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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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anerkennen, dann erlaube ich einen Aufschub, bis Brehon Barrán herbeigerufen werden kann. Die Gründe für eine solche Berufung müssen aber stichhaltig sein und nicht bloß auf Verdacht beruhen.«
    »Das versteht sich von selbst. Gestattest du mir auch, mich in diesen vierundzwanzig Stunden überall ungehindert zu bewegen, um meine Nachforschungen anzustellen?«
    »Das steht alles hier drin.« Der König hielt ihr das Pergament hin. Sie nahm es nicht.
    »Dann mußt du dein Siegel zur Bestätigung dafür darauf setzen, daß ich mit deiner Zustimmung und Vollmacht handele.«
    Fianamail zögerte. Fidelma wußte, ein Stück Pergament mit seiner Zustimmung, daß sie ein paar Fragen stellen durfte, war nichts wert ohne das Siegel des Königs.
    Der König war sich wiederum nicht schlüssig.
    »Die Tötung eines techtaire gilt beim Oberrichter und beim Großkönig als ein schwerer Verstoß«, stellte sie nachdrücklich fest. »Für den Tod eines Königsboten, ob durch Mord oder Hinrichtung, muß man sich rechtfertigen. Es wäre klug, wenn du mir die Vollmacht erteiltest, den Fall zu untersuchen.«
    Schließlich nahm Fianamail achselzuckend ein Stück Wachs aus der Dose, hielt es an die Kerze, bis Tropfen auf das Pergament fielen, und drückte seinen Siegelring darauf.
    »Jetzt hast du meine Zustimmung. Es soll nicht heißen, ich hätte dir nicht alle Wege geöffnet.«
    Fidelma war zufrieden und nahm die Vollmacht an sich.
    »Ich möchte Bruder Eadulf sofort sprechen. Wird er hier in deiner Burg gefangengehalten?«
    Zu ihrer Überraschung schüttelte Fianamail den Kopf. »Nein, nicht hier.«
    »Wo dann?«
    »Er sitzt drüben in der Abtei.«
    »Was macht er dort?«
    »Dort hat er sein Verbrechen begangen, und dort wurde er auch verhört und verurteilt. Äbtissin Fainder hat den Fall selbst in die Hand genommen, denn das Opfer war eine ihrer Novizinnen. In der Abtei wurde dem Angelsachsen der Prozeß gemacht, und dort wird er morgen hingerichtet.«
    »Äbtissin Fainder? Ich dachte, die Abtei Fearna unterstände Abt Noé?«
    »Wie ich dir schon sagte, ist Abt Noé jetzt mein geistlicher Berater und Beichtvater…«
    »Beichtvater? Das ist ein römischer Begriff.«
    »Nenn ihn ›Seelenfreund‹, wenn du bei den komischen altmodischen Bräuchen der irischen Kirche bleiben willst. Ich habe ihm die religiöse Gerichtsbarkeit in meinem ganzen Königreich übertragen. Die Abtei des heiligen Máedóc wird nun von der Äbtissin Fainder geleitet. Ihre Verwalterin ist übrigens eine entfernte Kusine von mir, Étromma.« Es klang plötzlich entschuldigend. »Aus einem armen Zweig meiner Familie, mit dem ich wenig zu tun habe, aber sie soll die Geschäfte der Abtei sehr gut führen, wie ich höre. Doch es ist die Äbtissin selbst, die gefordert hat, daß uns die Bußgesetze in unserem christlichen Glauben wie auch in unserem täglichen Leben leiten sollen und die Bestrafung des Angelsachsen nach ihnen erfolgen soll.«
    »Äbtissin Fainder?« überlegte Fidelma. »Von ihr habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Sie ist erst kürzlich nach mehreren Jahren, in denen sie Dienst in Rom tat, in unser Königreich zurückgekehrt.«
    »Und sie tritt also für die römischen Bußgesetze gegen die Weisheitsschriften ihres eigenen Landes ein?«
    Fianamail neigte bejahend den Kopf.
    »Ich verstehe«, sagte Fidelma. »Du erwähntest, daß Bruder Eadulf beschuldigt wird, den Tod einer Novizin in der Abtei verursacht zu haben. Wen genau soll er denn getötet haben?«
    Fianamail sah sie mit gespieltem Vorwurf an. »Bei jemandem, der in gestrecktem Galopp von Cashel herreitet und die Unschuld des Angelsachsen beweisen will, hätte ich gedacht, er wüßte, wessen er angeklagt ist«, spottete er.
    »Des Mordes natürlich. Aber wen soll er denn ermordet haben?«
    Fianamail heuchelte Mitleid. »Ich fürchte, Fidelma von Cashel, du hast dich mit dem Herzen in diesen Auftrag gestürzt und nicht mit dem Kopf.«
    Fidelma errötete heftig. »Ich möchte, daß der Gerechtigkeit Genüge getan wird«, erklärte sie steif.
    »Wen also soll er getötet haben?« fragte sie erneut.
    »Dein angelsächsischer Freund vergewaltigte ein junges Mädchen und erdrosselte es dann«, sagte der König ausdruckslos und beobachtete ihr Gesicht dabei. »Sie war Novizin in der Abtei… und sie war erst zwölf Jahre alt. «
    *
    Auch nachdem sie aus dem Zimmer des Königs geleitet worden war, fühlte sich Fidelma wie betäubt. Von allen denkbaren Verbrechen war die Vorstellung, Eadulf

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