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0900 - Der Magier

0900 - Der Magier

Titel: 0900 - Der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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eine Nichte des Königs war - und ihre Aufgabe war es, dem Welteneis als Dienerin zur Verfügung zu stehen. Kein besonders anspruchsvoller Posten, denn was sollte hier wohl schon geschehen?
    Natürlich hätte Lucifuge Rofocale die ganze Geschichte mit Gewalt lösen können, doch er wollte sich zunächst ein Bild machen. Vielleicht war er hier ja auch auf, der vollkommen falschen Spur? Ohne zu zögern tötete der Erzdämon die Frau und nahm ihre Gestalt an.
    Ohne Fragen gewährte man ihm Einlass in die Kammer. Lucifuge Rofocale hatte mit etwas Monumentalem gerechnet, doch was er zu sehen bekam, das war eher schlicht und ernüchternd. Dennoch stand er staunend vor der Eiskugel auf ihrer Säule. Ja, es kam nicht oft vor, aber es gab Dinge, die selbst ihn noch zum Staunen bringen konnten.
    So sehr er sich auch bemühte, so wenig wollte es ihm gelingen, das Objekt im Inneren der Kugel genau zu erkennen, es zu bestimmen und einzuordnen. Doch Lucifuge Rofocale war sich dennoch ganz sicher, dass er gefunden hatte, was andere seit ewigen Zeiten suchten. Doch nun stellten sich ihm andere Fragen: Sein erster Gedanke, das Eis mit Gewalt zu sprengen, schien ihm plötzlich nicht mehr besonders schlau. Wie flüchtig mochte die tote Zeit sein? Vielleicht war sie viel zu leicht zu zerstören?
    Nein, er musste die Sache vorsichtig angehen, Geduld zeigen, wenn ihm das für gewöhnlich auch nur selten gelang. Doch hier hatte er keine andere Wahl, wollte er eine große Chance nicht zunichte machen.
    Der Dämon trat einige Schritte zurück. Dann konzentrierte er sich, denn er musste seine Kräfte hier wohldosiert anwenden. Er spitzte die Lippen und war in diesem Moment froh, dass er die Gestalt der jungen Frau angenommen hatte - mit diesen feinen Lippen konnte er exakt zielen, was in seiner eigenen Identität sicher nicht so gut geklappt hätte.
    Ein feiner Hauch verließ den Mund des Dämons, ein Nebel, der sich ganz präzise um die Eiskugel schlang, sie vollständig einhüllte. Rofocale nickte zufrieden. Es schien, als wäre überhaupt nichts geschehen, doch er wusste, was er in Gang gesetzt hatte. Der Brodem des Dämons begann bereits seine Hitze zu entfalten, und welche Magie auch der Ursprung dieser Eiskugel war - nichts und niemand würde den Schmelzvorgang jetzt noch stoppen können. Die Magie des Ministerpräsidenten Satans war stärker.
    Zufrieden verließ Lucifuge Rofocale die Kammer. Er hatte jetzt Zeit, musste nur noch abwarten und seine Ungeduld an die Kette legen.
    Alles weitere lief ganz automatisch ab, denn das Eis der Welt begann bereits zu schmelzen. Gar nicht mehr lange, dann würde die klare Oberfläche milchig weiß werden, bis schließlich die ersten Tropfen den Boden benetzten…
    ***
    Professor Zamorra rieb mit den Fingerspitzen beider Hände massierend über seine Schläfen.
    Wenn es etwas gab, das ihm das Nervenkostüm ankratzen konnte, dann waren es Situationen wie diese: Merlins offenbar bevorstehender Tod mit all den Konsequenzen, die er nach sich ziehen würde; der Kokon um Armakath - der Plan der Herrscher der weißen Städte, der durch Merlins Andeutungen endgültig in den Bereich einer gewaltigen Gefahr gerückt war; Lucifuge Rofocale, der eine entscheidende Attacke gegen Zamorra plante - wahrscheinlich, damit er sich danach umso erfolgreicher gegen Fu Long wehren konnte, der ihm nach wie vor im Nacken saß. Zamorra fragte sich plötzlich, ob auch Lucifuge Rofocale ebenfalls von der seltsamen Prophezeiung gehört hatte, die man Fu Long in einem von Hongkongs unzähligen Tempeln gemacht hatte: nämlich dass er und Zamorra schon bald zusammen gegen den Erzdämonen vorgehen würden. Nun gut, gerade bei dieser Geschichte in Hongkong hatte auch Zamorra Lucifuge Rofocale einen mehr als guten Grund geliefert, auch gegen ihn, den Meister des Übersinnlichen vorzugehen.
    Kampf an mehreren Fronten, Probleme, die man im Zusammenhang betrachten musste, auch wenn sie so grundverschieden erschienen. Und in keinem dieser Bereiche sah Zamorra eine Chance zur raschen Lösung. Der Weg nach Caermardhin war ihm versperrt. Merlin hatte seine Burg komplett abgeschottet. Hier konnte der Parapsychologe also nur abwarten.
    Wo und wann der Angriff von Lucifuge Rofocale zu erwarten war, stand in den Sternen.
    Zamorra wusste nur zu gut, wie unvermittelt und hart die Attacken des Dämons ausfielen; er musste in jeder Sekunde, in jedem Augenblick damit rechnen. Ort und Art des Angriffs waren Zamorra unbekannt - das Ziel jedoch war

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