und die Sauberkeit des Wassers schienen übergangslos steril und trostlos, unwichtig geworden zu sein. Genauso gut hätte er vorwurfsvoll fragen können: Was hast du getan? Irrational glaube sie, er könne das Übel in ihr noch erkennen - sprungbereit geduckt, um erscheinen zu können, sobald es eine Gelegenheit witterte, Schaden anzurichten.
    Das war mehr, als sie ertragen konnte.
    Einige Augenblicke später merkte Linden jedoch, dass sie nicht überrascht war. Was hatte sie anderes erwartet? Ein jubelndes Willkommen? Liebesbeteuerungen? Für die Frau, die ihn in seine unvollkommene Sterblichkeit zurückgeholt hatte? Die die Schlange des Weltendes geweckt hatte?
    Es war nur passend, dass

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