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0901 - Die Zweidenker

Titel: 0901 - Die Zweidenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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etwas enttäuscht. Es war doch alles nur ein Traum gewesen.
    Oder, besser gesagt, eigentlich ging der Traum noch weiter. Ich konnte die vier Fremden noch sehen. Und meine Schwester und meine Eltern waren immer noch stocksteif.
    Aber das würde sich gleich ändern.
    Ich kümmerte mich um nichts mehr, was um mich war, und ging ins Bett.
    Ich zog mir die Decke über den Kopf und redete mir fest ein, daß ich dadurch den Traum verscheuchen könnte.
    Ich ließ einige Zeit verstreichen, dann öffnete ich die Augen und warf die Decke ab. Mein Zimmer war nicht mehr orangefarben erhellt.
    Kerinnja lag neben mir. Sie atmete ruhig. Ich hob ihren Arm und ließ ihn lös. Er fiel kraftlos auf die Decke.
    Sie schlief tief und fest.
    Die Fremden waren verschwunden.
    Ich kroch vorsichtig aus dem Bett und lief leise zur Tür. Ich öffnete sie und blickte hinaus. Niemand war da.
    Nur das Nachtlicht brannte im. Korridor.
    Ich schlich zur Schlafzimmertür meiner Eltern, lauschte und öffnete sie dann vorsichtig.
    Haman Gheröl und Aldina Feyrön lagen entspannt in ihren Betten. Beruhigt kehrte ich in mein Bett zurück und war sofort eingeschlafen.
    Irgendwann wachte ich durch laute Stimmen auf. Ich wischte mir die Augen aus und sah Vater im Nachtgewand, wie er vor meinem Bett kniete und Kerinnja fest an sich drückte, die trocken schluchzte. „Was für ein Glück! Was für ein Glück!" rief Vater immer wieder. „Dann habe ich wohl doch nur schlecht geträumt. Aber es war alles so echt, als hätte die Invasion der Loower tatsächlich stattgefunden.
    Es war eine kritische Situation, und ich mußte um euch kämpfen."
    Als er geendet hatte, sagte Kerinnja: „Ich habe ähnlich geträumt. Ich konnte das Massaker der Loower wie eine Außenstehende beobachten. Ich warf mich dir in die Arme - und dann habe ich meinen Tod miterlebt ... Es war schrecklich!"
    „Was ist nur mit uns passiert!" hörte ich Mutter im Hintergrund mit zittriger Stimme sagen. „Wie kann man es erklären, daß wir alle drei das gleiche träumen. Auch mir war, als sei eine Meute von Loowern in unsere Wohnung eingedrungen und ..."
    Es versagte ihr die Stimme. Niemand fragte mich, ob ich ein ebensolches Traumerlebnis gehabt hätte.
    Ich wollte gerade den Mund auftun, um mich bemerkbar zu machen, aber da sagte Vater: „Zerbrechen wir uns nicht den Kopf über die Ursache unserer Träume. Hauptsache, es ist nichts passiert, und wir sind noch in unseren eigenen vier Wänden."
    „Das ist ein Irrtum", sagte da die bekannte Stimme aus meinem Traum. „Sie befinden sich nicht mehr in Ihrem Zuhause auf der Erde, sondern in der Neunturmanlage auf dem Mars. Diese Räume wurden nur der besseren Eingewöhnung wegen adaptiert. Aber betrachten Sie sich nicht als Gefangene, sondern als unsere Gäste. Ihnen soll kein Leid geschehen."
    Danach herrschte eine ganze Weile Schweigen. Kerinnja, Haman und Aldina rührten sich nicht, sie waren so bewegungslos wie in meinem Traum, der gar kein Traum gewesen war. „Glaubt ihm", sagte ich in die Stille. „Er sagt die Wahrheit. Ich weiß, daß er nicht lügt."
    Aber Mutter schien mich gar nicht zu hören, oder sie gab nichts auf meine Worte. Sie ging mit seltsam klagenden Lauten in die Knie und fiel zu Boden, wo sie wimmernd liegen blieb. Und ich hatte nicht die Kraft und den Mut, mich um sie zu kümmern.
    Vermutlich hätte eine solche Geste sie auch zu sehr befremdet.
    Sie tat mir leid. Und Kerinnja und Vater ebenso.
    Aber wie hätte ich ihnen begreiflich machen können, daß wir hier in guter Obhut waren? Sie hörten ja nicht auf mich. 5.
    Hergo-Zovran erlebte in seiner Türmerstube Goran-Vrans Leidensweg mit. Als der junge Loower, der durch den Unfall die Fähigkeit des entelechischen Denkens verloren hatte, schon beim ersten Kontakt mit menschlichen Marskolonisten fast sein Leben eingebüßt hatte, war der Türmer nahe daran gewesen, ihn einfach zurückzuholen.
    Aber Goran-Vran ertrug diese Demütigungen überraschend gefaßt, so daß Hergo-Zovran nicht einzuschreiten brauchte. Außerdem dachte der Türmer bei sich, daß der Tod für den unglücklichen Loower wahrscheinlich als Erlösung anzusehen war. Doch entging Goran-Vran der Selbstjustiz der Marskolonisten.
    Er wurde von einigen von ihnen, die ihren kühlen Verstand bewahrt hatten, in sicheren Gewahrsam genommen und tags darauf den Behörden übergeben.
    Der Türmer erwartete halb und halb, daß man den Loower nun zur Neunturmanlage zurückbringen würde. Doch der Psychologe Lank-Grohan,

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