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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die andern holen?“
    „Nein. Wir nehmen ihn gleich so fest, daß er sich nicht wehren kann.“
    Wir schoben uns so weit an das Feuer heran, wie es möglich war, ohne daß wir gesehen werden mußten. Die Squaw saß, der Mann hatte sich faul in das Gras gestreckt.
    „Jetzt!“ sagte Winnetou leise.
    Wir standen auf, sprangen hin und warfen uns auf ihn. Er stieß einen Schrei aus und bekam meine Faust zweimal an den Kopf; da war er still. Wir banden ihn mit seinem eigenen Lasso; dann ging Winnetou, die Gefährten zu holen, denn es war bequem, gleich hier an diesem Ort zu übernachten. Sie kamen und stiegen von ihren Pferden. Die Squaw bekümmerte sich nicht um uns; sie hatte auch nichts gesagt, als wir ihren Mann festnahmen. Apanatschka nahm seine Mutter bei der Hand, führte sie an das Feuer, zeigte auf die Squaw und sagte:
    „Das ist Tibo wete Elen!“
    Ellen war nämlich der christliche Name Tokbelas.
    Kolma Putschi blickte eine ganze Weile stumm auf die Squaw nieder und sagte dann mit einem tiefen, tiefen Seufzer:
    „Das soll meine liebliche, meine schöne Tokbela sein?“
    „Sie ist es“, bekräftigte ich.
    „Mein Gott, mein Gott, was ist da aus der schönsten Tochter unsers Volkes geworden! Wie muß da auch ich verändert sein!“
    Ja, sie waren beide schön, sehr schön gewesen; aber das Alter, das Leben in der Wildnis und der Wahnsinn hatten den ‚Himmel‘ – denn Tokbela heißt ‚Himmel‘ – so entstellt, daß ihre Schwester Zeit brauchte, sie wiederzuerkennen. Kolma Putschi wollte zu ihr niederknien, um sich mit ihr zu beschäftigen, da aber sagte Winnetou zu ihr:
    „Meine Schwester hat den Mann noch nicht angesehen; sie mag sich aber einstweilen noch verbergen, denn das Bewußtsein wird ihm jetzt zurückkehren. Er soll nicht gleich bemerken, wer sich hier befindet. Hinter den Bäumen ist ein Versteck.“
    Mit diesen Worten waren auch die andern gemeint, welche der Aufforderung folgten und sich verbargen, so daß Thibaut nur Winnetou und mich sehen konnte, wenn er erwachte.
    Wir brauchten nicht lange zu warten, so bewegte er sich und schlug die Augen auf. Als er uns erkannte, rief er:
    „Der Apache! Und Old Shatterhand! Uff, uff, uff! Was wollt ihr von mir? Was habe ich euch getan, daß ihr mich bindet?“
    „Daß wir Euch schon wieder binden, wollt Ihr sagen“, antwortete ich. „Wir folgen da einer alten, guten Gewohnheit, von der wir nicht lassen mögen, weil sie sich vortrefflich bewährt hat.“
    „Aber man überfällt und bindet doch nur dann einen Menschen, wenn man einen Grund dazu hat! Habe ich euch einen gegeben?“
    „Schon wiederholt!“
    „Auch jetzt wieder?“
    „Direkt eigentlich nicht, aber indirekt.“
    „Indirekt? Uff, uff! Was heißt das?“
    „Schweigt mit Euern ‚Uffs‘, und gebärdet Euch nicht immerfort als Indianer! Der Taschenspieler Thibaut wird wohl noch wissen, was man unter direkt und indirekt zu verstehen hat! Nicht?“
    „Verflucht! Taschenspieler?“
    „Ja, Taschenspieler, Fälscher, Dieb, Gauner, Räuber, Falschmünzer, Mörder und sonst dergleichen. Ihr hört, es ist eine lange Reihe von Koseworten, welche alle vortrefflich auf Euch passen.“
    „Oder vielmehr auf Euch!“
    „Pshaw! Ihr wolltet für jetzt wissen, warum wir Euch schon wieder einmal gebunden haben. Ich will es Euch gern sagen: Ihr sollt nicht zu zeitig zu dem verabredeten Stelldichein erscheinen.“
    „Stelldichein? Ihr faselt wohl?“
    „Das weniger!“
    „Wo sollte das sein?“
    „Am Devils-Head.“
    „Wann?“
    „Am sechsundzwanzigsten September.“
    „Ihr pflegt zwar stets gern in Rätseln zu sprechen, wie ich schon erfahren habe, heut aber ist es mir ganz und gar unmöglich, zu erraten, was Ihr meint!“
    „So will ich nicht sagen, am sechsundzwanzigsten September, sondern am Tag des heiligen Cyprian. Das werdet Ihr wohl besser verstehen.“
    „Cyprian? Was geht mich dieser Heilige an?“
    „Ihr sollt an seinem Namenstag am Devils-Head eintreffen.“
    „Wer hat das gesagt?“
    „Dan Etters.“
    „Donnerwetter!“ fuhr er auf. „Ich kenne keinen Dan Etters!“
    „So kennt er Euch!“
    „Auch nicht!“
    „Nicht? Er schreibt Euch doch Briefe!“
    „Briefe? Habe keine Ahnung!“
    „Briefe auf Leder, die Schrift mit Zinnober gefärbt. Ist das nicht wahr?“
    „Hole Euch der Teufel! – Ich weiß von keinem Brief etwas!“
    „Er steckt in Eurer Satteltasche.“
    „Stänkerer! Ich glaube gar, Ihr habt meine Sachen durchsucht!“
    „Natürlich!“
    „Wann

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