09 - Verschwörung der Druiden
aufsuchen.«
22
Ihr gemietetes Cottage hatte sich in ein Schlachtfeld verwandelt.
»Ihr habt geschworen, mir zu dienen«, donnerte George.
»Du bist verrückt geworden!«, schrie sein Neffe Ian. »Das ist alles, was ich sehe!«
George hatte mit einem derartigen Widerstand nicht gerechnet. Um genau zu sein, ihm war nicht einmal der Gedanke gekommen, dass er überhaupt auf Widerstand stoßen könnte.
Die Ereignisse hatten sich in der letzten Zeit überschlagen und George hatte keine Gelegenheit gehabt, seine Schritte zu planen. Willows Entführung war zwar notwendig gewesen, aber er hatte aus einer Art Eingebung heraus gehandelt, die keinen Aufschub duldete.
Seltsam, wie perfekt Erics Angebot, ihm das Lagerhaus zu überlassen, zu der neuen Lage passte. Er hatte daheim in Wales schon mehrmals etwas Ähnliches erlebt. Der Vampir schien in der Lage zu sein, ihm alles zur Verfügung zu stellen, was er brauchte - manchmal sogar schon bevor George erkannte, dass der Bedarf existierte. Er bedauerte, wie sehr und wie schnell er von der Hilfe des Vampirs abhängig geworden war, aber nichts durfte ihn an dem hindern, was er in dieser Nacht tun musste.
Das alte Lagerhaus befand sich in einem viel abgelegeneren Viertel als das Cottage. Selbst in einer ruhigen Nachbarschaft wie dieser würden gewisse Lichter und Geräusche Aufmerksamkeit erregen. Aber in diesem einsamen Betonbunker, mitten in der Nacht, sollte es ihnen möglich sein, ungestört alles zurückzuschlagen, was ihnen der Höllenschlund entgegenwerfen mochte.
Sofort nach Willows Entführung hatte George seine weiteren Schritte überlegt. Er wusste, dass er in das Cottage zurückkehren musste, um die verschiedenen Instrumente und Ingredienzen zu holen, die er brauchte, um seine Mission erfolgreich durchzuführen. Und er erwartete, dass ihm seine drei Neffen mit ihren Beschwörungen zur Seite stehen würden, die sie bereits begonnen hatten, um sich zusätzlich vor jenen Kreaturen von der anderen Seite zu schützen.
Unglücklicherweise hatte zumindest einer seiner Neffen andere Vorstellungen.
Ian starrte seinen Onkel trotzig an. »Mein Vater hätte einem derartigen Plan niemals zugestimmt!«
Zorn kochte in George hoch. »Du wagst es, so mit mir über deinen Vater zu reden? Ich war es, der zusehen musste, wie dein Vater starb.«
Nein! Lasst sie nicht näher kommen! Lasst es nicht zu!
George! George!
Ich war nicht schnell genug, dachte George. Vielleicht hätte ich ihn sonst retten können. Ich war einfach nicht gut genug vorbereitet.
George wusste, dass es seine eigene Unentschlossenheit, seine Schwäche gewesen war, die sie gezwungen hatte, nach Sunnydale zu kommen und die Beschwörung zu wiederholen. Wenn jemand seinen Zorn verdient hatte, dann er selbst.
Warum sah Ian denn nicht ein, dass sein Onkel diesmal Erfolg haben musste?
In dem Moment, als er in das Cottage zurückgekehrt war, hatte Ian gewusst, dass George die Blutbeschwörung einsetzen wollte. Er konnte diese Dinge nicht vor den Jungen verbergen, vor allem nicht vor Ian. Er hatte sie zu gut ausgebildet.
Ian war jetzt klar, dass George nur deshalb ohne die anderen Ältesten nach Sunnydale gereist war, weil er nicht wollte, dass jemand seine Autorität in Frage stellte. Vielleicht hatte er schon von Anfang an geplant, die Blutbeschwörung einzusetzen. Zweifellos hatte er sich auf alle Eventualitäten vorbereitet.
Und jetzt wagte es sein eigener Neffe, ihm zu widersprechen!
»Wir haben seit beinahe zweitausend Jahren keine Menschenopfer mehr dargebracht. Es waren diese alten Blutrituale, die uns fast zerstörten, uns in den Untergrund zwangen. Du hast mir oft genug erzählt, wie wir sanftere, bessere Methoden zum Erreichen unserer Ziele entwickelten.«
George fühlte sich plötzlich sehr alt. »Das war vor... vor dem letzten Jahr. Du hast nicht gesehen, was ich gesehen habe. Du hast nicht...«
»Dann solltest du es uns jetzt endlich erklären! Was genau hast du gesehen?«
George öffnete den Mund, aber kein Wort drang über seine Lippen. Er konnte sich nicht dazu überwinden, es zu beschreiben. Denn wenn er es tat, würde er in Tränen ausbrechen.
Es würde die Zweifel der drei Jungen nur verstärken, wenn sie ihn weinen sahen.
George wandte den Blick von seinem Neffen ab. »Die Diskussion ist beendet. Ich werde keine weitere Respektlosigkeit dulden. Du wirst tun, was ich dir sage!«
»Nein«, erwiderte Ian leise. »In diesem Fall nicht.«
George seufzte. Es war eine höllische Nacht
Weitere Kostenlose Bücher