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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Leo – – – ist das etwa Leo Bender – – –?!“
    „Nicht Leo, sondern Fred Bender, der jüngere Bruder“, antwortete ich. „Kolma Putschi kann es glauben; ich weiß es ganz genau.“
    Da wendete sie sich zu ihm, brach vor ihm nieder, schlang beide Arme um seine Knie und schluchzte:
    „Mein Sohn, mein Sohn! Er ist Fred, mein Sohn, mein Sohn!“
    Da rief, nein schrie mich Apanatschka an:
    „Ist sie – sie – sie meine Mutter, wirklich meine Mutter?“
    „Ja, sie ist's“, antwortete ich.
    Da faßte er sie an, hob sie empor, sah ihr in das Gesicht und rief:
    „Kolma Putschi ist kein Mann, sondern ein Weib! Kolma Putschi ist meine Mutter, meine Mutter! Darum also, darum hatte ich dich gleich so lieb, so sehr lieb, als ich dich erblickte!“
    Nun aber war es auch mit seinen Kräften aus; er sank mit ihr in die Knie nieder, hielt sie fest umschlungen und drückte seinen Kopf an ihre Wange. Winnetou stand auf und ging fort; ich winkte den andern; sie folgten mir. Wir entfernten uns, um die beiden allein zu lassen; sie durften nicht gestört werden. Aber es dauerte nicht lange, so kam Apanatschka zu mir und sagte in eiliger, eindringlich bittender Weise:
    „Mein Bruder Shatterhand mag zu uns kommen! Wir wissen ja nichts, noch gar nichts und haben so viel, so viel zu fragen!“
    Er führte mich zu Kolma Putschi zurück, welche an der Erde saß und mir erwartungsvoll entgegenblickte. Apanatschka setzte sich neben sie, schlang den Arm um sie und forderte mich auf:
    „Mein Bruder mag sich zu uns setzen und uns sagen, auf welche Weise er so genau erfahren hat, daß Kolma Putschi meine Mutter ist! Ich habe Tibo wete stets dafür gehalten.“
    „Tibo wete ist deine Tante, die Schwester deiner Mutter; sie wurde in ihrer Jugend Tokbela genannt.“
    „Das ist richtig; o Gott, das ist so richtig!“ rief die Mutter. „Mr. Shatterhand, denkt nach, denkt ja nach, ob auch alles richtig ist, was wir von Euch erfahren! Ich könnte wahnsinnig werden, wie meine Schwester es ist, wenn Ihr Euch irrtet, wenn ich jetzt glaubte, meinen Sohn gefunden zu haben, und er es doch nicht wäre! Denkt nach; ich bitte Euch, denkt nach!“
    Ihre Sprache und Ausdrucksweise war jetzt diejenige einer weißen Lady; darum verzichtete ich auf die indianische Art, sie Kolma Putschi oder ‚meine Schwester‘ zu nennen, und antwortete:
    „Bitte, mir zu sagen, ob Ihr Mrs. Bender seid? Bitte?“
    „Ich bin Tehua Bender“, antwortete sie.
    „So irre ich mich nicht; Apanatschka ist Euer jüngster Sohn.“
    „Also wirklich, wirklich, Mr. Shatterhand?“
    „Er ist es. Ihr könnt Euch darauf verlassen.“
    „Beweise, bitte Beweise!“
    „Ihr fordert Beweise? Spricht nicht Euer Herz für ihn?“
    „Es spricht für ihn; ja, es spricht für ihn! Es sprach sofort für ihn, als ich ihn zum erstenmal sah, als er durch den Eingang des Camp geritten kam. Mein Herz beteuert mir, daß er mein Sohn ist, und doch zittert es vor Angst, daß er es doch vielleicht nicht sei. Es fordert Beweise nicht aus Zweifel, sondern um beruhigt sein und das Glück, welches es hier gefunden hat, ohne Sorge für die Zukunft genießen zu können.“
    „Ja, was versteht Ihr da unter Beweisen, Mrs. Bender? Soll ich Euch einen Geburtsschein bringen? Das kann ich nicht!“
    „Das meine ich auch nicht; aber es muß doch andere Beweise geben!“
    „Es gibt welche; nur sind sie mir in diesem Augenblick nicht zur Hand. Würdet Ihr Eure Schwester wiedererkennen?“
    „Gewiß, ganz gewiß!“
    „Und Euern Schwager?“
    „Ich habe keinen Schwager.“
    „War Tokbela nicht verheiratet?“
    „Nein. Die Trauung wurde unterbrochen.“
    „Durch Euern Bruder, den Padre Diterico?“
    „Ja.“
    „Wie hieß der Bräutigam?“
    „Thibaut.“
    „Euer Bruder schoß auf ihn?“
    „Ja; er verwundete ihn in den Arm.“
    „So ist kein Irrtum möglich. Was war dieser Thibaut?“
    „Ein Taschenspieler.“
    „Wußte Tokbela das?“
    „Nein.“
    „Ihr verlangt Beweise von mir; die kann ich Euch aber nur dann geben, wenn ich die damaligen Verhältnisse und Ereignisse kenne. Ich muß Euch nämlich aufrichtig sagen, daß mein ganzes Wissen bis jetzt nur auf Kombination beruht. Doch darf Euch das nicht ängstlich machen. Apanatschka ist Euer Sohn Fred, und ich denke, daß Ihr sehr bald auch seinen Bruder Leo sehen werdet.“
    „Leo? Mein Himmel! Lebt er noch? Auch er lebt noch?“
    „Ja.“
    „Wo?“
    „Er ist jetzt hier im Park. Er hat während langer Jahre nach Euch

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