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090 - Die Totenwache

090 - Die Totenwache

Titel: 090 - Die Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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zu. Er schien überhaupt keine Antwort von mir zu erwarten. Seine ganze Haltung drückte Gleichgültigkeit aus.
    Neben dem Fernschreiber lag ein Wust zusammengerollter Lochstreifen. Der Endlosschreiber war abgerollt. Die Papierrolle war herausgerissen worden.
    Ich warf einen Blick auf die Durchschrift der letzten Nachricht.
    „Ah, Trevor… Sie haben meinen Freunden in Castillo Basajaun einen Bericht über die unerklärbaren Visionen übermittelt."
    „Was?"
    Trevor Sullivan sah mich groß und fragend an.
    „Ich kann mich an nichts erinnern, Dorian."
    „Aber sehen Sie doch selbst!" forderte ich ihn auf. „Sie müssen die Nachricht gestern mittag getippt haben."
    Neugierig überflog Sullivan den Text. Er räusperte sich ungläubig und sah mich erneut fragend an. „Das kann ich mir nicht erklären. Ich müßte doch wissen, ob ich den Fernschreiber benutzt habe oder nicht."
    „Das meine ich auch, Trevor! Reißen Sie sich zusammen. Ich will wissen, was sich während meiner Abwesenheit hier ereignet hat. Hatten Sie Besuch?"
    Sullivan hob die Schultern, spreizte bedauernd die Hände.
    „Kommen Sie, Trevor… Versuchen wir's mit einem kleinen Trick!"
    Ich führte ihn in den Nebenraum. Dort bewahrte ich meine Schriften, Dämonenbanner, Reliquien und Waffen auf. Der Raum war vollgestopft und wirkte chaotisch. Ein Nichteingeweihter hätte sich hier niemals zurechtgefunden. Das war ganz allein mein Reich. Die verschiedenen Dämonenbanner schützten nicht nur die Jugendstilvilla gegen dämonische Einflüsse von draußen, sie schirmten auch das ganze Grundstück gegen die Attacken der Schrecklichen ab. Hier waren wir sicher wie in Abrahams Schoß.
    Ich korrigierte mich sofort: Nachdem ich Miß Pickford in diesem desolaten Zustand angetroffen hatte und Trevor Sullivan sich an nichts mehr erinnern konnte, mußte ich annehmen, daß es den Dämonen gelungen war, eine Lücke in meinem Sicherheitssystem zu finden.
    Ich nahm eine Gnostische Gemme aus dem Schächtelchen. Das kleine .Schmuckstück wies eine Schlange auf, die sich selbst in den Schwanz biß. Ich konnte damit dämonische Kraftfelder von schwächerer Stärke abwehren. Gleichzeitig verstärkte sie meine Ausstrahlungen.
    „Sehen Sie her, Trevor", sagte ich fest und bestimmt. Mein Blick traf seine Augen.
    Er wollte mir ausweichen. Seine Augen gingen nach links, dann nach rechts. Doch dann hielt ich seinen Blick fest. Ich fixierte ihn. Dabei berührte ich seine Schläfe mit der Gnostischen Gemme.
    Ich spürte, daß er plötzlich zu zittern anfing.
    „Entspannen Sie sich, Trevor Sullivan…“
    Er griff sich mit beiden Händen an die Stirn.
    „Wer war während meiner Abwesenheit im Haus?"
    „Es war jemand da", stammelte Sullivan. „Ich - ich erinnere mich wieder daran."
    „Kenne ich ihn? War es ein Mann oder eine Frau?"
    „Ein Mann… "
    „Sein Name!"
    „Er - war hier… Magnus Gunnarsson!"
    Ich zuckte zusammen. Was hatte der Isländer während meiner Abwesenheit hier gesucht? Das Ganze wurde immer mysteriöser. Noch immer sah ich die Zusammenhänge nicht.
    „Was wollte Gunnarsson von Ihnen?"
    Sullivan stöhnte gequält auf.
    Schweißperlen traten unter seinem Haaransatz hervor.
    „Ich weiß es nicht, Dorian… Ich würde es Ihnen sagen… Bitte, fragen Sie mich nicht weiter! Ich bin müde - schrecklich müde."
    Dieselben Symptome wie bei Miß Pickford, schoß es mir durch den Kopf.
    Ich löste den hypnotischen Bann. Trevor Sullivan fiel regelrecht in sich zusammen. Ich mußte ihn mit beiden Armen auffangen und zum Sessel führen.
    Ich rekapitulierte, was ich über den Isländer wußte. Es war leider nicht gerade viel. Noch immer schwankte ich zwischen Anerkennung und Ablehnung. Nicht etwa, weil Coco offen zeigte, daß sie Gunnarsson mochte. Er war eindrucksvoll und besaß magische Fähigkeiten. Er hätte sämtliche Künstler der Welt in die Tasche stecken können.
    Ich fragte mich, ob er die seltsamen Reaktionen bei meinen Freunden ausgelöst hatte.
    Wer war Magnus Gunnarsson wirklich - ein Heiliger oder ein Dämon?
    Ich warf einen Blick auf meine Reliquiensammlung. Soweit ich erkennen konnte, fehlte nichts. Ich würde die Sammlung später noch sorgfältiger überprüfen. Dennoch bemerkte ich mit einem Blick, daß die Schatullen, Schubladen und Geheimfächer durchwühlt worden waren.
    Gunnarsson war also auch im Keller gewesen.
    Wonach hatte er gesucht? Warum hatte er nicht auf meine Rückkehr gewartet?
    Das war das erstemal, daß jemand meine Sammlung

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