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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nannte, richtig behalten hat. Der erste hieß Lo-teh. Es ist eine Eigentümlichkeit der Sprache Schahko Mattos, daß er den ersten Laut dieses Wortes halb wie L und halb wie R aussprach. Wahrscheinlich hat er ‚Lothaire‘ gemeint, ein Wort, welches ein französischer Vorname ist.“
    „Ja, ja!“ fiel der Osage ein. „So, grad so klang dieser Name, wenn er von Raller ausgesprochen wurde.“
    „Gut! Dann bedeutet der zweite Name E-ka-mo-teh jedenfalls das auch französische Wort Escamoteur, welches ein Juggler, einen Taschenspieler bedeutet, der große Gewandtheit darin besitzt, Gegenstände auf unbegreifliche Weise verschwinden und wieder erscheinen zu lassen.“
    „Uff, Uff, Uff!“ rief Schahko Matto aus. „Ich höre, daß Old Shatterhand sich auf der richtigen Spur befindet!“
    „Wirklich?“ fragte ich erfreut. „Hat der verwundete Weiße vielleicht die Dummheit begangen, damals die Osagen mit derartigen Künsten zu unterhalten?“
    „Ja, das hat er getan. Er ließ alles, alles kommen und verschwinden, wie es ihm gefiel. Wir haben ihn für einen so großen Zauberer gehalten, wie bei den roten Männern keiner gefunden werden konnte. Alle Männer und Frauen, alle Knaben und Mädchen haben ihm mit Erstaunen, oft mit Entsetzen zugesehen.“
    „Gut! So will ich den Häuptling der Apachen an einen Mann erinnern, von dem auch er erzählen hörte. Ich weiß, daß in seiner und meiner Gegenwart von einem einst hochberühmten und dann plötzlich verschollenen Escamoteur erzählt worden ist, von dessen Tricks man behauptete, daß sie nicht nur unvergleichlich, sondern geradezu unerreichbar seien. Er wurde, wie Winnetou sich erinnern wird, nicht anders als Mr. Lothaire, the king of the conjurers genannt.“
    „Uff!“ stimmte der Apache bei. „Von diesem haben wir wiederholt erzählen hören, in den Forts und an den Lagerfeuern.“
    „Und weiß mein Bruder noch, weshalb dieser Mann verschwinden mußte?“
    „Ja. Er hatte falsches Geld gemacht, sehr, sehr viel falsches Geld, und, als er arretiert werden sollte, zwei Polizisten niedergeschossen und einen verwundet.“
    „Nicht bloß das!“ fiel da Treskow ein. „Ich kenne, wenn auch nicht die Person, so doch den Fall genau; er wurde in Beamtenkreisen oft erwähnt, weil er höchst lehrreich für jeden Polizisten ist. Dieser Lothaire hat sich nämlich der Verfolgung wiederholt auf eine so raffinierte Weise entzogen und dabei noch weitere Mordtaten verübt, daß sein Fall uns als Unterrichtsgegenstand zur Belehrung dienen mußte. Er stammte, ich weiß nicht mehr, aus welcher französischen Kolonie, wo er sich auch nicht mehr sehen lassen durfte. Wenn ich mich nicht irre, war er ein Kreole aus Martinique und ist zuletzt in Bents Fort oben am Arkansas gesehen worden.“
    „Das stimmt; das stimmt und wird noch besser stimmen lernen!“ gab ich zu. „Lothaire war nur sein Vorname. Es kommt ja häufig vor, daß derartige Leute ihren Vor- als Künstlernamen wählen. Sagt, Mr. Treskow, ist es Euch wohl möglich, Euch auf seinen vollständigen Namen zu besinnen?“
    „Er hieß – er hieß – – – hm, wie hieß er nur? Es war ein echt französischer Name, und wenn – – – ach, jetzt fällt er mir ein! Er hieß Lothaire Thibaut und – – – alle Wetter! Da haben wir ja das Tibo, welches, wie ich vorhin hörte, so lange vergeblich gesucht worden ist!“
    „Ja, wir haben es; ganz sicher haben wir es! Taka ist der Mann und Wete die Frau; Thibaut Taka und Thibaut Wete sind Herr und Frau Thibaut. Die Frau des Medizinmannes sagte, wenn sie sich vollständig nannte: Tibo wete elen. Was hat dieses Elen zu bedeuten? Ich ahne es.“
    „Sollte der Vorname Ellen gemeint sein?“
    „Höchstwahrscheinlich. Wenn die Frau des Medizinmannes sich nicht in ihrem Wahnsinn mit einer andern verwechselt, sondern die wirkliche Thibaut Wete Ellen ist, so ist sie eine getaufte Indianerin vom Stamm der Moqui.“
    „Warum der Moqui?“
    „Weil sie auch von ihrem Wawa, d.i. Bruder Derrick, spricht; Taka, Wete und Wawa aber sind Worte, welche der Moquisprache angehören. Thibaut Taka war ein berühmter Taschenspieler und verschwand bei den Indianern, weil er sich bei den Weißen nirgends mehr sehen lassen durfte. Ihm, dem geschickten Escamoteur, mußte es sehr leicht sein, Medizinmann der Roten zu werden und bei ihnen großes Ansehen zu gewinnen.“
    „Aber die Farbe, die Indianerfarbe?“
    „Pshaw! Für einen solchen Künstler eine Kleinigkeit! Ich bin jetzt beinahe

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