0900 - Der Magier
ihn zu und umarmte den Franzosen. Eine unbändige Kraft strömte in Zamorra hinein. Für lange Sekunden schien seine Wahrnehmung schier zu explodieren - Farben, Töne… Bilder und Gedanken, die er nie für möglich gehalten hätte… Der Parapsychologe ging in die Knie, presste seine Hände vor das Gesicht. Erst jetzt bemerkte er, dass Merlin verschwunden war. Er stand alleine in der weißen Kuppel; die sich jedoch aufzulösen begann.
Im nächsten Moment stand er wieder schutzlos dem Dämon gegenüber. Zamorra hörte Nicole etwas rufen, doch er konnte sie nicht verstehen, denn all seine Sinne mussten sich erst wieder in der Realität zurecht finden. Gerade noch rechtzeitig erkannte er, dass Nicoles Zuruf eine Warnung gewesen war. Rofocale wollte nun beenden, was gerade eben nicht funktioniert hatte.
Aus den Fingern des Dämons schossen die Flammen der Hölle. Zamorra handelte nicht bewusst, sondern rein instinktiv. Er machte mit einer Hand eine wischende Bewegung durch die Luft… und Rofocales Angriff verpuffte. Die Flammen verschwanden ins Nichts hinein.
Der Dämon wich entsetzt zurück. Überhastet startet er einen zweiten Versuch, doch erneut ließ Zamorra die Flammen einfach so verschwinden. Ein Schrei voller Hass presste sich aus Lucifuge Rofocales Kehle. Er hatte es geschafft, Merlins Stern auszuschalten, doch der verfluchte Magier hatte zum letzten Mittel gegriffen, zu dem letzten Trumpf, dem As, das er noch im Ärmel bei sich trug. Rofocale spürte die uralte Magie, die von Zamorra ausging.
Der alte Magier hatte seine letzten magischen Reserven, die sein verfallender Körper nicht mehr nutzen konnte, auf den Professor übertragen.
Lucifuge Rofocales Plan war gescheitert. Jetzt konnte er nur noch fliehen, auf eine neue Chance warten. Wieder einmal. Doch so ganz ohne Paukenschlag würde er nicht gehen.
Nein, ganz sicher nicht!
***
Artimus van Zant versuchte die ganze Szene zu begreifen.
Noch eben hatte Zamorra dem Monstrum hilflos gegenüber gestanden - Artimus war davon überzeugt, dass Rofocale es irgendwie geschafft hatte, Merlins Stern abzuschalten. Es hatte wirklich so ausgesehen, als wäre nun Zamorras Ende gekommen, doch dann hatte der greise Merlin eingegriffen, hatte seinen Umhang wie einen Schutzschirm um sich und den Parapsychologen geworfen. Rofocales Attacke war wirkungslos daran vergangen. Einfach so.
Und nun schien es, als habe sich das Blatt komplett gewendet. Rofocale wich vor Zamorra zurück. Eine Aura ging von dem Professor aus, wie Artimus sie zuvor nie erlebt hatte. Was für eine Macht hatte der todgeweihte Merlin dem Franzosen da nur verliehen?
Artimus presste seine linke Hand unter die rechte Achsel. Seit Minuten schon war er wieder da… der ziehende Schmerz. Artimus hatte versucht ihn zu ignorieren, doch das war unmöglich, so unmöglich, wie er das Leuchten missachten konnte, das sich auf dem Handrücken zeigte. Genau an der Stelle, in die Khira Stolt vor ihrem Tod den Splitter gedrückt hatte, den van Zant seither dort trug.
Operativ ließ er sich nicht entfernen. Die Ärzte hatten zwar keine Erklärung dafür, doch sie mussten es akzeptieren. Als van Zant auf dem Planet Parom einer absolut tödlichen Gefahr ausgesetzt war, hatte der Splitter sich aktiviert. Artimus hatte in Notwehr gehandelt, und doch konnte er diesen Moment einfach nicht vergessen: Der Splitter war zum Geschoss geworden, das ohne Probleme van Zants Gegner durchbohrt, und ihn regelrecht aufgefressen hatte. Dann war er in die Hand des Physikers zurückgekehrt.
Da hatte Artimus beschlossen, das Zamorra-Team zu verlassen. Er wollte nicht töten - erst recht nicht so! Doch Zamorra und Nicole hatten ihm prophezeit, dass er das alles nicht so einfach hinter sich lassen konnte. Sie schienen die Wahrheit gesagt zu haben, denn jetzt stand er ja auch wieder mitten im Geschehen um Dunkel und Hell, Böse und Gut… schwarz und weiß.
Warum der Splitter sich ausgerechnet jetzt wieder so drastisch meldete, konnte Artimus nicht sagen. Er hoffte nur, die Szenerie würde sich auflösen, ohne das er erneut eingreifen musste.
Rola, die den noch etwas wackeligen van Zant stützte, schrie plötzlich laut auf. Van Zant sah es jetzt auch. Der Dämon zog sich zwar zurück, doch urplötzlich hatte er seine zerstörerischen Flammen abgeschossen.
Die allerdings waren nicht auf Zamorra gerichtet. Das Ziel der Flammen war Merlin!
Nicole und Zamorra schrien auf und Robert Tendyke fiel in den Chor der Entsetzten mit ein. Doch
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