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090 - Moerderische Knochenhaende

090 - Moerderische Knochenhaende

Titel: 090 - Moerderische Knochenhaende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Sky
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überfiel sie die Angst. Kam die Unheimliche, um sie zu holen, um sie in den Tod zu führen?
    Julia schlug die Schaufel gegen das Holz. Das Eisenblech verbog sich, aber sie achtete nicht darauf. Sie versuchte, das Holz gewaltsam aufzubrechen. Wieder und wieder setzte sie die Schaufel an und riß einige Holzsplitter heraus, bis das Blech auseinanderbrach. Sie warf die Reste der Schaufel wütend zur Seite und kratzte an dem Sarg. Sie griff nach einem Stein und schlug auf das Holz. Mit den Fingern riß sie immer wieder kleine Splitter heraus, bis sich endlich ein Loch bildete, durch das sie die Hand schieben konnte.
    Ein unerträglicher Modergeruch schlug ihr aus dem Sarg entgegen. Julia drehte den Kopf zur Seite, um frischere Luft zu atmen, aber sie ließ nicht nach. Mit aller Anstrengung fetzte sie Splitter auf Splitter aus dem Holz, bis es ihr gelang, ein halbes Brett herauszuziehen. Knirschend gab es nach. Mit einem weiteren Ruck entfernte Julia ein zweites Brett.
    Jetzt lag der Kopfteil des Sarges frei vor ihr.
    Sie konnte den Schädel der Toten sehen, der noch teilweise von verwestem Fleisch bedeckt war. Im schwachen Mondlicht schimmerten die vollkommen erhaltenen Augen bernsteinbraun!
    Julia wich entsetzt zurück. Sie zitterte am ganzen Körper. Wieder glaubte sie zu hören, daß jemand ihren Namen rief.
    Da kam ein gequältes Ächzen aus dem Sarg.
    Die Tote bewegte sich!
    Voller Panik sah Julia, daß sich ihr eine Hand entgegenstreckte. Das in weiße Fetzen gehüllte Skelett richtete sich auf, Julia sah es ganz deutlich. Ihre Augen weiteten sich. Aufschreiend wich sie zurück. Namenlose Angst erfaßte sie. Sie wollte weglaufen, irgendwohin, weit in den Park hinein, doch ihre Beine versagten. Sie kauerte in dem Schmutz und war nicht fähig, sich zu erheben.
    Die Tote richtete sich auf und breitete die Arme aus, als ob sie nicht sehen könnte und sich durch Tasten zu orientieren suchte. Die Augen wirkten unnatürlich groß in den vom Fleisch befreiten Höhlen. Sie glänzten – als ob sie von Tränen feucht seien.
    „Julia, dein Grab ist schon offen“, wisperte eine körperlose Stimme, die aus dem Nichts zu kommen schien.
    Julia blickte in grenzenloser Angst um sich. Sie war allein auf dem Friedhof. Oder doch nicht? Stand dort nicht jemand hinter dem Grabstein? Und kauerte dort nicht jemand unter dem Mandelbaum und beobachtete sie mit gierig glänzenden Augen?
    Hohl klang der Ruf eines Uhus durch die Nacht.
    „Julia, dein Grab wartet auf dich!“
    Das Mädchen schrie auf. Es sah die Bernsteinaugen dicht vor sich. Julia fühlte die Knochenhände, die nach ihren Schultern und ihren Wangen griffen, als suchten sie das pulsierende Leben. Und der unerträgliche Gestank des verwesten Fleisches stieg ihr in die Nase.
    Die Knochenhände legten sich um ihren Hals und drückten zu. Julia bäumte sich auf. Sie versuchte, die würgenden Finger abzuschütteln, aber ihre Hände glitten immer wieder an der schleimigen Substanz ab, die über den Knochen lag.
    Jetzt spürte sie, wie sehr sie sich verausgabt hatte, als sie das Grab geöffnet hatte. Sie war am Ende ihrer Kräfte, sie konnte dem Würgegriff nicht entgehen.
    Mit geweiteten Augen blickte sie auf das grinsende Totenschädelgesicht. Ihre Lippen bewegten sich in stummer Bitte um Gnade.
    Endlich begriff sie, daß sie nichts gegen diese mörderischen Hände tun konnte. Es half ihr nichts, daß sie sich zu erklären versuchte, wieso die Tote sich überhaupt bewegen konnte. Sie mußte mit dem Unheimlichen fertig werden.
    Die Bernsteinaugen schienen von innen heraus zu leuchten. Aus ihnen strahlte Julia der Triumph des Siegers entgegen.
    Das Mädchen bäumte sich auf. Es schlug um sich, und dann bohrte es seine Finger in letzter, panikartiger Verzweiflung in die Augenhöhlen der anderen. Es fühlte die harten Bernsteinkugeln und riß sie heraus.
    Ein Faustschlag schien Julia vor die Brust getroffen zu haben. Irgend etwas Unsichtbares schleuderte sie brutal vom Grab zurück. Sie rollte über den Boden und blieb einige Meter von der offenen Grube entfernt liegen. In jeder Hand hielt sie ein Auge.
    Sie glaubte, entsetzliche, qualvolle Schreie zu hören. Irgend jemand wimmerte mit hohler Stimme: „Gib mir meine Augen wieder!“ Julia achtete nicht darauf. Sie keuchte und hustete, rang nach Atem und kämpfte gegen eine aufsteigende Bewußtlosigkeit an. Sie fürchtete sich davor, ohnmächtig zu werden, weil sie wußte, daß sie dann wehrlos war.
    Allmählich klärten sich ihre

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