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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Covenant nicht von ihr berührt werden wollte. Es war nur passend, dass ihr Stab schwarz wie die Verlorene Tiefe war.
    Und es änderte nichts.
    Linden nickte vor Selbstbeherrschung steif. »Also gut.« Sie musste sich räuspern. »Das ist verständlich, denke ich.« Sie sah Covenant nicht wieder an; wich auch Staves stetigem Blick aus. Stattdessen betrachtete sie das Wasser, das rauschend um ihre Knie schäumte. »Erzählt mir, was passiert ist. Wieso leben wir noch? Wo sind die anderen? Wo ist Jeremiah? Wie geht es ihm?«
    »Vorerst ist nichts zu befürchten, Auserwählte«, antwortete Stave prompt. »Alle sind in Sicherheit. Mit List und Verzweiflung hat der Ur-Lord Esmer dazu überredet, uns zu verlassen. Danach hat der Eifrige uns hierhergebracht. Ich bin mir meiner Sache nicht sicher, aber ich glaube, dass auch die Urbösen und die Wegwahrer dem Zorn des Übels entgangen sind.
    Wir befinden uns hier im Unterland südöstlich des Donnerbergs - zwischen der gewaltigen Felsklippe des Landbruchs und den Gefahren der Sarangrave-Senke. Deine Gefährten erwarten dich stromaufwärts. Nur der Eifrige hat uns verlassen, aber seine Rückkehr angekündigt, um uns einen letzten Dienst zu erweisen. Alle sind erschöpft und von Entbehrungen gezeichnet, aber es hat keine weiteren Verwundungen mehr gegeben. Dein Sohn wird weiter von Galt mit Loriks Krill bewacht. Den Weißgoldring hat der Zweifler dir selbst zurückgegeben.
    An diesen Ort sind wir auf sein Drängen hin versetzt worden. Mit welcher Absicht, wissen wir nicht.«
    Das war alles zu viel: Linden konnte es nicht aufnehmen. Und es änderte auch nichts. Fass mich einfach nicht an. Sie starrte weiter in die rastlosen kleinen Wellen des Bachs. Im Moment war ihr nur wichtig, dass Jeremiah in der Nähe war.
    Als Staves Verstummen ihr sagte, dass er ausgeredet hatte, löste sie eine Hand von dem Stab, schöpfte etwas Wasser aus dem Bach und benetzte damit ihr Gesicht, als ließe sich die Verzweiflung abspülen.
    »Das ist noch nicht alles«, sagte Covenant schroff, »aber du brauchst den Rest nicht gleich zu hören.« In seinem Tonfall lag Sorge wie eine schlimme Vorahnung. »Du sollst nur wissen, dass wir hier nicht vor Esmer sicher sind. Ich habe ihn nicht dazu überreden können, uns in Zukunft nicht mehr zu verraten. Er wird es wieder versuchen, sobald er eine Möglichkeit gefunden hat, Kastenessen und dir gleichzeitig zu dienen.«
    Auch das war mehr, als sie zunächst begreifen konnte. Impulsiv antwortete sie: »Das ist mir egal. Ich bin nur froh, dass du es geschafft hast, Jeremiah zu retten.« Hätte sie jetzt erfahren müssen, dass er nicht mitgekommen wäre, wäre das ein vernichtender Schlag gewesen. »Alles andere …« Statt zu weinen zuckte sie mit den Schultern. »Das kannst du mir später erklären.« Fass mich nicht an.
    »Das ist wahr gesprochen«, stellte Stave nachdrücklich fest. »Dass der Ur-Lord Esmer überredet hat, war notwendig, und dass er dich untergetaucht hat, war offenbar ebenfalls notwendig. Weiter über solche Dinge zu sprechen, hat keinen Zweck.«
    Was er sagte, war offenbar für Pahni bestimmt, um sie anzuweisen, niemandem zu erzählen, was Covenant getan hatte. Damit war Linden sehr einverstanden. Zumindest das war sie Covenant schuldig. Auch wenn seine abweisende Art Dankbarkeit unmöglich machte, änderte sie nichts daran, dass er ihren Verstand aus der Umklammerung des Übels befreit hatte. Es war sein Verdienst, dass sie weiter hoffen durfte, ihren Sohn vor dem Croyel retten zu können.
    »Auserwählte«, fuhr Stave fort, »willst du nicht aus dem Wasser kommen?« Er deutete mit einer Hand auf die sandige Stelle am Ufer. »Dort kannst du deine Kleidung trocknen und dich in der Sonne wärmen und über alles sprechen, wonach dir der Sinn steht.«
    Linden schüttelte den Kopf. Ihre nasse Kleidung störte sie nicht. Und sie war noch nicht so weit, sich den Entscheidungen zu stellen, die sie würde treffen müssen. Sich der unmöglichen Zukunft zu stellen. Ihre Erinnerungen an das Ungeheuer auf Jeremiahs Rücken waren schlimm genug, aber die Gegenwart würde noch schlimmer sein.
    Wie Covenant war ihr Sohn jemand, den sie nicht berühren durfte.
    »Ich brauche ein Bad«, erklärte sie Stave innerlich ächzend. Vor allem brauchte sie etwas Zeit, um ihr emotionales Gleichgewicht zurückzugewinnen. »Vielleicht bringst du Covenant inzwischen zu den anderen zurück.« Sie konnte es noch immer nicht ertragen, seinen Blick zu erwidern. »Pahni kann

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