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0901 - Aibons Hexenfalle

0901 - Aibons Hexenfalle

Titel: 0901 - Aibons Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Beine, Arme und auch einen Kopf, aber es gab kein Gesicht mehr. Wo sich einmal die Merkmale gezeigt hatten, da war nur eine glatte, etwas angedunkelte bleiche Fläche zu sehen, mehr nicht.
    Und dieser Mensch war nicht mehr umwickelt. Es gab diesen Kokon nicht, wie er bei den anderen Opfern vorhanden gewesen war. Da hatte sich das Grauen bei ihr zurückgezogen. Die Gründe dafür waren mir unbekannt. Wir standen einfach noch zu sehr am Anfang, doch ich setzte meine Hoffnungen auf Mr. Borner. Vielleicht hatte er ja gesehen, wie es dazu gekommen war, daß seine Frau…
    Ich schüttelte den Kopf. Nein, dieser Mann war kaum zu befragen. Er mußte einen Schock erlitten haben und brauchte ärztliche Behandlung.
    Ich drehte mich wieder um, weil ich mit Brian darüber sprechen wollte, aber weder ihn noch Borner entdeckte ich im Flur. Die beiden hatten ihn verlassen. Ihre Tritte hörte ich auf der Treppe, und beide gingen sehr unregelmäßig nach unten.
    Auch ich verließ das Schlafzimmer, das zu einem Ort des Schreckens geworden war. Die kleine Frau ließ ich liegen.
    Was ich da wieder gesehen hatte, war einfach grauenhaft gewesen.
    Auch ich hatte Mühe, diesen Anblick zu verdauen. Mein Herz klopfte schneller. Hier war etwas Furchtbares geschehen. Ob Magie oder nicht, es mußte aufgeklärt werden, denn der Schrecken durfte sich auf keinen Fall fortsetzen.
    Mein Blick fiel wieder auf die Tür zum Bad. Ich hatte sie hinter mir zugezogen. Noch jetzt war ich davon überzeugt, daß sich der Schrecken dort konzentriert hatte. Er war nur durch mich zerstört worden.
    Ich ging nach unten. Mit einer Hand hielt ich mich dabei am Geländer fest, denn auch meine Knie waren etwas weich geworden. Unten fand ich Borner und meinen Kollegen in der Küche sitzen. Brian hatte eine Flasche Whisky geholt und den Vorhang vor das zerstörte Fenster gezogen. Auch die unterschiedlich großen und breiten Glassplitter hatte er in eine Ecke geschafft.
    Von der offenen Tür aus schaute ich zu, wie Brian das Glas bis über die Hälfte füllte. Dann schob er es über die Tischplatte dem gekrümmt hockenden Borner zu. Der Mann schaute auf das Glas, ohne es richtig zu sehen.
    »Sie müssen trinken, Ted!«
    »Ja.«
    »Bitte!«
    Wie ein Schlafwandler griff er zu. Er tat es mit beiden Händen, sonst hätte er es nicht geschafft. Noch immer diesen leeren Blick in den Augen, hob er das Glas an und führte es zum Mund.
    Brian Britton schaute mich dabei an. In seinen Augen las ich ebenfalls Ratlosigkeit und Verzweiflung.
    Ted Borner trank. Er schluckte, hustete dabei, stellte das Glas ab, hob es an und nahm die nächsten Schlucke. Draußen war es wieder ruhig geworden, da sich die Nachbarn zurückgezogen hatten. Sicherlich hatten sie für die nächsten Stunden Gesprächsstoff genug. Ich holte mir eine dritte Sitzgelegenheit, einen Hocker, und ließ mich darauf nieder, ebenfalls dicht am Tisch.
    Hatte es Sinn, den Mann zu fragen, was geschehen war? Wollte und konnte er darüber reden?
    Bevor ich mich entscheiden konnte, fing er von selbst an. Er sprach dabei ins Leere, die Lippen bewegten sich kaum. Wir hatten auch Mühe, seine Worte zu verstehen. »Ihr seid zu spät gekommen, zu spät. Auch ich bin zu spät gekommen. Ich habe meine Frau nicht retten können. Da war der Stau auf der Autobahn, ich konnte ihn nicht umfahren, er hat mich mehr als eine halbe Stunde gekostet. Vielleicht hätte ich Muriel noch retten können, vielleicht…« Er senkte den Kopf und fing wieder an zu weinen.
    Die gesamte Atmosphäre wurde von Trauer und einem gewissen Grauen beherrscht, das an Brian und mir ebenfalls nicht vorbeilief, denn die zweite Haut auf der ersten sprach Bände.
    Ted Borner trank wieder. Danach hielt er das Glas fest, hatte es aber auf den Tisch zurückgestellt und machte auf uns einen traurigen, aber auch nachdenklichen Eindruck.
    Ich startete einen Versuch und sprach ihn mit leiser Stimme an. »Sind Sie in der Lage, sich mit uns zu unterhalten, Mr. Borner?«
    »Weiß nicht.«
    »Versuchen Sie es. Sie sind derjenige, auf den wir unsere Hoffnungen setzen.«
    Er wollte lachen, es wurde ein Krächzen. »Hoffnung? Verflucht, was ist das - Hoffnung?«
    »Sie hält uns am Leben.«
    »Aber Muriel nicht.«
    »Das wissen wir, Mr. Borner. So schlimm es für Sie auch ist, versuchen Sie an die anderen Menschen zu denken, denen eventuell das gleiche Schicksal bevorsteht.«
    Er hob die Schultern.
    »Sie sind von einer Dienstreise gekommen?« Ich packte das Thema von der anderen

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