09 - Verschwörung der Druiden
sie das Schweigen ihrer Mutter nicht bemerkt. Sie leerte in drei großen Zügen das Glas Milch.
»Nicht, dass es eine Rolle spielt«, sagte sie, als sie das Glas von ihren Lippen löste. »Ich glaube nicht, dass ich ihn wiedersehen werde. Er ist eher der geheimnisvolle Typ.«
Wie dein letzter Freund, dieser Angel?, dachte Joyce. Sie wusste noch immer nicht genau, was damals passiert war. Doch es war völlig aussichtslos, darüber mit ihrer Tochter zu reden.
»Nacht, Mom.« Buffy stellte das Glas in die Spüle und wandte sich zur Tür.
»Gute Nacht, Schatz«, sagte Joyce automatisch. Wenigstens hatten sie endlich miteinander geredet, auch wenn es kein tief gehendes Gespräch gewesen war. Joyce spürte wieder einmal, wie wichtig ihr diese Mutter/Tochter-Momente waren. Wenn ihre Tochter schon dazu bestimmt war, die Auserwählte zu sein, dann wollte Joyce daran Anteil nehmen - nun, zumindest was die netten, positiven, unblutigen Seiten des Lebens als Auserwählte betraf.
Sie hörte Buffy die Treppe hinaufgehen. Jetzt musste Joyce seufzen. Vielleicht verlangte sie zu viel. Es war noch nicht lange her, seit Buffy versucht hatte, vor allem davonzulaufen. Vielleicht würden sie besser miteinander zurechtkommen, wenn sich das Leben wieder etwas normalisiert hatte.
Joyce drehte den Wasserhahn auf, um das Glas zu spülen. Das Leben musste sich doch irgendwann normalisieren, oder?
Rupert Giles hatte es am Anfang für eine gute Idee gehalten, Doch unglücklicherweise war der vor ihm liegende Ausdruck nutzlos - eigentlich waren es nur zwanzig Seiten voller Unsinn. Sie hatten wochenlang daran gearbeitet, aber für jede Lösung, die sie gefunden hatten, waren zwei neue Probleme aufgetaucht.
Er hatte es gut gemeint. So, wie er es nach seinem eigenen Empfinden immer gut meinte.
Alles war nach Buffys Verschwinden herausgekommen. Erst da hatte Giles begriffen, wie kurzsichtig er gewesen war. Ihm war völlig entgangen, wie unglücklich sich Buffy gefühlt hatte. Vermutlich hatte er es nicht sehen wollen. Ihm fiel keine andere Erklärung ein.
Wahrscheinlich war ich von meinem eigenen Schmerz über Jennys Tod geblendet, dachte Giles und seufzte. Ein Wächter konnte sich derartige Entschuldigungen nicht leisten. Er hatte einfach nicht gut genug über Buffy gewacht.
Jeder Teenager stand unter enormem Druck, eine Folge der körperlichen Veränderungen und der Verwirrung der Gefühle, die mit dem Heranwachsen einhergingen. Nur weil sie die Jägerin war, bedeutete dies noch lange nicht, dass sie sich von anderen Jugendlichen unterschied. Giles war bis jetzt nicht bewusst gewesen, dass er sich auch darum kümmern musste.
Außerdem gab es noch andere Probleme in Sunnydale. Direktor Snyder hielt Buffy für eine Unruhestifterin. Zwar hatte sich Giles für sie eingesetzt, aber es würde trotzdem nicht einfach für das Mädchen werden.
Der Höllenschlund schien jede Art übernatürlicher Aktivität anzuziehen. Bis jetzt war es ihnen gelungen, über alle Bedrohungen zu triumphieren. Aber im Grunde hatten sie die Krisen nur auf sich zukommen lassen und im letzten Moment reagiert. Eines Tages, fürchtete Giles, würden sie mit etwas konfrontiert werden, dem sie nicht gewachsen wären, etwas, das sie vernichten würde.
Die Jägerin verfügte zwar über große Kräfte, aber sie war nicht unsterblich. Kendra, die Jägerin, die dazu bestimmt gewesen war, in Buffys Fußstapfen zu treten, war tot. Ein Schicksal, das möglicherweise auch Buffy und ihren Freunden drohte.
Giles konnte nicht viel tun, um Buffys persönliche Probleme zu lösen, aber vielleicht konnte er sie bei ihrem Wirken als Jägerin entlasten. Deshalb hatte er eine, wie er glaubte, einfache Lösung entwickelt und Willow Rosenberg, Buffys beste Freundin und ihr örtlicher Computerguru, um Hilfe gebeten.
Willow besuchte zwar noch die Highschool, war aber ein Genie, wenn es darum ging, die unergründlichen Weiten des World Wide Web nach den richtigen Informationen zu durchforschen. Bei Giles’ Kampf gegen das Übernatürliche hatte sie sich als unschätzbare Hilfe erwiesen. Mit Willows elektronischen Verbindungen und Giles’ umfassender Bibliothek des Okkulten konnten sie fast jede Situation meistern.
Willow hatte sofort verstanden, was er wollte. »Ein Wahrscheinlichkeitsprogramm, richtig? Wir listen alle gespenstischen Dinge auf, die in Sunnydale passiert sind, und gewichten sie nach der Wahrscheinlichkeit, dass sie sich wiederholen könnten. Wie eine Art Pyramide des
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