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0900 - Der Magier

0900 - Der Magier

Titel: 0900 - Der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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als er den Raum still und leise verließ. Dieser bunte Baum, die ganzen Süßigkeiten und Geschenke, ja, das gefiel ihm!
    Serhat schlenderte durch die Gänge der alten Villa. Von hier oben - denn der Fernsehraum lag im ersten Stock - hatte man auch eine prächtige Aussicht auf den Weg, der sich zu dem Gebäude hin schlängelte. Besuch war allerdings eher selten geworden, weil Serhats großer Freund Artimus Kinder und Personal sichern wollte. Er sprach natürlich nie davon wenn Kinder anwesend waren, doch Serhat wusste genau, dass der Mann mit dem langen Zopf im Nacken voller Angst war.
    Der Angriff der Vampirin Sinje-Li auf no tears saß tief in Doktor van Zants Bewusstsein. Nur mit viel Glück und Mut waren die Kinder der mordlüsternen Blutsaugerin entkommen. Und er selbst war nicht da gewesen, um sie alle zu beschützen. Seither hatte sich viel verändert bei no tears . Und bei dem Physiker nicht minder. Nach außen hin mochte die alte Villa nun eher abweisend und feindlich für jeden Fremden wirken. Doch genau das hatte van Zant ja auch erreichen wollen.
    Der Junge blieb vor einem der hohen Fenster stehen. Sein Blick wanderte über die breite Treppe, die zum Gebäude führte bis hin zu dem Kiesweg. Wenn er weiter nach rechts schaute, konnte er die hohen Gebäude von El Paso erkennen; no tears hatte seine Zentrale eher am Rande der großen Stadt, doch eine direkte Anbindung war deutlich vorhanden. Irgendwo dort draußen, gar nicht so weit entfernt, lag die Zentrale von Tendyke Industries , deren Chef Robert Tendyke sich immer wieder die Zeit stahl, die Kinder hier zu besuchen. Er war der organisatorische Kopf der Einrichtung, die er gemeinsam mit van Zant gegründet hatte.
    Serhats Blick zuckte zurück.
    Da vorne, mitten auf dem Weg…
    Aber da war ja überhaupt nichts. Zu viel Fernsehen macht dumm! Das waren die Worte von Millisan gewesen. Serhat erinnerte sich ganz genau. Hatte sie recht behalten? Der Junge wischte sich mit beiden Händen über die Augen. Vielleicht sah er jetzt schon Dinge, die es überhaupt nicht gab? Er schwor sich in diesem Augenblick, nie wieder heimlich den Fernseher einzuschalten.
    Doch da war es ja schon wieder gewesen!
    Und nun war Serhat sicher, dass er etwas gesehen hatte. Besser gesagt jemand ganz Besonderen - und das machte ihm nun doch ein wenig Angst. Dennoch durfte er ihn nicht dort draußen stehen lassen. Ganz bestimmt nicht.
    Serhat flog regelrecht die Treppe hinunter. Zwei, drei Stufen nahm er gleichzeitig, denn er wollte den Besucher nicht warten lassen. Das ging auf keinen Fall. Jedes Kind der Welt hätte ihm das bestätigt.
    Mit der ganzen Kraft seines kleinen Körpers riss er die hohe und schwere Eingangstür auf.
    Direkt vor ihm stand er. Serhat konnte es nicht fassen, doch es war tatsächlich so. Gut, er trug ein Gewand, das nicht mit Hermelin an Kragen und Ärmeln abgesetzt war, das nicht einmal annähernd rot war, sondern kalkweiß. Seine Füße steckten nicht in schweren Lederstiefeln, und Serhat konnte auch weit und breit kein Rentier entdecken.
    Aber der alte Mann lächelte freundlich, sein faltiges Gesicht strahlte Güte und Würde aus, auch wenn es für Serhat ein wenig zu mager und kränklich erschien. Wo waren die rosaroten Wangen, die Pausbacken? Und auch die Augen des Besuchers wirkten eher ernst als hemmungslos fröhlich, wie die des Weihnachtsmanns in den Trickfilmen.
    Serhat wog das alles ab und entschied, trotz all dieser Unterschiede musste das ganz einfach der eine sein! Und den ließ man nicht vor der Tür stehen.
    »Ich glaube, du bist zu früh in diesem Jahr, kann das sein?«
    Der Alte schien ein wenig verblüfft ob dieser Ansprache. Doch dann schien er zu verstehen. Ein Lächeln schob sich durch seinen wallenden schneeweißen Bart. Dann hob er einen Zeigefinger an die Lippen.
    »Pssst, bringst du mich bitte in einen Raum, in dem man mich nicht entdecken kann? Es darf nämlich noch niemand wissen, dass ich schon da bin. Machst du das für mich?«
    Serhat machte Platz, damit der Mann eintreten konnte.
    Ja, das würde er tun. Denn der Mann war nicht böse - das konnte Serhat ganz deutlich fühlen. Er brachte allerdings auch keine Geschenke. Dafür jedoch etwas anderes: Er brachte allen, die hier lebten, eine Chance zum Überleben…
    ***
    Lucifuge Rofocale erschien wie ein Racheengel am Himmel über El Paso.
    Sein Blick fiel sofort auf die riesige Anlage von Tendyke Industries , doch die war heute nicht sein primäres Ziel. Der Sohn des Asmodis und sein

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