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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Zimmer mit einem winzigen Fenster, das einem Furcht einflößen konnte.
    »Das ist dein Zimmer, Schwester.«
    Fidelma hatte schon Schlimmeres gesehen. Wenigstens schien es warm zu sein, und das Bett war bequem.
    »Und das Zimmer für meine Begleiter?« Lassar zeigte den Korridor entlang.
    »Das da hinten können sie sich teilen. Möchtet ihr auch im Hause essen?«
    »Ja, allerdings könnten sich unsere Pläne ändern.« Lassar überlegte. »Dann wollt ihr also einige Zeit bleiben?«
    »Wahrscheinlich eine Woche«, antwortete Fidelma.
    »Was nimmst du dafür?«
    »Da ihr drei seid, und wenn ihr mir eine Woche garantiert, dann nehme ich einen pinginn für jede Person. Das ist ein screpall pro Tag. Dafür könnt ihr euch im ganzen Hause bewegen, kommen und gehen, wann ihr wollt, und essen, wann ihr wollt. Heißes Wasser zum Baden gibt es abends. Ihr seht, ich habe recht. Ihr fahrt besser, wenn ihr hier bleibt und nicht die Gastfreundschaft der Abtei beansprucht.«
    Es war das zweite Mal, daß sich die Wirtin herabsetzend über die Abtei äußerte, und das erweckte Fidelmas Interesse. Es stimmte, daß reisende Mönche und Nonnen normalerweise in einer Abtei kostenloses Obdach erhielten. Doch Lassars Meinung von der Abtei und ihrer Gastfreundschaft war überraschend schlecht, selbst für eine Gastwirtin, die die Abtei als Konkurrenz betrachten mußte.
    »Weshalb sagst du das?« fragte sie.
    Die Frau setzte eine trotzige Miene auf. »Offensichtlich bist du fremd hier.«
    »Das habe ich nicht bestritten.«
    »Die Zeiten haben sich geändert, Schwester. Mehr sage ich nicht. Die Abtei ist ein Ort des Elends geworden. Früher hatte ich Mühe, Reisende für mein Gasthaus zu gewinnen, denn viele suchten die Gastfreundschaft der Klostermauern. Heute will dort keiner mehr hin. Nicht seit…« Sie hielt plötzlich inne und erschauerte.
    »Nicht seit…?« forschte Fidelma.
    »Mehr sage ich nicht, Schwester. Ein screpall pro Tag für alle drei, wenn ihr die Zimmer nehmen wollt.« Fidelma merkte, daß sich Lassar nichts Näheres über ihre Meinung zur Abtei entlocken lassen würde.
    »Ein screpall pro Tag ist in Ordnung«, erklärte sie und schaute Dego und Enda an. »Ich gebe dir drei screpalls im voraus für die Zimmer. Wir möchten uns erst waschen und dann so bald wie möglich essen.«
    »Wenn ihr euch kalt waschen wollt, ist das kein Problem. Heißes Wasser gibt es, wie gesagt, erst abends zum Baden. Ich habe jetzt hier wenig Hilfe, seit mein Bruder so eine großartige Stellung da oben im Palast bekommen hat.«
    »Kein Problem«, versicherte ihr Fidelma, nahm einige Münzen aus ihrem marsupium, ihrer ledernen Gürteltasche, und reichte sie ihr.
    Die Frau zählte die Münzen in der Hand. Dann lächelte sie zufrieden.
    »Ich lasse euch Wasser auf die Zimmer bringen, und dann könnt ihr herunterkommen und essen, wann ihr wollt, allerdings nur kalte Speisen. Warme Mahlzeiten gibt es abends, weil…«
    Fidelma lächelte nachsichtig. »Ich weiß. Wir sind dir für deine Hilfe dankbar, Lassar.«
    Die Wirtin verschwand die Treppe hinunter. Dego atmete erleichtert auf.
    »Was jetzt, Lady?« fragte er. »Was machen wir als nächstes?«
    »Nachdem wir uns erfrischt haben, schlage ich vor, wandert ihr unauffällig in der Stadt umher und versucht möglichst viel über die Ereignisse hier aufzuschnappen. Stellt fest, was die Leute über die zwangsweise Einführung der Bußgesetze und ihrer Strafen statt unserer hergebrachten denken.«
    »Und was machst du, Lady?« fragte Enda. »Sollten wir dich nicht lieber begleiten?«
    Fidelma schüttelte den Kopf. »Ich gehe zur Abtei. Ich will Eadulf sprechen.«

Kapitel 4
    Aus der Nähe erschien die Abtei Fearna noch bedrohlicher als aus der Ferne. Eine unheilvolle Aura umgab das Gebäude, hing so greifbar wie Spinnweben an seinen Mauern. Das Gefühl war unwirklich, fast ätherisch, aber es war da und hüllte alles ein wie ein kalter Nebel. Das Haupttor hatte zwei mächtige Flügel aus dunklem Eichenholz mit eisernen Angeln. Am rechten Flügel war eine große Bronzefigur angebracht. Fidelma erkannte darin das berühmte Engelsbildnis, das Máedóc geschaffen hatte, mit kunstvoll gearbeiteten Flügeln und einem Schwert in der rechten Hand. Das Gesicht war rund mit großen Augen ohne Höhlen, die ihm einen beinahe boshaften Ausdruck verliehen. Sie hatte gehört, das Bild werde »Unsere Liebe Frau des Lichts« genannt und stelle eine Schutzgestalt dar.
    Fainder, Äbtissin von Fearna, wirkte ebenso

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