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0900 - Der Magier

0900 - Der Magier

Titel: 0900 - Der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Lebensgefährtin des Physikers.
    Die Begrüßung zwischen den beiden fiel kurz, herzlich, aber nicht ohne eine gewisse Zurückhaltung aus. Zamorra wollte einfach nicht akzeptieren, mit Artimus einen seiner wichtigsten Kampfgefährten zu verlieren. Wie wichtig würde van Zants Anwesenheit sein, wenn es wirklich darum ging, die Welt der ominösen Herrscher anzusteuern? Schließlich war Artimus als Krieger der weißen Stadt Armakath ein nicht zu unterschätzender Faktor.
    Zamorra kam direkt zur Sache. Er schilderte van Zant das Treffen mit Merlins Inkarnation vor den Toren Armakaths. Der Physiker zögerte einige Augenblicke.
    »Eine Karte also. Ich hatte einmal kurz so eine Vermutung gehabt. Doch selbst wenn du sie irgendwie adäquat als Computerdatei besitzen solltest… was kann dir das dann bringen? Es sei denn, die Knotenwelten sind tatsächlich irgendwie markiert.« Zamorra hörte durch die Leitung hindurch wie Artimus Gehirn arbeitete - der Wissenschaftler in ihm war erwacht, der, und der Krieger Armakaths!
    »Ganz klare Frage an dich, Artimus: Könntest du dir eine technische Spielerei denken, mit der wir den Kokon in den Computer bringen können? Natürlich als Kopie.«
    Zamorra hörte Artimus auflachen. »Eine Spielerei? Zamorra, du bist heute wohl leicht neben der Spur. Mann - einen CT natürlich, einen Computertomografen. Schick den Mini-Kokon durch die Röhre, wie das allgemein bei Patienten genannt wird. Aber warte - natürlich… geh damit am besten zu Tendyke. Bei Tendyke Industries lief eine Versuchsreihe, an deren Ende ein CT-Gerät mit ungeheurer Auflösung stehen sollte. Ich bin sicher, die können dir da helfen.«
    »Es wäre gut, wenn du mich da begleiten könntest.« Zamorra startete den Versuchsballon, doch der platzte, ehe er auch noch wirklich an Höhe gewonnen hatte. Van Zant wurde ernst.
    »An meinem Entschluss hat sich nichts geändert, Zamorra. Ich denke, dabei sollten wir es jetzt auch belassen.«
    Der Parapsychologe schwieg, dann senkte er seine Stimme.
    »Was willst du tun, wenn sie dich holen kommen? Du bist und bleibst Krieger der weißen Stadt Armakath. Glaubst du, sie werden dir eine Wahl lassen, wenn es soweit ist? Wenn sie dich brauchen, wirst du nicht gefragt werden.«
    Für lange Sekunden war nur ein minimales Rauschen in der Leitung zu hören, und selbst das mochte Zamorra sich einbilden, denn die Zeit der knisternden analogen Verbindungen war ja längst vergangen.
    »Ich weiß es nicht, mein Freund.« Van Zants sonst oft so lärmendes Organ schlich sich flüsternd in Zamorras Ohr. »Aber ich will einfach nicht mehr töten, will diese Macht nicht haben. Ich bin nicht wie du und Nicole - ich bin kein Held.« Ein kaum hörbares Klicken sagte Zamorra, dass Artimus van Zant die Verbindung unterbrochen hatte. Zamorra nahm es ihm nicht übel. Irgendwie glaubte er zu ahnen, was in dem Physiker vor sich ging. Artimus sehnte sich nach Normalität.
    So fremd waren dem Meister des Übersinnlichen solche Gedanken wirklich nicht.
    Immer wieder ertappte sich Zamorra bei einer unangenehmen Charaktereigenschaft, die ihm bei sich selbst stets vollkommen fremd gewesen war: Neid. Ja, Zamorra beneidete Paare, die gemeinsam Hand in Hand durch die Innenstädte, die Parks schlenderten. Er beneidete Menschen, deren größte und einzige Sorge war, ob der Rasen vor dem Haus auch wirklich präzise geschnitten war, oder ob sie beim Reinigen des Innenraums ihres Wagens auch ja keine Stelle übersehen hatten.
    Was würden sie alle sagen, wenn sie vom Kampf zwischen Schwarz und Weiß, von der ewigen Schlacht zwischen Gut und Böse wüssten? Besser es blieb alles so, wie es jetzt war, denn die meisten würden die Wahrheit nicht ertragen.
    Doch er wusste andererseits genau: Es war dumm, auf diese ahnungslosen Zeitgenossen neidisch zu sein.
    Sehr dumm sogar.
    Doch manchmal durfte auch ein Professor Zamorra eine Dummheit begehen…
    ***
    Er schlief nicht.
    Es war die ungeheure Kraftanstrengung, die ihm für Momente das Bewusstsein gestohlen hatte. In diesen wenigen Sekunden hatte er den Boten des Herrn der Schicksalswaage gesehen, wie er Merlin in der Kammer besucht hatte.
    Die Stimme des Boten troff vor Bosheit und bitterem Sarkasmus.
    »Du kannst die Aufgaben, die schon bald auf dich warten, also nicht mehr bewältigen? Sieh an… ist es also endlich soweit. Der große Magier, nun ist er am Ende seines Weges angekommen. Du hast dir damit viel Zeit gelassen, Merlin Ambrosius. Viel zu viel Zeit, wenn du mich

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