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0900 - Der Magier

0900 - Der Magier

Titel: 0900 - Der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann das gewesen war. Doch wie auch immer - bis jetzt hatte er das nur für eine Spinnerei gehalten. Für ein Märchen erster Güte, von denen es auch in den Schwefelklüften jede Menge gab. Hier wurde gelogen und übertrieben, dass sich der Donnerbalken LUZIFERs bog!
    Doch in diesem Fall hatte er sich geirrt, wie sich nun herausgestellt hatte und er nur ungern zugab. Es gab sie tatsächlich, die tote Zeit . Es gab viele Geschichten darüber, wie sie einst entstanden war. Eine Legende behauptete, sie wäre ein Abfallprodukt der Zeitlinien, andere wieder sprachen von einer unglaublichen Katastrophe, in deren Verlauf die tote Zeit alles zu überfluten drohte. LUZIFER persönlich sollte es seinerzeit gewesen sein, der das Ende aller Welten verhindert hatte. Nur ein winziger Rest der toten Zeit war übrig geblieben, die der KAISER an einem nie genannten Ort deponiert hatte. Sicher hatte er das getan, um sie beizeiten für seine Zwecke einsetzen zu können.
    Da mochte sogar etwas Wahres dran sein, doch selbst wenn es ganz anders gewesen war - Lucifuge Rofocale störte und interessierte es nicht. Ihn interessierte nur die Wirkung dieser toten Zeit . Vor allem in Bezug auf eine ganz bestimmte Sache, ein ganz besonderes Ding .
    Es war nicht so, dass Rofocale explizit die Suche nach der Legende voran getrieben hätte, doch er hörte aufmerksam zu, wenn wieder einmal ein neues Gerücht in Umlauf gebracht wurde. Sehr aufmerksam sogar, denn was die Geschichten über diese tote Zeit berichteten, war für ihn mehr als interessant. »… und alle Dinge, von magischer Hand geschmiedet und erschaffen, fielen all ihrer Macht beraubt zu Boden…«
    Das klang doch höchst interessant für den Erzdämonen. Irgendwann, Lucifuge Rofocale hatte die ganze Sache beinahe schon wieder vergessen, sie dann schließlich doch als Produkt geschickter Märchenerzähler eingestuft, kam dann die eine und entscheidende Information zu ihm - eine Welt, irgendwo in den Tiefen des Alls, sollte der Hort der toten Zeit sein. Eine unfreundliche Welt, die mit Wüsten überzogen war; eine unbedeutende Welt, die nichts von Interesse für Eroberer vorweisen konnte; eine vergessene Welt, weitab von den Spielen des Schicksals, das Gut und Böse im ewigen Kampf gegeneinander antreten ließ.
    War das nicht das perfekte Versteck für ein so wertvolles Kleinod?
    Das Gerücht, die Legende sprach von einer Kugel aus magischem Eis, das dort den hohen Temperaturen trotzte, und von dem geheimnisvollen Etwas, das es seit einer Ewigkeit fest umschloss. Für Lucifuge Rofocale war das Grund genug, sich dort einmal umzusehen.
    Es war für den alten Dämon überhaupt kein Problem, die Gestalt eines der Bewohner dieser Welt anzunehmen - der Körperbau der Eingeborenen glich dem der Menschen; der größte Unterschied mochte die dicke und lederartige Haut sein, die vor der enormen Hitze schützte.
    Ohne aufzufallen hatte Rofocale sich in der größten Stadt des Planeten bewegt. Was für einfache, ja, primitive Geschöpfe das hier waren! Machtdenken schien ihnen nahezu fremd zu sein. Es schien, als wären sie alle rundum zufrieden mit ihrem Leben hier - nicht einmal Umsturzgedanken gegen den König konnte der Dämon ausfindig machen. Sie mochten keine Kriege. Sie waren pazifistisch und wandten sich von der Gewalt ab, die man anderen antun konnte. Lucifuge Rofocale war gelangweilt.
    Sein Weg führte direkt zu dem auffälligen Palast, der die Stadt überragte. Ein paar einfache Fragen an diese Simpel hatten ausgereicht, um ihm das Wissen zu bringen, das er benötigte: Das »Eis der Welt« nannten sie diese ominöse Kugel, die im Palast aufbewahrt wurde. Auch wenn nur Mitglieder der Königsfamilie sich das Heiligtum ansehen durften. Nun, auch das sollte kein Problem sein.
    Kein Problem für den Ministerpräsidenten des Satans. Überhaupt kein Problem - Probleme gab es nicht, niemals! Er belog sich selbst, denn Schmerzen und Schwäche fielen immer wieder über ihn her. Eine Erklärung für diese Tatsache hatte er nicht, also leugnete er die Symptome einfach. Zumindest solange er das noch konnte, aber Lucifuge Rofocale war ein Meister im Selbstbetrug.
    Lucifuge Rofocale beobachtete, dass eine junge Frau in regelmäßigen Abständen eine gut bewachte Kammer besuchte, die unterhalb der Palastmauern gelegen war. Die Wächter flüsterten sich den neuesten Tratsch aus der Königsfamilie zu, und so erfuhr der Ministerpräsident Satans, dass dies

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